Schwestern des Mondes 09 - Vampirblut-09.06.13
war halb Drache, halb Stradoner – ein Schattenwandler.
Wenn er nicht Delilahs Liebster gewesen wäre, hätte ich ihn sehr anziehend gefunden. Er hatte die typische finstere Energie der Schattenwelt an sich, in die alle Untoten gehüllt waren, doch er war lebendig und voller Kraft und Feuer. Ich lächelte, als ich das goldene Tigerkätzchen sah, das sich neben ihm auf dem Bett zusammengerollt hatte.
Meine Schwester. Sie schlief oft in ihrer Katzengestalt, weil sie es so gemütlicher fand, und wir fanden das alle unglaublich liebenswert. Ich schlüpfte leise durch den Türspalt, um Shade nicht zu erschrecken, doch sobald ich einen Fuß in das Zimmer setzte, schoss er hellwach im Bett hoch, einen Dolch in der Hand. Wo der plötzlich herkam, konnte ich mir nicht erklären, aber seine Reflexe waren vom Feinsten, so viel war sicher.
Als er mich sah, entspannte er sich. »Menolly, es tut mir leid – ich wollte dich nicht mit der Waffe bedrohen. Reiner Reflex.« Er ließ den Dolch sinken, blickte an sich herab und zog sich die Decke über den Schoß. »Stimmt etwas nicht?«
»Ich kann es nicht erwarten, dich in einer Schlacht zu erleben«, platzte ich heraus. »Du bist ein phantastischer Kämpfer, oder?«
Shade lachte mit satter, volltönender Stimme. Seine Haut hatte den warmen Farbton von Karamell, und das weizenblonde Haar, das ihm über die breiten Schultern floss, war mit Strähnen in Honig und Bernstein durchsetzt. Eine Narbe verunzierte sein Gesicht, doch sie harmonierte irgendwie mit seiner Persönlichkeit.
»Ja, meine vampirische Freundin, Schlachten sind mir nicht fremd.«
Ich erinnerte mich daran, weshalb ich eigentlich hier war, beugte mich herab und streichelte Delilah wach. »He, Kätzchen. Wach auf. Ich muss dich sprechen. Unten.«
Die Katze räkelte sich genüsslich mit einem völlig seligen Ausdruck. Dann schimmerte sie und begann sich zu verwandeln. Ich trat zurück, und Shade schlüpfte unter der Bettdecke hervor und zog seinen Morgenmantel an. Kurz darauf erschien Delilah auf dem Bett, komplett mit Hello-Kitty-Schlafanzug. Deshalb also war ihr Halsband rosa gewesen statt blau.
»Komm mit, Kätzchen. Wir gehen runter in die Küche, und ich erzähle euch, was passiert ist, seit ihr ins Bett gegangen seid. War eine ereignisreiche Nacht für mich.«
Sie tapste zu Shade hinüber und schmiegte sich in seine Arme. Er umfing vorsichtig ihre Taille – die Rippen, die Stacia ihr vor ein paar Monaten gebrochen hatte, taten immer noch ein bisschen weh – und küsste sie auf den Mund. Ein Funken leuchtete zwischen ihnen auf, und ich sah zu, wie sie sich küssten, innig und lang, durch ein unsichtbares Band miteinander verknüpft. Delilah hatte das noch nie mit jemandem gehabt, und ich war sehr dankbar dafür, dass sie es jetzt erlebte.
Dennoch räusperte ich mich kurz darauf. »Ich schicke sie dir in ein paar Minuten wieder hoch. Park schön wieder ein.«
Shade lachte und zwinkerte mir zu. »Verehrte Menolly, es ist hart und grausam von dir, mir meine Delilah zu entreißen, aber ich werde brav sein und auf sie warten.«
Er glitt wieder ins Bett, und Delilah und ich stiegen die Treppe hinunter.
»Da hast du dir einen guten Mann geangelt. Er stinkt förmlich nach Loyalität.« Mein Tonfall war neckisch, aber ich meinte es ernst. Er war wie verzaubert von meiner Schwester. Zu Camille und mir war er stets höflich, doch es war nicht zu übersehen, dass er sein Herz in die Hände unserer Schwester gelegt hatte.
»Er ist … Es ist so einfach. Einfach, mit ihm zusammen zu sein. Einfach, mit ihm zu reden. Einfach, mich an ihn zu lehnen, wenn ich nervös bin. Wir lachen so viel zusammen. Ich fühle mich sicher bei ihm – ich brauche gar nicht darüber nachzudenken. Wir können einfach nur sein. So etwas habe ich noch nie erlebt. Ich glaube …«
Sie verstummte, dann zuckte sie mit den Schultern. »Ich glaube, so ist das, wenn es echte Liebe ist. Mit Chase war es, als wäre ich ein Teenager. Ich musste austesten, was Liebe für mich bedeutet, das Gefühl mal anprobieren, sozusagen. Aber irgendetwas hat gefehlt. Und ich glaube, dass ich das bei ihm nie gefunden hätte. Ich liebe Chase, aber ich glaube, das zwischen uns war nie wahre Liebe.«
»Wie hat Zachary es aufgenommen?« Wir brachten den Werpuma möglichst selten zur Sprache. Delilah und Chase fühlten sich immer noch schuldig, weil er so schwer verletzt worden war. Er hatte Chase das Leben gerettet und dabei einen üblen Schlag abbekommen, und
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