Schwestern des Mondes 07 - Hexenzorn-09.06.13
die Spaltung der Welten sei ein unnatürlicher Zustand, und deshalb würde alles zusammenbrechen. Die Welt versucht, das Gleichgewicht wiederherzustellen.« Ich runzelte die Stirn bei dem Versuch, mich an alles zu erinnern, was die Erdwelt-Feenköniginnen und Großmutter Kojote mir gesagt hatten.
»Ihr habt recht. Es gibt keine Möglichkeit, das Gewebe des Raumes dauerhaft zu flicken. Wir glauben jedoch, dass wir die Geistsiegel benutzen können, in Verbindung mit magischen Mitteln, die zum Zeitpunkt ihrer Erschaffung noch nicht existierten.«
Was? Wie wollten sie das anstellen, ohne genau das zu riskieren, was wir verhindern wollten?
»Das ursprüngliche Geistsiegel wurde eigens zu dem Zweck geschaffen, die Welten auseinanderzureißen. Dann wurde es zerbrochen, und die Bruchstücke wurden versteckt. Wenn wir sie zusammenführen - selbst wenn ein oder zwei Teile fehlen -, würde das nicht die Welten wieder miteinander verbinden? Das ist doch der Grund, weshalb Schattenschwinge sie überhaupt haben will.« Entweder war ich unglaublich dumm, oder mir fehlten noch ein paar Stücke in diesem Puzzle.
Der König schüttelte den Kopf, und seine Mähne flog durch den Regen. »Das ist nicht genau unser Plan«, sagte er sanft. »Am besten erklärt Königin Asteria ihn Euch selbst.«
»Camille, schön, dich wiederzusehen.«
Ich zuckte zusammen, als die Elfenkönigin hinter einem ordentlich gestutzten Baum hervortrat. Ihre ältliche Gestalt schien verschwunden zu sein, und sie stand aufrecht und alterslos vor mir. Die Macht drang ihr aus allen Poren, so dass die Frau förmlich glühte. Hinter ihr erschien Titanias ehemaliger Geliebter - Tom Lane, oder vielmehr Tarn Lin. Neben ihm entdeckte ich Benjamin Welter, einen jungen Mann mit einer Spur Feenblut, den wir aus einer psychiatrischen Anstalt in der Erdwelt gerettet hatten. Und hinter ihnen kam ... Venus Mondkind? Was zum Teufel hatte der Schamane des Rainier-Pumarudels hier zu suchen?
»Euer Majestät! Tom ... Ben? Venus?« Ich wollte sie begrüßen, verstummte jedoch, als eine weitere Gestalt hinter einem weiteren Baum hervortrat. Es war Königin Tanaquar, und an ihrer Seite erschien mein Vater. Als mir bewusst wurde, dass ich mitten zwischen drei der größten Herrscher in der Anderwelt stand, wusste ich nicht, ob ich mich vor Ehrerbietung auf den Boden werfen oder in nervöses Kichern ausbrechen sollte.
Morio stupste mich in die Seite. Als er und Trillian Anstalten machten, sich zu verneigen, und ich in einen Knicks sinken wollte, winkte Königin Asteria ab. »Hier können wir auf Förmlichkeiten verzichten.« Sie bat uns mit einer Geste, auf dem kreisrunden Stück Rasen Platz zu nehmen, dass die Mitte des Labyrinths bildete. Das Gras war nass, aber ich ignorierte die Kälte. Feddrah-Dahns und sein Vater blieben stehen.
Als alle anderen saßen, sagte Königin Asteria: »Die Siegel können die Risse zwar nicht reparieren, doch wir haben festgestellt, dass man sie dennoch benutzen kann. Richtig eingesetzt, könnten wir mit ihrer Hilfe vielleicht die Portale und Grenzen stabilisieren.«
Ich starrte sie mit offenem Mund an. »Und wer soll sie benutzen?«, brachte ich schließlich ein wenig schrill hervor.
»Die Keraastar-Paladine. Die Ritter der Portale. Als ich Tarn Lin kennenlernte, war ich sicher, dass er aus irgendeinem Grund etwas Besonderes ist, und bei Benjamin ging es mir ebenso, also habe ich sie hierhergebracht. Meine Seher suchen nach weiteren Personen mit den gleichen Eigenschaften. Wir haben uns Venus Mondkind näher angesehen, und auch er besitzt die Energiesignatur, die wir suchen. Diese drei haben das Herz von dreien der Geistsiegel berührt. Sie sind tief mit den Edelsteinen verbunden.«
Ich begann leicht zu keuchen. »Aber sie sind alle menschlich ... na ja, Venus ist ein Werpuma, aber ...«
»Und das wird für alle neun Paladine gelten - seien sie männlich oder weiblich. Oder vielmehr werden sie alle aus der Erdwelt kommen. Anscheinend schmiedet die gegenseitige Prägung ein unzerstörbares Band. Nur sehr wenige sind in der Lage, sich auf diese Weise mit den Siegeln zu verbinden, aber es gibt ein paar ... Und wir brauchen sie hier, um sie als Hüter der Siegel auszubilden.«
Tausend Fragen schössen mir durch den Kopf. »Müssen sie alle das Siegel irgendwann einmal berührt haben? Warum können sie sie benutzen, ohne schlimme Folgen fürchten zu müssen? Was ist mit dem Siegel, das Karvanak uns gestohlen hat?«
»Geduld, Geduld«, entgegnete
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