Schwestern des Mondes 07 - Hexenzorn-09.06.13
um, wo der Zauberer in den Spalt gestürzt war. Ich wusste nicht, ob die Erde ihn zerquetscht oder erstickt hatte, und ich wollte es auch lieber nicht so genau wissen.
»Ihr brecht am besten unverzüglich zum Schwarzen Tier auf«, sagte der König. Er wandte sich an den Kronprinzen. »Du darfst tun, worum du gebeten hast, und Rejah-Dahns' Stelle einnehmen. Sie brauchen mehr Schutz, als sie ihnen bieten kann, und du verfügst über magische Fähigkeiten.« Upala-Dahns hielt inne und wandte sich dann an einen seiner Leibwächter. »Hol jemanden, der sich darum kümmert.« Er wies mit einem Nicken auf den Boden. »Vergewissert euch, dass der Zauberer tot ist. Findet den geflohenen Attentäter und exekutiert ihn. Verbrennt die Leichen.« Nach diesem grimmigen Befehl wandte sich der König ab und trabte davon.
Feddrah-Dahns warf den Kopf hoch und bedeutete uns, ihm zu folgen. Wir eilten zum Eingang des Palastes. Dort stand Iris neben einer Weide. Sie sah mich besorgt an, sagte aber nichts, während das Einhorn sie mit einem Wiehern begrüßte.
»Habt Ihr alles, was Ihr für die Reise benötigt?«, fragte er mich.
Ich nickte. »Ich habe meine Tasche bei mir, und Morio seine auch, glaube ich.«
»Alles da«, sagte er und tätschelte die Tasche, ohne die er nirgendwohin ging.
»Gut. Iris? Trillian?«
Iris hielt ihren Reisebeutel hoch.
Trillian zuckte mit den Schultern. »Geld und Waffen trage ich immer bei mir. Ansonsten gibt es nichts, worauf ich nicht verzichten könnte.«
»Dann sollten wir die Beine in die Hand nehmen und zusehen, dass wir hier wegkommen«, sagte ich.
»Seltsame Wortwahl, aber ja, wir müssen sofort aufbrechen«, bestätigte Feddrah-Dahns. »Ich nehme keine Leibwachen mit. Wir wissen nicht, wem wir vertrauen können, und es gibt Dinge, die unter uns bleiben müssen. Folgt mir, und bitte beeilt euch.« Er führte uns zum westlichen Tor hinaus und die Klippe hinauf, wobei er hin und wieder über die Schulter zurückschaute. »Niemand folgt uns. Ich glaube, meinem Vater ist nicht bewusst, wie besorgniserregend ich die ganze Situation finde. Das ist auch gut so.«
Wir sprachen nicht mehr, bis wir das Portal erreichten und Feddrah-Dahns unsere Reise an den Rand des Diesteltanns bestellte. Der Sprung war wie fast jeder andere, und als wir zwischen zwei gigantischen Zedern hervortraten, blieb ich stehen. Ich sah mir den Wald gründlich an, in den wir gleich vordringen würden. Uber dieses Waldland wusste ich nicht viel. Von den großen Wäldern der Anderwelt kannte ich mich vor allem mit dem Finstrinwyrd aus.
»Was für ein Wald ist das?«, fragte ich, als wir den grasbewachsenen Abhang hinunter auf einen Pfad zugingen, der in den Wald führte.
»Wie meint Ihr das? Es gibt hier Zedern, Tannen - hauptsächlich Nadelbäume.« Das Einhorn warf mir einen verwunderten Blick zu.
»Nein, nein. Das sehe ich. Ich meine ... Der Finstrinwyrd ist wild und ursprünglich und voll finsterer Gestalten. Wie würdet Ihr das Wesen des Diesteltanns beschreiben? Ich kann mich nicht erinnern, in der Schule viel darüber gehört zu haben.«
Mistelzweig, der auf Feddrah-Dahns' Schulter ritt, schnaubte. »Dann macht Euch auf eine Überraschung gefasst, Mylady. Dieser Wald ist viel gefährlicher als der Finstrinwyrd. Hier herrscht die Rabenfürstin, die Mutter der Raben - eine Elementarfürstin. Sie ist schlau und verschlagen und genießt es, sich andere durch Täuschung dienstbar zu machen.«
»Klingt nach Morgana«, bemerkte Morio und schob mich mit einer Hand im Rücken vorwärts.
»Entzückend. Ich frage mich, ob die beiden sich kennen. Morgana wird doch von einem Krähenschwarm begleitet ... Wahrscheinlich steht sie auch auf Raben.« Ich seufzte laut. »Können wir denn nie irgendwohin gehen, wo nicht schon der Fußabtreter mit Nadeln, Fallen oder anderen bösen Überraschungen gespickt ist?«
Iris kicherte mitfühlend. »Ich weiß, was du meinst.«
Wir stapften durch das kniehohe Gras, während der Nachmittag verstrich. Das Windweidental bestand hauptsächlich aus ebener Prärie, und die langen Halme schwankten wellenförmig mit jedem Lufthauch. Ihr leises Rascheln flüsterte im Wind.
Abseits des Waldes waren in dem breiten Tal kaum Bäume zu sehen, nur Büsche und hier und da ein See oder Weiher, an dem Tiere und Reisende sich erfrischen konnten. Die Ebene zog sich über mehrere Tagesreisen hin, wenn man zu Fuß ging, und grenzte im Westen an das Nebelvuori-Gebirge, wo die Zwerge lebten. Gen Süden ging sie in
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