Schwestern schenkt der liebe Gott
davon!“
„Ob ich den mitnehme?“ fragt
Brüder.
„Hast du noch nicht genug
Tiere? Der stirbt, wenn man ihn mitnimmt.“
„Und hier stirbt er nicht?“
„Nein“, erwidert die
Annabodätsch. „Hier hat er seine Eltern. Sie passen auf ihn auf. Bis morgen
kann er fliegen. Die Hauptsache ist, daß ihn keine Katze oder keine Eule
erwischt. Dann geht’s ihm schlecht!“
„Warum?“
„Weil sie ihn auffressen. Wenn
so ein Kerlchen zu früh aus dem Nest springt und denkt, es könne in der Welt
allein bestehen und brauche Vater und Mutter nicht mehr und könnte auf seine
Geschwister pfeifen, dann kriegt es meistens eins auf den Hut.“
Brüder räuspert sich. Von wem spricht die Annabodätsch eigentlich? Vorsichtig erkundigt er
sich: „Gibt’s denn hier Eulen?“
Die Annabodätsch nickt, „‘ne
ganze Menge!“
„Örrö na in tatta heia Tiitü!“
ruft Regine aus ihrem Wagen.
„So so! Na, auf Wiedersehen,
Frau Bodätsch!“
„Auf Wiedersehen, du Spatz!“
„Komm, Puck!“
Der Wagen knirscht über den
Kies. Brüder trabt nicht zur Gellertstraße hinauf. Er
ist schlau, er bleibt in der stillen schattigen Seitenstraße. Wegen der Eulen.
Am Ende der Straße wird er vor der großen freien Wiese abbiegen, ein Stück an
ihr entlangfahren, und dann wird er unbemerkt nach Hause kommen.
Jetzt ist ihm gar nicht mehr
nach Baumausreißen zumute. Der Spatz gibt ihm zu denken. Aus dem Nest hüpfen
ist eine schöne Sache. Aber fliegen muß man können!
Eulen haben helle Augen und
scharfe Ohren. Und die Roten Eulen besonders. Die hocken jetzt um ihren
Anführer herum und hören, was die Späher berichten:
Brüder ist mit zur Annabodätsch gegangen. Brüder hat seinen
Kinderwagen vollgeladen. Ein Krokodil ist auch dabei. Und jetzt fährt er auf
die Wiese zu.
Peng bohrt die rechte Faust in
die offene linke Hand. „Besser konnte es gar nicht kommen“, sagte er und
verzieht sein Sommersprossengesicht. „Läuft direkt gegen seinen Marterpfahl,
der Schlauberger. Glaubt, er könne den Roten Eulen ein Schnippchen schlagen.
Ha, seine Spielsachen wird er uns hübsch ausliefern. Der ist zu großmäulig
gewesen. Das verdient eine nette Strafe. Nach den Ferien kann er seinen Kram
meinetwegen wieder abholen. Solange werden wir damit spielen. Hugh, ich habe
gesprochen!“
Weit und grün liegt die Wiese
vor Brüders Augen. Sie ist eine der letzten freien Prärien, auf der die
Heupferde zu Tausenden weiden und der Maulwurf ungestört seine unterirdischen
Burgen baut, auf der Disteln undurchdringliche Wildnisse bilden und hohe
Klettenbüsche keinem Menschen verraten, wie viele Indianer unter ihren breiten
Blattschirmen auf den Kriegspfad ziehen.
Puck, der nichts Gutes ahnt,
beginnt die Kräuter zu verbellen. Aber Brüder hat den
kleinen Sperling schon wieder vergessen. Freude erfüllt sein Herz. Er kann
bereits den Neubaublock sehen, und deshalb achtet er gar nicht darauf, daß
manchmal ein Klettenschirm geheimnisvoll wie ein Vogelflügel zu schwingen
beginnt.
Als er die Mitte der Wiese
erreicht hat, gellt ein Eulenschrei, und von allen Seiten brechen Pengs Krieger
aus ihren Verstecken.
Peng ist der erste auf der
Straße. Er läßt eine Wäscheleine als Lasso sausen. Sie rauscht um Krokos Kopf,
zieht sich zusammen, und dann muß Kroko hinter Peng her, ob er will oder nicht.
Peng reißt ihn mit lautem Triumphgeschrei über die Straße und flitzt mit ihm
über die Wiese.
Brüder läßt den Wagen mit Regine an der Seite der Straße stehen und verfolgt Peng. Die
Roten Eulen plündern inzwischen Regines Wagen. Brigga wird entführt Mumme und
die schöne Dame Laura, die auf der Stelle ohnmächtig wird, befinden sich in den
Händen übermütiger Räuber.
Für Regine ist das ein toller Spaß.
Sie freut sich über die lachenden und schreienden Jungen, die sich immer weiter
von ihr entfernen.
Puck fährt einem Jungen in die
Hosen. Zur Strafe wird er auch gefangengenommen. Er bekommt einen Strick durch
sein Halsband und wird an einen Holunderstrauch gebunden. Hilflos zerrt er an
den Zweigen.
Peng hetzt Brüder durch Disteln
und wilde Möhren, und Kroko schlängelt sich mit Feuereifer über die Prärie.
Manchmal ist Brüder so dicht an Krokos Schwanz, daß er beinahe darauf tritt. Aber
dann reißt ihn Peng mit kurzem Ruck vorwärts und jagt weiter. Dreimal treibt er
Brüder um die halbe Wiese herum.
Vor dem Ebereschenbaum hält er
endlich an. Brüder springt auf Kroko. Ein scharfer
Ruck an der Wäscheleine, und Kroko
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