Schwestern schenkt der liebe Gott
knirscht und kracht in allen Gelenken.
„Fessel; ihn!“ befiehlt Peng,
als Brüder Kroko an sich reißt.
Doch das ist leichter gesagt
als getan. Die Roten Eulen albern nämlich mit Brigga herum, wälzen sie in den
Sand und rollen sich lachend darüber. Ein Junge schleudert Mumme hoch in die
Luft, während ein anderer laut die Dame Laura
verhöhnt, weil Brüder mit ihr gespielt hat.
Brüder versucht, mit Kroko zur
Straße zu fliehen. Peng schneidet ihm den Weg ab und stürzt sich auf ihn.
Brüder haut ihm die Tatzen von Kroko um die Ohren, und
das gibt kräftige Schrammen quer durch die Sommersprossen.
Nun werfen sich Klaus und Peter
auf Brüder, und er muß Kroko fahrenlassen, um sich zu verteidigen. Mitten im
wildesten Kampfgetümmel überzeugt er sich aber mit schnellem Blick, daß Regine
noch an der Seite der Straße steht. Doch was ist das? Eine Frau beugt sich über
den Kinderwagen. Sie hebt lauschend den Kopf. Dann nimmt sie kurzentschlossen
Regine auf den Arm und geht mit ihr in schnellem Schritt davon.
Brüder wird von Klaus und Peng festgehalten. Er kämpft wütend, um freizukommen. Doch Peng
ist stärker als er und dreht Brüders Kopf unter seinen Armen. Jetzt kann Brüder
die Straße nicht mehr sehen.
„Schnell, das Lasso her!“
kommandiert Peng.
Brüder bäumt sich auf. Was will die fremde Frau mit Regine? Sie darf sie nicht forttragen!
Der Kampf auf der Wiese ist nur
ein Spiel, auch wenn es noch so rauh dabei zugeht. Aber was da auf der Straße
geschieht, das ist Ernst! Brüder spürt es mit jeder Faser seines Herzens. Wenn
er jetzt Regine nicht beisteht, ist sie verschwunden. Genauso, wie es sein
Vater heute morgen aus der Zeitung vorgelesen hat. Wer weiß, was Regine dann
zustößt! Brüder kann in seiner Aufregung keinen Laut
herausbringen. Es würde auch wenig nützen, denn die Jungen schreien und lärmen
wie verrückt.
Unbemerkt stiehlt eine fremde
Frau auf der Straße ein Kind.
In seiner Verzweiflung
entwickelt Brüder plötzlich Kräfte, von denen er selber bisher keine Ahnung
hatte. Er rennt Peng den Kopf in den Bauch und reißt sich los. Sein Hemd geht
dabei in Fetzen, aber das ist jetzt alles egal!
Schon jagt er über die Wiese.
Die Jungen ihm nach. Der angebundene Puck heult zum Steinerweichen.
Die Jungen sind Brüder dicht
auf den Fersen. Fangen sie ihn noch einmal, dann ist alles aus. Dann erreicht
Brüder die Frau nicht mehr!
Er hört Pengs Schnaufen hinter
sich. Noch zwei Schritte, und Peng wird ihn haben. Und
niemand wird Regine je wiedersehen! Da wirft sich
Brüder blitzschnell ins Gras. Er duckt sich ganz fest zusammen, und Peng fliegt
über ihn hinweg und in hohem Bogen in die Brennesseln. Laut brüllt er auf.
Brüder rast weiter. Plötzlich
hat er seine Stimme wieder. Er ruft. Er droht.
Die Frau beginnt zu laufen. Sie
hat noch zwanzig Meter bis zur Ecke. Dann kann sie sich in einem der Gärten
dort verstecken. Brüder schreit so laut er kann.
Das wird der Frau unheimlich.
Sie merkt, daß sie verfolgt wird. Sie dreht sich um und sieht zurück. Eine
wilde Horde von Jungen stürmt auf sie zu. Sie weiß nicht, daß die Jungen nur
Brüder fangen wollen, weiter nichts. Sie glaubt, sie kämen alle hinter ihr her.
Den Bruchteil einer Sekunde zögert sie. Dann bückt sie sich, setzt Regine auf
den Grasstreifen vor einen Zaun und macht, daß sie wegkommt.
Die Jungen stutzen. Nur Brüder
nicht. Er ist in ein paar wilden Sätzen bei Regine und reißt sie kniend in
seine Arme. Wild schlägt sein Herz. Er hat Regine gerettet!
Regine heult. Sie weiß zwar
nicht, daß es Menschen gibt, die kleine Kinder entführen. Aber sie hat sich
schrecklich vor dieser fremden Frau gefürchtet.
„Mensch, was wollte die denn
mit Regine?“ fragt Klaus erschrocken und kommt heran.
Brüder zuckt die Schultern. Jetzt ist auch Peng da.
„Los! Hinterher!“ befiehlt er
„Die klaut Kinder!“
Die Jungen stürmen um die Ecke.
Regine hält sich an Brüder
fest. Sie krallt ihre Hände in sein kaputtes Hemd. „Tütü! Tütü!“ sagt sie in
einem fort.
Brüder zittert am ganzen Leibe. Er möchte Regine gerne hochheben und zum Wagen tragen. Aber seine
Knie sind wie Gelee. Er kann sich selbst kaum auf die Beine bringen.
Die Frau ist spurlos
verschwunden. Die Jungen kommen enttäuscht zurück.
Peng bringt Regine zum Wagen,
und weil Brüder dicht neben ihr geht , läßt sich Regine
von ihm tragen. Dann binden sie Puck vom Holunderstrauch ab. Er hat sich fast
aufgehängt in seinem verzweifelten
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