Schwestern des Mondes 09 - Vampirblut-09.06.13
vollkommen selbstsicher. Und er wollte, dass ich ihn zum Mittwinter-Ball der Vampire begleitete.
Ich zögerte. Roman war ein Freund von Sassy. Wie sollte ich ihn fragen, was ich wissen wollte, und dabei Sassys Zusammenbruch verschweigen? Und ich musste ihm etwas davon sagen – auf keinen Fall würde ich mit dem Paten unter den Vampiren irgendein Spielchen versuchen. Das konnte nur schiefgehen.
»Ich brauche Ihre Hilfe, sofern Sie bereit sind, mir zu helfen.« Schon draußen. Schlicht und auf den Punkt.
Er lachte wieder, und seine satte Heiterkeit strömte über mich hinweg wie köstlicher Honig. »Und was sind Sie bereit, mir dafür zu bieten? Doch zuerst – werden Sie als meine Begleiterin mit mir zum Ball gehen?«
Das mochte wie eine Frage klingen, war aber eine elegant verhüllte Forderung. Ich verdrehte die Augen und dachte mir: Ach, was soll’s – kann schon nicht schaden. Nerissa würde ohnehin nicht mitkommen können. Es empfahl sich wirklich nicht, Atmer zu einer Vampirsoiree mitzunehmen.
»Ja, sehr gern. Danke für die Einladung. Abendgarderobe, nehme ich an?«
»Wunderbar, und ja. Suchen Sie sich etwas aus, das Ihnen gefällt, und lassen Sie mir die Rechnung schicken. Es wäre mir ein Vergnügen, Ihnen ein Ballkleid zu kaufen. Und einen Pelz, wenn Sie möchten.«
Holla. Ein Abendkleid und einen Pelzmantel beim ersten Date? Ich wollte etwas sagen, verkniff mir jedoch den Widerspruch. Auch dieser Machtkampf war etwas, worauf ich mich nicht einlassen wollte. Noch nicht. Er konnte mich mit einem bloßen Wimpernschlag auslöschen, obwohl Dredges Blut in meinen Adern floss.
»Äh … danke, aber ich habe genug Kleider.«
»Das Angebot steht. Also, wobei benötigen Sie meine Hilfe? «
Das hämische Grinsen, das ich hinter den Worten hörte, ärgerte mich, aber ich riss mich zusammen. »Wir haben ein Problem. Ich glaube, in der Stadt treibt ein Vampir-Serienmörder sein Unwesen. Ich muss dem ein Ende machen.«
Eine kurze Pause. Dann: »Und was genau soll ich für Sie tun? Solche Angelegenheiten interessieren mich nicht. Sie kommen ihm schon auf die Spur, oder eben nicht. Früher oder später werden Sie ihn gewiss finden und töten. Sie sind eine zu gute Agentin, als dass er Ihnen entkommen könnte. Und wenn es vorüber ist, wird vorerst Ruhe herrschen, bis Sie sich einen anderen Fall vornehmen.«
Irgendwie gab mir sein Vertrauen in mich kein gutes Gefühl. »Haben Sie irgendetwas Ungewöhnliches mitbekommen? Vielleicht von einem Neuling gehört, der nicht ins Gleichgewicht findet?«
»Eine Menge Vampire gehen nach der Verwandlung in die Irre. Sie treten in den Schatten und verlieren jegliche Vernunft. Diejenigen unter uns, die ein hohes Alter erreichen, müssen ihr Gewissen unterdrücken und dabei Vernunft und Verstand bewahren.«
Irgendetwas an der Art, wie er das sagte, ließ mich schaudern. »Ich verstehe. Ihnen ist doch klar, dass dieser Vampir uns allen das Leben schwermachen wird.«
»In der Tat. Zwar sind mir die Menschen gleichgültig, von denen er sich nährt, doch er wird uns in Verruf bringen. Wir halten uns an die Vereinbarung, einen offenen Krieg möglichst zu vermeiden, doch nicht alle Vampire haben diesem Vertrag zugestimmt. Bis die Regenten eingesetzt sind, haben wir keine offizielle Führung, die derartiges Fehlverhalten mit Zustimmung der menschlichen Regierung ahnden kann. Was mich zu einem Thema führt, das ich gern mit Ihnen besprechen würde: Ihrem Freund Wade.«
O-oh. Wade kandidierte für das Regentenamt, gegen Terrance aus dem Fangzabula. Unterstützte Roman Terrance’ Kandidatur? Ich hoffte nicht, denn das würde mir eine Menge über ihn sagen, wovon ich lieber nichts wissen wollte. Obwohl ich Wade nach meinem Rausschmiss bei den Anonymen Bluttrinkern von meinem geistigen Radar gestrichen hatte, hoffte ich, dass er die Wahl gewinnen würde. Zumindest würde die Domäne dann von einem halbwegs vernünftigen Machthaber geleitet. Terrance war eine wandelnde Schererei.
Roman räusperte sich, und ich hörte ein leises Pfeifen. Offenbar rauchte er eine seiner Zigarren. Roman war vielleicht Hedonist, aber er ließ nicht zu, dass seine Leidenschaften sein Leben beherrschten. Er hatte die Kontrolle, und zwar immer und über alles.
»Diese Angelegenheit betrifft Sie direkt. Ich habe einen Auftrag für Sie, Menolly.«
Großartig. Noch jemand, der mich am Ärmel zupfte, und ich konnte es mir nicht leisten, ihn zu ignorieren. »Was sollen wir denn für Sie tun?« Ich warf einen
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