Schwestern des Mondes 09 - Vampirblut-09.06.13
uns hier leicht verlaufen. Was zum Teufel ist in dieser verrückten Stadt passiert?«
»Wie gesagt, in den späten achtzehnhundertachtziger Jahren hat ein Großbrand fünfundzwanzig Häuserblocks zerstört. Was ihr hier unten seht, sind die Überbleibsel der ursprünglichen Straßen und Gebäude von …« Chase duckte sich. »Scheiße! Spinne! Igitt«, stieß er hervor, streifte sich etwas von der Schulter und trampelte darauf herum.
Wir verteilten uns in dem Raum.
»Was meint ihr, was das früher mal war? Eine Straßenkreuzung?« Morio ließ den Lichtstrahl über den Boden vor seinen Füßen huschen. Holzbretter, zersplittert und hier und da auch durchgefault, bildeten den Bodenbelag.
»Wahrscheinlich ein kleiner Markt oder so was«, sagte ich. Da strich plötzlich eine Brise an mir vorbei. »Hier unten gibt es doch keinen Wind, oder?«
»Kann ich mir nicht vorstellen«, antwortete Vanzir. »Warum?«
»Mich hat gerade etwas am Ellbogen gestreift, und wenn es kein Luftzug war, dann ist irgendetwas anderes an mir vorbeigeflogen.« Ich wollte gerade einen der abgehenden Tunnel erkunden, als mich ein weiterer Windstoß traf, aber diesmal hart und mitten in den Rücken wie große Hände, die mich nach vorn schubsten. »Wer zum Teufel ist da?« Ich fuhr herum.
Camille kreischte und fiel seitwärts zu Boden. »Verdammt! Jemand hat mich niedergeschlagen.« Hastig rappelte sie sich auf.
»Schnell! Rücken an Rücken!« Ich eilte zu ihr, und wir fünf bildeten einen Kreis, so dass wir einander den Rücken deckten. »Wer ist da? Was wollen Sie?«
Doch wir hörten nur das laute Echo, mit dem ein Lachen von den Wänden widerhallte. Und dann erloschen plötzlich unsere Taschenlampen, und wir standen in völliger Dunkelheit.
Kapitel 13
Verfickte Scheiße! Was zur Hölle …« Vanzirs Stimme hallte durch die Dunkelheit, und unser unsichtbarer Angreifer traf auch mich.
Camille stieß einen weiteren Schmerzensschrei aus. »Irgendwas hat mich gekratzt, verflucht, das brennt.«
»Das reicht jetzt.« Morio knurrte und nahm offenbar seine volle Dämonengestalt an – ein zwei Meter vierzig großer Yokai-kitsune, eine Mischung aus prachtvollem Mann und gefährlichem Fuchs mit Klauen, die einen Büffel ausweiden konnten. Er murmelte etwas, ein Blitz krachte, und in der Finsternis danach erkannte ich allmählich Gestalten um uns herum.
Es waren körperlose, schwarze Umrisse, jetzt umhüllt von einer schwachen grünen Aura, und sie waren überall. Zehn oder elf von ihnen umkreisten uns – gesichtslose Schattenmänner.
»Was ist das? Geister?« Camille atmete wieder normal, aber ihre Stimme zitterte noch.
»Keine Geister«, entgegnete Morio. »Ich weiß nicht, was das ist.«
Chase seufzte tief. »Ich sehe in sie hinein. Sie sind … Bruchstücke des Bösen, die sich als Schatten materialisieren. Sie haben kein richtiges Bewusstsein, aber sie gieren nach unserer Lebenskraft.« Seine Stimme klang entrückt, als sei er tausend Meilen weit weg.
»Chase?« Ich hörte Camilles Kleidung rascheln, als sie sich nach ihm umwandte. »Woher weißt du das?«
»Keine Ahnung, ich weiß es einfach«, flüsterte er so leise, als fürchtete er sich vor seiner eigenen Stimme. »Wir brauchen Licht.«
Morio nuschelte etwas, und Fuchsfeuer erhellte den Raum mit kaltem Neonlicht. Die Wirkung war gespenstisch – die Schattenmänner, die uns umkreisten, und eine grüne Lichtkugel über unseren Köpfen.
»Also, was machen wir mit denen?« Ich starrte unsere Gegner an. Sie konnten uns offensichtlich verletzen, denn sie hatten Camille niedergeschlagen und mich beinahe von den Füßen gefegt. Und jetzt, im Licht des Fuchsfeuers, konnte ich sehen, dass Camille aus einem langen Kratzer am Arm blutete. »Alles okay?«
Sie blickte darauf hinab und zuckte mit den Schultern. »Ja, sofern sich nicht herausstellt, dass die Wunde vergiftet ist. Ich bin jetzt schon so oft verletzt worden, dass ich mir vorkomme wie eine wandelnde Zielscheibe. Lasst es mich mit einem Blitz aus Mondenergie versuchen.«
»Scheiße. Bloß keinen Kurzschluss. Wir dürfen uns hier nicht allzu weit verstreuen.«
Sie nickte, hob die Hände und schloss konzentriert die Augen. Unauffällig wich ich ein Stück beiseite. Die Todesmagie, die sie mit Morio wirkte, klappte normalerweise gut, aber ihre Mondmagie ging öfter nach hinten los. So eine Fehlzündung passierte schnell.
Während sie die Macht der Mondmutter herbeirief, stürmte einer der Schatten plötzlich auf mich los.
Weitere Kostenlose Bücher