Schwestern des Mondes 09 - Vampirblut-09.06.13
Pfund feinstes Rindfleisch für eine Räumung. Zwanzig Pfund feinstes Rindfleisch für eine zweite. Werden wir handelseinig?«
Ich blickte in diese uralten Augen, nicht von dieser Welt, und fragte mich, wie lange die Alten Feen sich noch mit dem modernen Zeitalter abfinden würden. Wie lange, ehe sie sich zusammentaten und das Land wieder ihrer erbarmungslosen Natur unterwarfen? Sie besaßen noch all ihre Kräfte, und falls sie sich je entschließen sollten, an einem Strang zu ziehen, würden sie so fulminant und tödlich sein, dass Geschöpfe wie unser Serienmörder-Vampir es sich nicht einmal vorstellen konnten.
Aber dieser Tag war nicht heute. Ivana Krask legte den Kopf schief, und ihre Eule tat es ihr gleich. »So sei es. Zwanzig Pfund rohes, feinstes Rindfleisch für zwei Räumungen. Wo treffen wir uns?«
Ich nannte ihr die Adresse des verlassenen Imbisslokals. »Das ist das erste Haus. In einer Stunde bin ich mit deinem Rindfleisch dort. Zehn Pfund für den Anfang, und weitere zehn, wenn du den zweiten Ort befreit hast.«
Sie fauchte und verbog sich auf eine Art, die mich unangenehm an einen Käfer oder eine Spinne erinnerte, die mich besser zu sehen versuchte. Gleich darauf hielt sie eine Hand hoch, und ich presste vorsichtig meine Hand dagegen.
»Wir haben eine Abmachung, Vampyr. Nun geh, und komm ja nicht zu spät, sonst setze ich den Preis fest. Das Fleisch eines Vampirs habe ich noch nie gekostet, und dieser neuen Erfahrung wäre ich nicht abgeneigt.« Damit zog sie sich in die Dunkelheit zurück, und ich machte mich eilig auf den Weg zum nächsten großen Supermarkt. Ich füllte einen Einkaufswagen mit haargenau zwanzig Pfund bestem Rindersteak. Ein Pfund zu viel, und die Maid von Karask würde beleidigt sein. Eines zu wenig, und sie würde das fehlende Pfund aus meinem Fleisch schneiden.
Ich legte trotzdem zwei Pfund mehr in den Wagen, nur für den Fall, dass der Supermarkt nicht richtig abgewogen hatte, verpackte sie aber separat. Als ich die Einkaufstüten zu meinem Jaguar hinaustrug, fragte ich mich, was zum Teufel ich mir eigentlich dabei dachte. Aber ich wollte nicht, dass noch jemand in Gefahr geriet, und weder Delilah noch Camille sollten mich begleiten. Auf der Fahrt zum Greenbelt Park District kam mir der Gedanke, dass mein Leben aus einer Horrorfilm-Szene nach der anderen bestand.
Seltsamerweise fand ich das gar nicht so schrecklich.
Kapitel 15
Ich saß gegenüber von dem Imbisslokal in meinem Jaguar und starrte das dunkle Gebäude und den noch dunkleren Häuserblock an. Ich wollte wirklich nicht noch mal da rein. Ich wollte Ivana Krask nicht treffen. Und schon gar nicht wollte ich Ivana Krask in dem Lokal treffen. Die Vorstellung, mit einer der Alten Feen an meiner Seite in ein stockdunkles Gebäude zu gehen, in dem es definitiv feindselige, schwer zu besiegende Geister gab, war wirklich nicht verlockend. Als ich sie die Straße entlanghuschen sah, holte ich mein Handy hervor und rief Roman an.
»Hör mal, ich treffe mich gleich mit Ivana, um ein paar dieser durchgeknallten Geister zu beseitigen. Wenn ich mich nicht innerhalb von zwei Stunden wieder bei dir melde, ruf bitte bei mir zu Hause an und sag Bescheid, wohin ich gegangen bin, und mit wem.«
Ich war missmutig. Ich hasste es, nervös zu sein, und das hier war eine ausgesprochen grausige Situation, weshalb ich auch allein da reinging. Camille und Delilah würden mir hinterher den Kopf abreißen, aber bis dahin waren sie sicher vor den Geistern und vor Ivana. Ich war nicht mal sicher, wer da die größere Gefahr darstellte.
Ich raffte mich auf, stieg aus und nahm die Einkaufstüten vom Rücksitz. Mit zwanzig Pfund Rindfleisch, für mich so leicht wie zwei Tüten Federn, überquerte ich die Straße. Etwas berührte ganz leicht meine Wange, und als ich aufblickte, merkte ich, dass es wieder schneite. Zarte Flöckchen schwebten herab wie Puderzucker.
Ivana war vor dem Lokal stehen geblieben und starrte die Front an. Als ich mich näherte, hob sie eine Hand, und ich hielt inne, während sie den Kopf erst zur einen, dann zur anderen Seite drehte. Nachdem sie noch ein paar Augenblicke lang gelauscht hatte, winkte sie mich heran.
»Hast du meine Vergütung?« Sie drehte den Kopf ruckartig herum und starrte die Tüten an. Ihr winziger Hubbel von einer Nase zuckte.
»Ja, zwanzig Pfund beste Hochrippe.« Ich stellte die Tüten ab und trat zurück. »Zehn davon bekommst du jetzt, die nächsten zehn, wenn du mit der Arbeit fertig
Weitere Kostenlose Bücher