Schwestern des Mondes 08 - Katzenjagd-09.06.13
Stockwerke hoch. Im Gegensatz zu unserem Haus musste an diesem dringend etwas getan werden - die Villa hätte es mit dem Haus der Munsters aufnehmen können. Die Farbe war verblasst, die Windfahne abgeknickt, mindestens drei der Fensterscheiben, die ich sehen konnte, hatten einen Sprung, und die vordere Veranda hing gefährlich durch.
»Die sollten mal ein bisschen Geld im Baumarkt ausgeben«, bemerkte Camille und schaltete den Motor aus. »Dieses Vordach sieht nicht gerade sicher aus. Gehen wir hintenrum, mal sehen, was wir da finden. Ich bin ziemlich sicher, dass wir schon ein paar. Banne ausgelöst haben, also machen wir schnell - rein und gleich wieder raus. Nur für den Fall, dass der Alarm auch bei ihnen im Laden gemeldet wird.«
Vorsichtig umkreisten wir das Haus. Ich ging voran und wünschte, ich hätte daran gedacht, meinen Dolch mitzunehmen, aber die Polizei von Seattle sah es nicht gern, wenn man in der Öffentlichkeit Waffen trug. Ich nahm ihn also mit, wenn ich wusste, dass uns ein Kampf bevorstand, ging damit aber nicht auf offener Straße spazieren.
Von hinten sah das Haus nicht besser aus als von vorn, doch zumindest wirkte die Holztreppe an der Hintertür stabiler. Vorsichtig stieg ich die Stufen hinauf und prüfte sie mit meinem Gewicht. Oben angekommen, winkte ich Camille weiter und machte mich gleich daran, das Schloss zu knacken.
Sie stand Schmiere, während ich meine Picks ins Schlüsselloch schob und darin herumstocherte. Gleich darauf hörte ich ein leises Klicken. Bingo! Wir waren drin. Vorsichtig schob ich die Tür auf und schlich mich nach drinnen, gefolgt von Camille.
Die Tür führte in eine Waschküche. Waschmaschine und Trockner hatten auch schon bessere Zeiten gesehen, und ich bekam allmählich den Eindruck, dass Van und Jaycee ihr gesamtes Geld in den Laden gesteckt hatten statt in ihr Haus. Eine zweigeteilte Tür führte zur Küche, und ich spähte durch die offene obere Hälfte, ehe ich die untere aufschob.
Die Küche war sauber und ordentlich. Zu ordentlich. Es gab keinerlei Anzeichen dafür, dass jemals irgendwer in diesem Raum aß - keine Obstschale auf dem Tisch, kein Geschirr im Spülbecken, weder Kaffeemaschine noch Toaster oder sonst irgendwelche Küchengeräte. Stirnrunzelnd öffnete ich den nächsten Küchenschrank, während Camille einen Blick in den Kühlschrank warf.
»Nichts«, flüsterte ich. »Kein Geschirr, kein Essen.«
»Hier ist auch nichts drin.«
»Bist du sicher, dass die menschlich sind?«, fragte ich. »Die Frau hat beinahe zu ... zu lebhaft und strahlend ausgesehen für einen YBM, aber ich dachte, das läge vielleicht an ihrer Magie.«
Camille lehnte sich an die Küchentheke. »Ich weiß nicht. Vampire können sie nicht sein, wenn sie tagsüber im Laden arbeiten. Aber du hast recht - sie hatte tatsächlich gewaltige Ausstrahlung. Allerdings hat mein Glamour bei ihr gewirkt.«
»Das könnte sie auch vorgetäuscht haben.« Dieser beunruhigende Gedanke scheuchte uns weiter in den nächsten Raum, der sich als Wohnzimmer entpuppte. Auch hier stand zwar das übliche Mobiliar herum, aber nichts deutete darauf hin, dass hier jemand wohnte. Alles war ordentlich, sauber, staubfrei ... aber da waren keine Fotos, überhaupt keine persönlichen Gegenstände, nichts, was uns mehr über Van und Jaycee verraten hätte.
»Das gefällt mir nicht«, sagte Camille. »Es ist zu ... steril. Wir müssen uns beeilen. Inzwischen bin ich ganz sicher, dass sie irgendeine Alarmanlage installiert haben und vielleicht schon auf dem Weg hierher sind. Und wenn man bedenkt, was wir alles nicht finden, fühle ich mich hier entschieden unwohl. Suchen wir nach einem Keller. Wäre das nicht das beste Versteck für Gefangene?«
Wir lugten durch Türspalten und suchten nach Stufen, die hinunterführten. Die ersten beiden Türen, die ich vorsichtig öffnete, gehörten zu kleinen Zimmern - offenbar Salon und Toilette. Auch in diesen Räumen wies nichts darauf hin, dass dieses Haus bewohnt sein sollte. Bei der dritten Tür hatte ich Glück und stieß auf eine Treppe dahinter. Ich winkte Camille zu mir. Sie hob die Hand und zückte ihr Handy.
»Ich rufe schnell zu Hause an und sage Bescheid, wo wir sind ... nur für alle Fälle.«
Der Gedanke an alle Fälle gefiel mir nicht, aber die Idee war gut. Camille erreichte Iris und sagte ihr, wenn sie nicht in zwanzig Minuten wieder von uns hörte, solle sie jemanden herschicken. Nachdem sie ihr Handy wieder eingesteckt hatte, stiegen wir die
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