Schwestern des Mondes 08 - Katzenjagd-09.06.13
ein.
»Sie fühlt sich sowieso dafür verantwortlich. Die Schuldgefühle wegen dieses alten Knaben wird sie nie überwinden. Aber ihr beiden Hühner überseht das Wichtigste. Und das ist nicht die Frage, was diese Sauerei ausgelöst hat, sondern wie ihr jetzt damit umgeht. Wollt ihr Camille zur Seite stehen oder zulassen, dass die sie in den Staub trampeln?« Vanzir klatschte von hinten an den Beifahrersitz. »Hat eine von euch sich die Mühe gemacht, euren Vater wissen zu lassen, was ihr von der ganzen Sache haltet?«
Ich warf Menolly einen raschen Blick zu, die ihn etwas verblüfft erwiderte. Und es gehörte schon einiges dazu, Menolly zu verblüffen. »Wir haben Trenyth eine Nachricht für ihn mitgegeben ...«
»Nachricht? Was denn, Mensch, Daddy, ich finde es nicht nett, was du meiner Schwester angetan hast? Ihr zwei seid wirklich nicht zu fassen. Wie könnt ihr so tödlich und wunderschön und zugleich solche Feiglinge sein? Pah.« Vanzir lehnte sich zurück, verschränkte die Arme und schüttelte den Kopf. Ich schaute in den Rückspiegel, und er warf mir mit hochgezogenen Augenbrauen einen herausfordernden Blick zu.
»Er hat recht«, sagte ich nach ein paar Minuten.
»Ja, aber das wollte ich erst nach einer ganzen Weile zugeben. Lass mir doch einen letzten Rest Würde.« Menolly seufzte tief - natürlich nur um des Effekts willen.
Manchmal musste es schön sein, dachte ich, in der Parfümabteilung oder vor dem Waschmittelregal nicht atmen zu müssen. Kopfschüttelnd lenkte ich meine Gedanken wieder auf das eigentliche Thema.
»Also, wollen wir den Flüsterspiegel anwerfen und Vater die Hölle heißmachen?«, fragte ich vorsichtig.
Menolly stieß einen leisen Pfiff aus und nickte. »Sieht ganz danach aus, nicht?«
Vanzir lachte sanft vom Rücksitz her.
Als ich am Straßenrand hielt, überkam mich ein unheimliches Gefühl. Dougs Haus war ein zweigeschossiges Monstrum mit zu vielen kleinen Fenstern. Drinnen brannte kein Licht, und der Garten wirkte überwuchert und ungepflegt. Der einzige Lichtschein kam von der Lampe neben der Haustür, die die Vordertreppe beleuchtete. Oder vielmehr die Steinplatte, die sich als Vordertreppe ausgab.
Wir stiegen aus. Eine Reihe geborstener Steinstufen führte in den Vorgarten, der zum Haus hin anstieg. Ich warf einen Blick auf den Briefkasten vor der Treppe. Die Klappe war halb geöffnet, und als ich sie aufzog, quoll die Post heraus. Stirnrunzelnd sammelte ich die Briefe auf, sah nach dem Adressaten - Doug Smith, wir waren hier also richtig - und stopfte sie wieder in den Briefkasten.
Im wuchernden Unkraut, das sich anstelle von Rasen vor dem Haus ausbreitete, hingen ganze Laubschichten, kupferfarben, braun und gelb. Der gepflasterte Weg war rissig, Un kraut drängte sich durch die Ritzen empor und verschob die
Platten. Farne und Gestrüpp wucherten unter den Fenstern und breiteten sich an den Mauern entlang aus.
Das Haus war alt und verwittert. Die Farbe blätterte von den Wänden, mehr als handtellergroße Stücke waren abgeplatzt. Die Fenster öffneten sich nach innen, und die schützenden Winterfenster waren von außen einfach darangenagelt statt ordentlich eingepasst. Zur Haustür gelangte man über eine weitere Treppe aus steilen Steinstufen - vierzehn insgesamt. Ein schmiedeeisernes Gitter rahmte die Treppe ein, und ich achtete darauf, es nicht zu berühren, während wir die schmalen Stufen emporstiegen. Das Letzte, was ich jetzt brauchen konnte, war eine hässliche Brandwunde.
Ich zögerte kurz, dann drückte ich auf die Klingel. Wir konnten es drinnen läuten hören. Als niemand kam, klingelte ich noch einmal und pochte kräftig an die Tür. Nichts.
Ich wechselte einen Blick mit Menolly und holte meinen Satz Picks hervor. Nur wenige Leute wussten, dass ich Schlossknacker-Werkzeug besaß, aber es war sehr praktisch. Nachdem ich mal in einem Nebenraum eingeschlossen gewesen war, während draußen die Ladenbesitzerin von einer Harpyie getötet wurde, hatte ich in aller Stille dafür gesorgt, dass ich nie wieder hilflos in einem Raum festsitzen würde. Jedenfalls nicht, wenn die Tür ein relativ einfach zu knackendes Schloss hatte. Ich machte mich an die Arbeit, und einen Moment später hörte ich ein schwaches Klick. Ich drehte am Türknauf, und die Haustür schwang auf.
Leise drückte ich sie weiter auf und schob mich durch den Spalt. Ich lauschte nach dem kleinsten Geräusch, suchte nach Anzeichen von Bewegung. Aber das Haus fühlte sich kalt und
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