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Schwestern des Mondes 09 - Vampirblut-09.06.13

Schwestern des Mondes 09 - Vampirblut-09.06.13

Titel: Schwestern des Mondes 09 - Vampirblut-09.06.13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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sie ist nicht in ihrem Zimmer. Es tut mir so leid – ich dachte, du wüsstest vielleicht, wo sie ist. Ich hoffe nur, dass sie sich nicht verirrt hat.«
    Entweder versuchte Sassy herauszufinden, was ich wusste, oder sie glaubte tatsächlich, Erin sei allein losgezogen und hätte sich verirrt. In beiden Fällen war es das Beste, Sassy so lange wie möglich nicht merken zu lassen, dass Erin mir von ihren nächtlichen Orgien erzählt hatte. Zumindest so lange, bis ich entschieden hatte, wie ich das Problem anpacken wollte.
    »Ja, sie ist hier. Erin hat mich vom Park aus angerufen. Sie ist nur spazieren gegangen und wusste auf einmal nicht mehr genau, wo sie ist. Ich habe sie mit zu mir nach Hause genommen – ich verbringe so wenig Zeit mit ihr. Es geht ihr gut. Ich bringe sie morgen Nacht vorbei.«
    Sassy zögerte. Dann kam es zaudernd: »Bist du sicher? Ich kann sie gern abholen.«
    »Nein, mach dir keine Gedanken. Erin und ich spielen Pyjama-Party. Ich rufe dich morgen Nacht an.« Ebenfalls gelogen. Ich hatte vor, unangekündigt bei ihr zu erscheinen, und ohne Erin. Denn das war endgültig vorbei. Erin würde keine einzige Nacht mehr bei Sassy verbringen.
    »Wenn du meinst …« Eine gewisse Anspannung in Sassys Stimme erregte meine Aufmerksamkeit. Eine Anspannung, die früher nicht da gewesen war. Ich lauschte der Nuance darunter. Sie hat Hunger. Sassy hatte Hunger und wollte jagen. Das Gefühl kannte ich nur zu gut, aber ich jagte innerhalb eines strikten Rahmens. Sassy hingegen hatte die Grenze überschritten.
    Als ich mich verabschiedete, fragte ich mich wieder: Hatte ich das Recht, Sassys Wilderei ein Ende zu machen? Sie wurde zum Raubtier, aber stand es mir deswegen zu, Richterin, Geschworene und Henker zu spielen?
    Ja, sie hatte mich gebeten, ihr Leben zu beenden, falls ich je bemerken sollte, dass sie abglitt. Aber würde sie das jetzt noch wollen? Wäre sie immer noch willens, einfach dazustehen und auf den Pflock zu warten? Würde sie selbst in die Sonne gehen, wenn ihr bewusst wurde, wie weit es mit ihr gekommen war? All das änderte nichts an der Tatsache, dass Sassy Erin zufolge Unschuldige entführte und quälte. Und das war inakzeptabel.
    »Menolly?« Ich wandte den Kopf und bemerkte, dass Erin mich anstarrte. »Ja?«
    »Sassy und ich haben oft darüber gesprochen, was richtig und falsch ist … gut und böse. Sie wollte gar nicht zur Vampirin werden. Sie hatte nicht selbst die Wahl. Sie hat mir mehr als einmal erzählt, dass sie nicht ›zu den Bösen gehören‹ will, wie sie sich ausgedrückt hat. Und dass sie mich zwar sehr liebt, aber …«
    Erin ließ den Kopf hängen, und eine blutige Träne lief ihr übers Gesicht. Ich streckte die Hand aus, hob sacht ihr Kinn an und bat sie mit einem Nicken fortzufahren. »Sie hat mir gesagt, dass sie das Gefühl hat, es liege nicht mehr viel Zukunft vor ihr. Dass es ihr zu schwerfällt, den Jagdtrieb zu kontrollieren.«
    »Es tut mir leid, Erin. Es tut mir schrecklich leid.« Ich wusste, dass meine Tochter und Sassy sich ineinander verliebt hatten. Allerdings hatte ich ihnen geraten, diese Zuneigung noch nicht auszuleben – nicht, bis Erin lange genug gelebt hatte, um zu wissen, was sie wollte.
    Erin zuckte mit den Schultern. »Mir auch. Vor ein paar Monaten habe ich mich vor meiner Familie geoutet, als Lesbe und als Vampirin, und sie haben mich aus ihrem Leben verbannt. Ich bin ganz allein auf der Welt und mir meiner selbst noch nicht sicher. Sassy ist alles, was ich habe.«
    »Nein, das stimmt nicht.« Ich legte ihr beide Hände auf die Schultern. Sie war ein bisschen größer als ich, aber sie wirkte so unsicher und zaghaft. »Du hast mich – ich bin deine Blutsmutter. Du hast Tim und Camille und Delilah. Sie haben dich alle gern, und Tim ist dein bester Freund. Wir sind deine Familie. Vergiss das nie.«
    »Tim ist jetzt verheiratet. Er … er gehört in die Welt der Lebenden, nicht in unsere Welt.« Sie biss sich auf die Lippe, und ich begriff, wie entfremdet sie sich von allem fühlte, was ihr je etwas bedeutet hatte.
    »Tim und du, ihr wart die besten Freunde«, sagte ich langsam. »Leider ändert sich vieles, wenn man hinter den Schleier tritt und dann zum Vampir wird, aber das bedeutet nicht, dass jede Bindung, die du früher hattest, mit deinem alten Leben sterben muss. Tim hat Jason geheiratet, aber er mag dich trotzdem sehr. Er vermisst dich. Er wartet nur darauf, wann du dich so weit an dein neues Dasein gewöhnt hast, dass ihr wieder befreundet

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