Schwestern des Mondes 09 - Vampirblut-09.06.13
Camille legte ihm eine Hand auf den Arm. »Hör auf. Er kann nicht anders – es liegt in seiner Natur.« Sie nickte Vanzir zu. »Verstanden. Ich werde mich bemühen, dir im Kampf nicht zu nahe zu kommen.«
Er lächelte sie traurig an. »Das würde ich dir dringend raten, Süße.«
»Was jetzt?«, fragte Chase.
»Die wichtigere Frage ist: Was hast du mit diesem Ding gemacht?« Ich starrte ihn an. »Die waren nicht so leicht umzuhauen.«
Chase sah mich verwirrt an. »Ich weiß es nicht, um ehrlich zu sein. Ich habe nur … ich habe ihm einen Stoß versetzt. Ich weiß noch, dass ich gedacht habe Weg von mir, und ich … ich habe es geschubst, und da ist es verschwunden.«
»Geschubst … weißt du, ob du es körperlich oder mit deinem Geist berührt hast?« Camille war herumgewirbelt und musterte den Detective.
Er zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Ich kann mich wirklich nicht erinnern, wie ich das gemacht habe.«
Ich fing Camilles Blick auf und schüttelte warnend den Kopf. Es war offensichtlich, dass Chase’ Fähigkeiten sich entfalteten, aber worin sie bestanden und wie sie sich entwickeln würden, mussten wir nicht ausgerechnet jetzt herausfinden, tief unter den Straßen von Seattle. »Was du auch getan hast, es hat funktioniert. Also, was jetzt … verdammt, ich weiß es auch nicht. Wir könnten jeden dieser Gänge erforschen, aber ich hätte Angst davor, dass wir uns verirren.«
»Wie wäre es, wenn wir zu dem Haupttunnel zurückgehen und schauen, wo der hinführt?« Vanzir wies mit einem Nicken in die Richtung, aus der wir gekommen waren. »Diese Gegend hier erscheint mir im Moment zu gefährlich.« Er wirkte zappelig.
Ich starrte ihn an. »Was ist denn mit dir los?«
Er blinzelte. »Nichts. Ich will nur nicht, dass jemand verletzt wird.«
Camille zuckte mit den Schultern. »Da hat er wohl recht.«
»Okay«, sagte ich. »Die Gänge, die von dieser Kammer ausgehen, sehen sowieso zu schmal und zu dunkel aus. Und aus irgendeinem Grund funktionieren unsere Taschenlampen hier nicht.« Ich führte die anderen zurück zu dem schmalen Durchgang, und wir eilten hinaus zum Haupttunnel. Sobald wir dort ankamen, gingen unsere Lampen wieder an.
»Es gefällt mir hier unten gar nicht«, bemerkte Camille und rückte dichter an Morio heran. Er schlang ihr einen Arm um die Schultern. »Ich finde es grässlich unter der Erde.«
»Ich weiß. Also machen wir, dass wir vorwärtskommen.«
Wir reihten uns wieder in der ursprünglichen Formation auf. Nach zehn Minuten in dem Hauptgang blieb ich stehen und blickte auf. Trübe, schmale Lichtstreifen drangen zu uns herab.
»Wartet hier«, sagte ich, zog mir die Handschuhe über und kletterte wieder eine Eisentreppe hoch. Als ich oben ankam und vorsichtig den Kanaldeckel beiseiteschob, stellte ich überrascht fest, dass ich mitten in dem Park herausgekommen war, wo ich die Frauenleiche entdeckt hatte. Etwa zehn Meter vom Fundort entfernt, um genau zu sein. Das bedeutete, dass unser Serienmörder sich wahrscheinlich in diesem Tunnelsystem durch das Viertel bewegte. Wenn ich damit richtiglag, hatte er sich vermutlich irgendwo da unten häuslich eingerichtet.
Ich krabbelte hastig die Leiter wieder hinunter. Zwei Meter über dem Boden sprang ich ab und drehte mich um, um den anderen zu sagen, was ich herausgefunden hatte. Da schrillte ein Kreischen und Gelächter durch den Tunnel, und eine der geborstenen Bodendielen schoss in die Luft, direkt auf mich zu. Morio stand mir am nächsten und machte einen Hechtsprung, um mich beiseitezustoßen, doch dabei traf das spitz abgesplitterte Ende ihn an der Seite und bohrte sich tief hinein. Blut schoss aus der Wunde hervor, und Morio sank stöhnend zu Boden.
»Scheiße!« Ich war mit einem Satz bei ihm. Da fiel Camille schon neben ihm auf die Knie, während Vanzir und Chase sich vergeblich nach dem Angreifer umsahen. Im nächsten Moment prasselten Steine auf uns herab wie ein Hagelschauer, manche davon so groß wie meine Faust. Die taten richtig weh und trafen uns alle.
»Was machen wir jetzt?«, schrie Chase und versuchte, Camille und Morio zu schützen.
Vanzir stieß Chase beiseite. »Schafft den Kitsune nach oben«, sagte er. »Ich kann ihn nicht mitnehmen. Wenn ich versuche, ihn durch den Astralraum zu bewegen, könnte diese Wunde noch viel schlimmer werden.«
»Ich mache das«, sagte ich und löste Camilles Finger von Morio. Sie versuchte schluchzend, ihn zu sich zu bringen. Morio hatte das Bewusstsein verloren,
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