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Schwestern schenkt der liebe Gott

Schwestern schenkt der liebe Gott

Titel: Schwestern schenkt der liebe Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.Z. Thomas
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Bemühen, von dem Strauch loszukommen.
    Sie sammeln Kroko und Brigga,
die Dame Laura und Mumme ein. Die Tiere sehen fürchterlich aus: Kroko hat den
halben Schwanz eingebüßt. Er hängt nur noch an einem winzigen Rest mit dem
übrigen Leib zusammen. Und Brigga ist in der Mitte aufgeplatzt. Die Füllung ist
zur Hälfte herausgeflogen. Ganz schlaff und erbärmlich liegt die arme Brigga
auf dem Wagen. Mumme ist völlig zerknautscht, und nur die Dame Laura hat
einigermaßen ihre Fassung behalten. Ihr Organdykleid ist zwar von den Spuren
des Überfalles gezeichnet, aber an ihren Locken fehlt gottlob nicht ein Haar.
Und ihre langen Wimpern sind so schön wie eh und je. Sie ist die einzige, die
gewußt hat, daß das alles nicht gut ausgehen kann. Aber auf sie wird ja nicht
gehört!
    Peng klopft Brüder auf die
Schulter. „Das hätte ich dir nicht zugetraut“, sagt er. „Den Häuptling der
Roten Eulen umzulegen! Na ja, es war ja bloß Spaß. Aber das muß ich sagen:
Prima, wie du deine Schwester gerettet hast. Ich kann mich schrecklich ärgern,
daß wir die Alte nicht mehr gekriegt haben. Die hätte was erleben können!“
    „Die hätten wir gemartert“,
sagt Klaus.
    „Und wie!“ fügt Peter hinzu.
    „Was machst du denn jetzt mit
den Viechern?“ fragt Peng. „Mit dem Krokodil und dem Elefantenbein?“
    „Die gehören mir doch gar
nicht“, erwidert Brüder. „Das sind doch Käptn Kraff seine!“
    Peng reißt den Mund auf. Er
staunt gewaltig. „Und da fährst du damit hier ‘rum?“
    „Ich wollte sie ihm
wiederbringen“, gesteht Brüder kläglich.
    „Und jetzt sind sie kaputt!
Mensch, warum hast du denn nicht gleich gesagt, daß es nicht deine sind?“ fragt
Peter.
    Klaus kommt die Angelegenheit
nicht mehr recht geheuer vor. Mit Käptn Kraff möchte er nicht gern etwas zu tun
haben. Wenn der einen bloß mit seinen blauen Augen ansieht, kann man schon eine
Gänsehaut bekommen. Und Hände hat er! Wie Baggerschaufeln. Wenn er das Krokodil
sieht! Na!! Und das Elefantenbein! Klaus verdrückt sich heimlich zur Seite.
    Die anderen gehen noch ein
Stück mit.
    „Ich muß Mittag essen“, erklärt
einer. Und der nächste: „Mann, meine Schularbeiten Ich hau’ ab! Macht’s gut!“
    „Mach’s gut!“ — „Mach’s
besser!“ Weg sind sie.
    Peng druckst. „Wenn du nicht
das Maul hältst“, sagt er zu Brüder , „geht es uns
allen schlecht.“
    „Was denkst zu denn von mir!“
erbost sich Brüder.
    „Dann ist es gut!“ Peng gibt
ihm die Hand. „Wollen wir uns vertragen?“
    Brüder schlägt in seine Hand ein. Peng greift an sein Hemd. Er zieht die rote Eulenfeder aus
dem Knopfloch. „Da!“
    Brüders Augen strahlen auf.
„Wirklich?“ Er steckt die Feder wie einen großen Schatz in die Hosentasche.
    Peng nickt.
    Dann ist Brüder allein. Sein Hemd ist zerrissen, Brigga geplatzt, Kroko ein Wrack. Aber
Brüder hat eine rote Eulenfeder.
    Doch was hilft ihm jetzt die
Feder: Was soll er sagen, wenn er mit dieser Fuhre Unglück nach Hause kommt? Er
kann ja nicht einmal erzählen, daß er Regine gerettet hat! Und über das Haus
der Annabodätsch muß er nun ewig schweigen, denn sonst kommt alles heraus.
    Regine hat ihren Schreck
überwunden, nur reichlich aufgeregt ist sie noch. Sie krakeelt wie aufgezogen.
Es scheint, als sei sie sehr stolz und glücklich darüber, daß sie Brüder hat.
Ja, und Brüder ist auch mächtig glücklich, daß er Regine hat. Zum erstenmal ist
er das. Seine Schwester! Meistens merkt man erst nach einer großen Gefahr, wie
sehr man zusammengehört.
    Aber davon wird das Hemd nicht
heil! Was sagt er nur? Was sagt er nur!! Er ist schon dicht vor dem Haus. Immer
langsamer wird sein Schritt. Puck trottet mit tiefgesenktem Kopf hinterdrein.
Er möchte sich am liebsten vor die Straßenbahn legen. Die nahe Zukunft sieht
schwärzer aus als sein Lockenfell. Wenn nicht noch ein Wunder geschieht,
passiert gleich ein Unglück.
    Als sie endlich doch zum
Hauseingang einbiegen wollen, ruft eine helle Stimme: „Brüder!“
    Sie fahren zusammen. Guggi
schwingt die Schulmappe und läuft über die Straße. Sie hat sich mit Moppi
unterhalten, und deshalb ist es später geworden.
    „Wie siehst du denn aus?“ fragt
sie entsetzt, als sie Brüders Hemd erblickt.
    „Göggögg atta emmä eia tata!“
erklärt Regine und streckt ihr die Arme entgegen.
    Guggi starrt die Dame Laura an.
Zwei zornige Falten schießen in ihre Stirn. Dann bemerkt sie Kroko. Und Mumme.
Und dann das Elefantenbein. „Bist du denn

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