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Schwestern des Mondes 09 - Vampirblut-09.06.13

Schwestern des Mondes 09 - Vampirblut-09.06.13

Titel: Schwestern des Mondes 09 - Vampirblut-09.06.13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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ich sie damit praktisch in die Sklaverei auslieferte. Andererseits würden sie so aus der Stadt verschwinden, und ich wollte wirklich nicht, dass Camille am Ende selbst herkam und versuchte, sie zu bannen. Und das würde sie tun, mit oder ohne Morio.
    Ivana warf mir einen langen Blick zu. Ich nickte nur. Das schien ihr zu gefallen, und als sie sich dem rückwärtigen Bereich des Lokals zuwandte, wurde sie auf einmal größer. Das struppige Haar schien ein Eigenleben zu entwickeln, es bewegte sich und zischelte wie ein Bündel Schlangen. Ivanas Zähne wuchsen zu schillernden beinernen Klingen, und das winzige Näschen verschwand. Ich blickte zu ihren Augen auf. Die Pupillen waren verschwunden, und stattdessen wälzten sich darin tosende Brandungswellen. Sie rollte den Kopf in den Nacken, und ihre zu Nattern erwachten Dreadlocks reckten sich zischelnd in die Luft. Sie hob ihren Stab und stieß ein tiefes Knurren aus.
    Was zum Teufel …? Ich hatte zwar gelernt, dass die Alten Feen selten ihre wahre Gestalt zeigten, aber ich war nicht sicher, wie stark sie sich verändern konnten. Das hier war ungefähr so beeindruckend wie Morios Dämonengestalt im Vergleich zu seiner menschlichen Erscheinung. Beängstigend. Mächtig groß und beängstigend.
    »Greach wallin ve tarkel. Greach wallin ve merrek. Greach wallin ve sniachlotchke!« Ihre Stimme hallte donnernd durch den Raum, und der Stab sprühte Funken.
    Tausend Schreie antworteten wie aus einer Kehle, vereinten ihre Wut zu schrillem Widerspruch. Das Kreischen wurde immer lauter, es schmerzte mir in den Ohren, und ich wollte schon zur Tür zurückweichen, da schoss ein krachender Lichtblitz aus dem Stab hervor. Er zerriss die Luft, ein pechschwarzes Portal tat sich auf, und ich sah vage, dunstige Schemen in den Raum schweben.
    Sie drehten sich lachend im Kreis, tanzten und freuten sich an der Pein, die aus den Wänden des Gebäudes sickerte. Wogen aus Zorn und Verrat drangen in konzentrischen Kreisen daraus hervor. Sie fanden zu einem immer breiter werdenden Strudel zusammen, der sich durch den Raum wälzte. Normalerweise war ich kopfblind, aber das alles konnte ich genau verfolgen.
    »Greach wallin ve tarkel. Greach wallin ve merrek. Greach wallin ve sniachlotchke!« Ivanas Worte echoten zwischen den Wänden hin und her, und die Geister, die durch das Portal gekommen waren, rasten in einem irren Tanz um uns beide herum. Ihre Gesichter konnte ich nicht sehen, aber es war klar, dass sie einst Menschen gewesen waren oder vielleicht Feen.
    Ein Grollen aus den Mauern des Hauses unterbrach ihr wahnwitziges Spiel, und sie sammelten sich vor dem Flur, durch den man in den Keller gelangte. Ich erstarrte, als Ivana ein freudiges Kichern ausstieß.
    »Kommt zur Maid, meine Schönen, meine köstlichen, süßen Leckerbissen.« Sie streckte eine Hand aus, und ihre langgliedrigen Finger krümmten sich so weit nach innen zum Handgelenk, dass sie es beinahe berührten. Auf ihrer Handfläche flackerte ein kleines Flämmchen auf, kränklich grün und durchsetzt mit violetten Funken. Die Flamme wuchs, löste sich dann von ihrer Hand und schwebte mitten in den Schwarm der Geister hinein.
    »Scheiße, was ziehst du hier eigentlich für eine irre Nummer ab?« Ich hatte das nicht laut sagen wollen, aber die Worte platzten einfach so aus mir heraus.
    Ivana schnaubte, drehte sich aber nicht nach mir um. »Was geht es dich an, solange ich die Abmachung erfülle, totes Mädchen?«
    »Gar nichts, vermutlich«, sagte ich ohne rechte Überzeugung. Ich hatte einen Zauber von der Art erwartet, wie Morio und Camille sie wirkten, keine Bühnenshow mit voller Spukbesetzung.
    »Dann genieße die Vorstellung und sei froh, dass ich deine Knochen nicht als Zahnstocher benutze, meine Hübsche. Du magst zwar tot sein, aber wenn ich Hunger habe, esse ich auch Aas.« Ivana grinste mich an, und ich kam zu dem Schluss, dass ich mich wesentlich wohler fühlte, wenn sie nicht in meine Richtung schaute.
    »Kein Problem. Tolle Vorstellung«, murmelte ich und bemühte mich, mir ein Lächeln abzuringen.
    Die Geister aus dem Portal – diejenigen, die sie gerufen hatte – drängten sich an der rückwärtigen Wand des Lokals zusammen, und nun konnte ich eine funkelnde Gestalt in ihrer Mitte ausmachen. Das war kein gutes Funkeln – manchmal glitzerte etwas auf eine Art, die einem deutlich sagte, dass dieses Ding es nicht gut mit einem meinte. So wie dieses hier. Es war einer der Geister des Lokals, und er war

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