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Schwestern des Mondes 09 - Vampirblut-09.06.13

Schwestern des Mondes 09 - Vampirblut-09.06.13

Titel: Schwestern des Mondes 09 - Vampirblut-09.06.13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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bist.«
    Ivana beugte sich vor und hob die Tüten an, wobei ihre spitzen kleinen Zähne sich leicht in die Lippen bohrten. Dann stieß sie ein Brummen aus, das beinahe enttäuscht klang. »Es ist da. Der Handel ist besiegelt. Zeig mir die Geister, Mädchen.«
    Ich hob eine Hand. »Moment.« Ich rannte mit zehn Kilo Fleisch zu meinem Wagen zurück. Ich traute ihr nicht über den Weg, Abmachung hin oder her. Die Alten Feen waren unheimlich geschickte und gerissene Wortverdreher.
    Als ich zurückkehrte, ging ich an ihr vorbei zur Tür des Lokals. »Kannst du die Geister aus diesem Haus vertreiben? Das ist deine erste Aufgabe.« Als ich die frisch mit Brettern vernagelte Tür aufriss, hallte mir von innen ein leises Gähnen entgegen. Die Geister warteten schon. Ich spürte, wie sie dort drin ihre Kreise zogen.
    Ivana starrte das offene Maul des dunklen Gebäudes an. Dann bedeutete sie mir mit einem kehligen Lachen, ihr zu folgen. »Komm, Vampyr. Du könntest noch etwas lernen. Es wird Zeit, dass ich mir mein Fleisch verdiene.«
    Wir betraten das Gebäude, und ich hätte schwören können, dass ich ein Rumpeln von tief unten im Keller hörte. Ich wünschte, Camille und Morio wären hier. Oder Smoky. Smoky wäre toll. Es gab nicht viel, was meinem Drachen-Schwager ernsthaft schaden konnte, und ihm vertraute ich. Im Gegensatz zu der Geisterbahn-Gestalt, die jetzt vor mir herging.
    Ich setzte die Füße lautlos auf, doch Ivana drei Schritte vor mir stampfte durch den Raum, als gehörte der Laden ihr. Sie murmelte etwas vor sich hin und streckte eine Hand aus. Im Schein der Straßenbeleuchtung, der durch die Tür hereinfiel, sah ich einen silbernen Zweig auf ihrer Handfläche erscheinen. Er war knapp einen Meter lang und sah aus wie ein ganz gewöhnlicher Zweig von irgendeinem Baum. Er schimmerte, und ich erkannte das funkelnde Metall, das obendrein ein Glühen ausstrahlte. Instinktiv blieb ich stehen. Silber – nicht gut für Vampire. Aber mein Feenblut liebte Silber, und ich wünschte mir wohl zum hundertsten Mal, ich könnte einfach danach greifen und ein Stück Silber in Händen halten.
    »Was ist das?« Vorsichtig rückte ich von Ivana ab.
    »Pah. Du bist Vampyr. Ihr benutzt kein Silber.« Sie winkte ab.
    »Früher schon. Ich bin zur Hälfte Fee, väterlicherseits. Aber du hast recht, jetzt benutze ich kein Silber mehr.« Ich blickte mich rasch um, als ich mit dem Rücken an die Theke stieß.
    »Dies«, fuhr Ivana fort, als hätte ich gar nichts gesagt, »ist mein besonders guter Freund. Du berührst es nicht, sonst verbrennst du dich, richtig? Weil du Fangzähne hast und tot bist? Vampire verbrennen sich, wenn sie Silber berühren, weil sie zu den Untoten gehören.«
    »Ja, so ist es.« Ich hatte keine Lust, die Gründe zu erörtern, warum ich Silber nicht berühren konnte. Am liebsten hätte ich das Thema gewechselt, aber sie hatte hier das Sagen, und außerdem: Alte Fee. Verärgern auf eigene Gefahr.
    »Dies, meine blutdurstige Freundin – weshalb verbietest du mir eigentlich so selbstgerecht, helles Fleisch zu essen, wo du selbst Blut trinkst? –, wird mir helfen, deine ungebetenen Gäste auszutreiben. Diese Geister sind schwer und gierig, zornig und hasserfüllt. Sie gehören in die Sümpfe, nicht in die Stadt. Aber sie sind kräftig, sie werden mir nützlich sein.«
    Nützlich sein?
    »Was soll das heißen? Behältst du sie etwa? Was zum Teufel macht man denn mit zornigen Geistern?« Ich starrte sie an, gleichermaßen entsetzt wie beeindruckt. Die Maid von Karask war wirklich nicht zu unterschätzen. Aber die Alten Feen scherten sich sowieso nicht darum, was andere von ihnen hielten. Das hatten sie nicht nötig.
    »Ich ernte sie, ja, und fülle mein Moor. Nachts singen sie mir etwas vor von ihrem Schmerz und der Wut, die sie empfinden, weil sie von einer wie mir gefangen gehalten werden. Und ich nähre mich von ihrer Angst. Das ist zwar kein helles Fleisch, aber ein köstlicher Nachtisch.« Sie grinste mich an, und ihr Mund erinnerte mich an das Maul eines Hais mit diesen nadelspitzen Zähnen und dem beinahe albern überzogenen Grinsen – ein leeres Zeichentrick-Lächeln, hungrig und forschend. Ich konnte mir nur allzu gut vorstellen, wie sie mit diesen Zähnen auf jemandes Hand oder Fuß herumkaute.
    Ich versuchte, nicht an die Geister zu denken, die ohnehin schon elend und hasserfüllt waren und dann auch noch im Garten einer der Alten Feen landeten, um als Nahrungsquelle herzuhalten. Mir wurde bewusst, dass

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