Schwestern des Mondes 08 - Katzenjagd-09.06.13
eine Tasse Tee ein.
Wilbur betrachtete stirnrunzelnd Camille und schnupperte dann. »Wolfsdorn. Ich kann ihn an dir riechen. Hat deine Sinne ziemlich scheppern lassen, was, Mädchen?«
Ich warf Menolly einen Blick zu, weil ich mich fragte, ob sie ihm schon davon erzählt hatte, doch sie schüttelte den Kopf. »Du kannst das Zeug riechen? Was weißt du noch darüber?«
Er schluckte den Keks hinunter, ehe er antwortete: »Wolfsdorn - hab ich im Dschungel kennengelernt, als ich bei der Spezialeinheit war.« Wir hatten erst kürzlich erfahren, dass zu Wilburs Dienstzeit beim Militär einige Missionen mit irgendeinem speziellen Einsatzkommando gehört hatten. Diese Spezialeinheit war so geheim, dass sie nicht mal einen Namen hatte. Wir wussten nur, dass sie aus Marines bestand.
»Gibt es da unten im Regenwald viele Werwölfe?« Dass er irgendwo in Südamerika gewesen war, wussten wir, aber er hatte uns nie gesagt, wo genau.
»Ja, sind uns reichlich begegnet. Da unten gibt es Stämme von Gestaltwandlern, neben denen dein Panther aussieht wie ein Schmusekätzchen«, sagte er und wies mit einem Nicken auf mich. »Die Jaguarkrieger - tödlich, blitzschnell, unglaublich gefährlich. Aber selbst die sind nicht so schlimm wie die Caniden-Clans. Es gibt einen Stamm mexikanischer Grauwölfe, die bei uns die Dschungel-Stalker hießen. Sie sind geschickte Jäger und töten jeden Eindringling. Aber dann sind die Kojote-Wandler aus Nordamerika eingedrungen, und die sind sehr viel unberechenbarer. Man weiß nie, ob sie einem die Kehle aufschlitzen oder aus der Klemme helfen werden. Die haben Wolfsdorn dazu benutzt, ein paar von den Dschungelclans zu übernehmen.«
»Die Werkojoten benutzen Wolfsdorn? Aber ist das nicht so, als würden sie ihre eigenen Vettern verraten?« Ich hatte bisher nur wenige Wer-Präriewölfe kennengelernt - zum Beispiel Marion, eine Freundin von Siobhan, der Werrobbe. Marion gehörte das Superurban Café, und sie war eine von den Guten. Erst vor ein paar Wochen hatte sie Camille und unserer Freundin Siobhan geholfen, einem irren Stalker zu entkommen, der Siobhan verfolgt hatte. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Marion versuchen würde, andere Werwesen zu verdrängen.
»Moment mal - sind Kojote-Gestaltwandler echte Werwesen?«, fragte Roz.
»Ja«, antwortete Wilbur. »Aber sie gebrauchen eher den Begriff Gestaltwandler. Sie sind etwas anders als die meisten Werwesen. Es heißt, sie stammen vom Großen Kojoten selbst ab.«
»Hm, ein bisschen wie die Werspinnen, mit denen wir es zu tun hatten. Die stammten von Kyoka, dem Schamanen ab.
Aber sie waren keine natürlich entstandene Art.« Ich zögerte und räusperte mich dann. »Kojoten gibt es auch in Arizona, oder?«
»In so ziemlich jedem Bundesstaat, soweit ich weiß.« Wilbur runzelte die Stirn. »Also, was wollt ihr wissen? Eure Morticia hier hat gesagt, es geht um Zauberläden?«
Menolly fauchte ihn an, und er zeigte ihr den Stinkefinger. Alle erstarrten. Langsam wandte ich den Blick in ihre Richtung. Sie fixierte ihn. Nicht gut. Oh, das konnte übel ausgehen. Aber dann verblüffte sie uns alle - auch Wilbur, dem die Schweißperlen auf der Stirn standen -, indem sie in Lachen ausbrach. Ich entspannte mich.
»Wilbur, weißt du von irgendwelchen Hexern, die hier in der Gegend ein Geschäft aufgezogen haben? Jemand, der möglicherweise Wolfsdorn herstellen könnte? Das ist wirklich wichtig - es geht um Leben und Tod.« Camille beugte sich vor. Sie sah immer noch schwer gebeutelt aus, tat aber, was sie immer tat: Sie stellte die Pflicht an erste Stelle. »Bitte, wenn du irgendetwas weißt, sag es uns.«
Er musterte sie, ließ den Blick langsam über ihren ganzen Körper gleiten, doch ausnahmsweise wirkte dieser Blick nicht lüstern. »Ich weiß, wie übel dieses Zeug sein kann.« Seine Stimme klang barsch, aber ich spürte einen sanften Unterton heraus, den ich bei ihm noch nie gehört hatte. »Jemand hat mir mal eine Ladung davon verpasst, und ich war tagelang außer Gefecht. Natürlich habe ich auch kein Gegenmittel bekommen, aber trotzdem ... du siehst völlig erledigt aus. Okay, Süße. Gib mir was zu schreiben. Ich sage euch, was ich weiß.«
Ich schob Notizblock und Stift über den Tisch zu ihm hin, und er schrieb einen Namen und eine Adresse auf.
Wilbur ließ den Block zu mir zurückflattern. »Dieser Kerl ist vor ein paar Monaten in die Stadt gekommen. Ich habe gehört, dass er einen Laden eröffnet hat, also wollte ich mir mal ansehen,
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