Schwestern des Mondes 08 - Katzenjagd-09.06.13
fasst sie ja ganz sanft an, sonst reiße ich euch allen die Kehle heraus.«
Ich sah Morio an. »Glaubst du, der Wolfsdorn könnte dauerhaften Schaden angerichtet haben? Sharah hat gesagt, morgen müsste sie wieder ganz in Ordnung sein.«
»Sharah ist eine hervorragende Medizinerin, aber sie arbeitet kaum mit Magie. Nicht wie Camille und ich.« Morios Miene war ernst. »Ich habe das Gefühl, dass Camilles Zauber in den nächsten Tagen noch unzuverlässiger sein könnten als sonst. Ich hoffe schon, dass das nicht dauerhaft ist, aber wissen kann man das nicht. Wir müssen einfach abwarten.« Er eilte am Tisch vorbei und die Treppe hinauf.
»Verflucht. Ich will doch hoffen, dass sich das Zeug bis morgen vollständig abbaut. Aber die Nachricht von unserem geliebten Vater wird sie nicht so schnell verdauen.« Menolly sank langsam von der Decke herab. Grimmig sagte sie: »Scheiß wie dieser Wolfsdorn schadet der gesamten ÜW-Gemeinde, nicht nur den eigentlichen Opfern. Also, bist du so weit? Schauen wir mal nach den beiden Werwölfen. Ich will nicht die ganze Nacht unterwegs sein. Nerissa und ich können so wenig Zeit miteinander verbringen, da ist uns jede Minute kostbar.«
Ich schnappte mir meine Jacke und warf einen Blick zur Treppe. »Ich finde, wir sollten das Terror-Trio bei Camille lassen. Sie braucht alle Unterstützung, die sie kriegen kann. Vanzir, Roz? Würde einer von euch mit uns kommen?«
Vanzir sprang auf. »Ich gehe mit. Roz, du bleibst hier und geleitest Wilbur nach Hause.« Er holte seine schwere Jeansjacke und folgte uns nach draußen zu meinem Jeep. Menollys Jaguar war ziemlich unbequem für mich, weil ich so groß war, und der Sportwagen mochte ja ein schönes Spielzeug sein, aber nicht annähernd so nützlich wie mein Jeep.
Menolly nahm den Beifahrersitz, Vanzir stieg hinten ein. Als wir in den Sturm hinausfuhren, fragte ich mich, in wie vielen verregneten Nächten wir schon im Dunkeln aufgebrochen waren, um irgendeiner Gefahr entgegenzutreten. Mir war bewusst, dass wir dabei jedes Mal unser Glück herausforderten. Und dass es nicht ewig anhalten konnte.
Wir hatten schon so viel verloren, aber es gab noch viel, viel mehr, was unter unseren Füßen wegbrechen könnte. Jeder Schritt war ein Fragezeichen. Jeder Zug ein Risiko. Und wir konnten nichts weiter tun, als die beste Entscheidung zu treffen, die uns gerade möglich war, und zu hoffen, dass das gesamte Kartenhaus nicht über uns zusammenstürzte.
Kapitel 11
Menolly brummte, weil sie in meinem Jeep mitfahren musste, und ich gab ihr die passende Antwort. Vanzir lachte vom Rücksitz aus. Wir fuhren zuerst zu Doug Smith - er wohnte oben auf dem Queen Anne Hill, einem der höchsten Hügel von Seattle. Die Gegend war recht nobel, und ich stellte fest, dass mich der Gedanke überraschte, ein Werwolf könnte sich hier ein Haus leisten. So viel zu meinen eigenen Vorurteilen.
Während ich durch den strömenden Regen starrte, der meine Scheibenwischer in Hektik versetzte, erzählte Menolly Vanzir, was Trenyth bei uns gewollt hatte. Vanzir schwieg eine Weile, dann räusperte er sich.
»Ich weiß, dass ihr euren Vater liebt, aber das ist wirklich eine beschissene Art. Wenn er es mit der Königin treibt, wie ihr vermutet, dann wette ich zehn zu eins, dass die ihn dazu gebracht hat.« Er beugte sich vor und spähte zwischen den Vordersitzen hindurch. »Camille und ich haben nicht viel gemeinsam, aber sie ist schwer in Ordnung. Und sie tut, was sie tun muss. Wahrscheinlich passt es eurem Daddy einfach nicht, dass sie Trillian geheiratet hat, und als die Königin ihm einen guten Vorwand geliefert hat, Camille eine reinzuwürgen, hat er die Chance genutzt.«
Was er da sagte, klang logisch. Verdammt, ich dachte seit etwa einer Stunde ungefähr dasselbe. »Wir könnten ja Großmutter Kojote fragen, was wir tun sollen.«
Menolly stieß ein scharfes Fauchen aus. »Camille schuldet Großmutter Kojote schon die Bezahlung für ihren letzten
Rat. Schon vergessen? Die Alte hat ihr gesagt, dass ein Opfer gebracht werden müsse. Vielleicht ist es das.«
»Das glaube ich nicht. Um ehrlich zu sein, glaube ich, dass Henry das Opfer war, aber von dieser Vermutung würde ich Camille nie erzählen. Sonst fühlt sie sich noch verantwortlich für seinen Tod.« Ich riss das Lenkrad herum, um einem Hund auszuweichen, der plötzlich über die Straße rannte, und da mir auf der einsamen Vorortstraße gerade keine Autos entgegenkamen, schaltete ich das Fernlicht
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