Schwestern des Mondes 07 - Hexenzorn-09.06.13
war meine Entschlossenheit zurückgekehrt, und ich holte tief Luft. »Smoky, ich kann es mir nicht leisten, mir Sorgen um uns zu machen, wenn ich Dämonen und Ghulen gegenübertreten muss.«
Er nickte langsam. »Ich verstehe. Und da du mir ja nicht erlauben willst, dich von diesem Krieg fortzubringen, hast du recht. Ich hätte dir früher von der Verlobung erzählen sollen, aber ich dachte, ich hätte noch reichlich Zeit, mir etwas zu überlegen, ehe das zum Problem wird. Also gut. Mach dich auf was gefasst. Meine Sorge ist diese: Wir haben uns einen mächtigen Feind geschaffen, und ich habe Angst um dich.«
Ich runzelte die Stirn. Welcher mächtige Feind hatte noch keinen Hass auf uns entwickelt?
»Na wunderbar. Auf wessen Liste stehe ich jetzt wieder? Du hast mir erzählt, der Rat der Drachen sei auf deiner Seite, und deine Mutter ist vielleicht nicht gerade glücklich, aber du hast doch gesagt, dass sie ... o nein.« Ich griff mir an die Kehle, wo sich ein faustgroßer Kloß bildete. »Sag mir bitte, dass du nicht deinen Vater meinst? Was ist zwischen dir und deinem Vater vorgefallen, Smoky?« Die Erinnerung an Hytos Hand auf meinem Hintern schoss mir durch den Kopf.
»Hyto wurde aus dem Rat geworfen, und meine Mutter hat sich von ihm losgesagt. Er ist also nicht nur seinen Sitz im Rat los, sondern obendrein von der Familie verstoßen worden und hat jetzt keinerlei Rechte mehr über die Kinder. Im Prinzip hat meine Mutter sich von ihm scheiden lassen, und er hat die gesellschaftliche Stellung verloren, die wir Kinder ihm gebracht hatten. Meine Mutter hat schon lange darüber nachgedacht, und das war der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat.«
Ich spürte die Angst, die sich hinter dieser gelassenen Miene verbarg. »Ach du Scheiße. Was hat er denn angestellt? Ist es nicht ziemlich schwierig, aus dem Rat der Drachen rauszufliegen?«
»Normalerweise, ja. Aber er ist ein Weißer, und weiße Drachen gehören einer niedrigeren Kaste an und haben nicht viel Einfluss. Als die Ratsversammlung ihr Einverständnis zu meiner Vermählung mit dir gegeben hat, ist er ausgerastet und hat vom Schwingenfürsten verlangt, seine Entscheidung abzuändern. Schlimmer noch: Als sie ihn aus dem Rat geworfen haben, wollte er auch diese Entscheidung nicht hinnehmen.«
Beinahe hätte ich meine Zunge verschluckt. »Ist der Schwingenfürst euer König?«
»Nein, der Schwingenfürst ist der oberste Richter und Vorsitzende des Rates. Er ist ermächtigt, im Namen des Kaisers zu sprechen - wir haben keinen König -, wenn es um solche Dinge geht. Als Vater sich dem Rat widersetzte, hat der Schwingenfürst ihm befohlen, Mutters Dreyrie augenblicklich zu verlassen, und dann hat er ihn auf tausend Jahre zum Ausgestoßenen erklärt.«
Bilder von Drachen, die sich gegen andere Drachen erhoben, schössen mir durch den Kopf, und ich war froh, dass Smoky mich zurückgelassen hatte. Diese Szene hätte ich nicht mitansehen wollen.
»Ach, du Schande. Wurde jemand verletzt? Gab es einen Kampf?«
Smoky verzog das Gesicht, und sein Blick war kummervoll. »Beinahe. Vater hat Feuer gegen mich gespien, aber ich konnte ausweichen. Die Wachen haben ihm die Schwingen gefesselt, weil er sich dem Richtspruch widersetzt hatte. Und auf dem heiligen Grund des Rates dürfen niemals Flammen lodern. Nie. Nur der Kaiser und die Kaiserin dürfen bei Hof und bei Gericht Feuer speien.«
Er sah so unglücklich aus, dass ich ihn am liebsten in den Arm genommen und seine Schmerzen weggeküsst hätte, aber ich konnte nichts tun, um diesen Schlag erträglicher zu machen.
»Es tut mir so leid - und alles meinetwegen«, flüsterte ich. Wenn Smoky mich nicht kennengelernt hätte, wäre er nicht mit seinem Vater aneinandergeraten. Ich fühlte mich verantwortlich dafür, dass ich seine Familie zerstört hatte. Ich ging zum Fenster und starrte in die Herbstnacht hinaus. »Was kann ich tun, um das wiedergutzumachen? Gar nichts, oder?«
Smoky drehte mich herum und packte mich fest bei den Schultern. Er zwang mich, ihm in die Augen zu sehen. »Du brauchst dich für nichts zu entschuldigen. Für nichts. Zwischen Vater und mir wäre es ohnehin irgendwann so weit gekommen. Der Boden für diesen Konflikt wurde schon vor langer Zeit bereitet, ehe ich die Nordlande verließ.«
»Was meinst du damit?« Ich fühlte mich so jung im Vergleich zu ihm. Und tatsächlich war ich noch sehr jung. Eine erwachsene Frau, ja, aber noch ein Kind nach den Maßstäben der vielen
Weitere Kostenlose Bücher