Schwestern schenkt der liebe Gott
Scheibe wischen
wollte, sinkt wie leblos herab.
„Ich habe es unten nirgends
gesehen! Und den Elefantenfuß auch nicht!“
Brüder ist nahe daran, in die Porzellanschüssel zu den singenden Fröschen hineinzufallen.
Es ist nur gut, daß Guggi noch
tausend Fragen an den Käptn hat. Und daß Tante Käthe genau wissen möchte, ob er
auch niemals krank gewesen sei und ob er kein Heimweh nach seinem Zimmer gehabt
habe oder ob er etwa die Leute aus der Gellertstraße vergessen habe! Da kommt
er nicht mehr dazu, weiter nach dem Krokodil zu fragen.
Brüder schleicht sich hinter den Sessel seiner Mutter. Er ist plötzlich sehr müde. Er muß
immerfort gähnen. Er möchte ins Bett.
Die Mutter bringt ihn ins
Schlafzimmer, nachdem er sich verabschiedet hat. Weil es heute im Wohnzimmer so
laut ist, darf er ausnahmsweise im Bett der Eltern schlafen. Der Käptn bleibt
vierzehn Tage oder länger. Brüder kann sich noch viel mit ihm unterhalten.
„Und morgen“, sagt die Mutter
leise, als Brüder gebetet hat , „zeigst du dem Käptn,
wo sein Krokodil ist. Und der Elefantenfuß, nicht wahr?“
Da schläft Brüder schon. Aber er schläft sehr, sehr schlecht.
Die ,Roten Eulen’
schwören Rache
Die ganze Nacht über
transportiert Brüder im Kinderwagen Elefanten und Krokodile vom Urwald zur
Annabodätsch und von der Annabodätsch zur Gellertstraße. Man glaubt gar nicht,
wie viele Elefanten in einem Urwald sind! Und wie viele Krokodile im Nil.
Brüder läuft und läuft. Seine Füßen zucken genau wie die Pfoten von Puck, der ihn begleitet. Denn auch Puck träumt
in seinem Hundekorb von Krokodilen im Kinderwagen. Die Zunge hängt ihm im
Schlaf weit heraus, und als er aufwacht, beißt er aus Versehen darauf.
Mit durchdringendem
Schmerzensschrei springt er aus seinem Korb. Von seinem Geblaff wird Brüder munter.
Jetzt müßte er sofort zur
Annabodätsch. Aber heute liegt er zwischen seinen Eltern, rechts von ihm
schläft seine Mutter, links der Vater. Da ist an heimliche Flucht nicht zu
denken.
Nach einer Weile verkündet der
Familienwecker laut und energisch, daß die Nacht vorüber ist. Der
Familienwecker heißt Regine. Sie ist pünktlich wie eine Uhr, die nie
stehenbleibt, und sie meldet sich so lange, bis alle wach und auf den Beinen
sind.
Draußen brennt die Sonne wie
Feuer. „Wenn’s heute kein Hitzefrei gibt“, sagt Guggi, „dann beschwere ich
mich.“
„Ich glaube, du hast nur
deshalb keine Lust, zur Schule zu gehen, weil Käptn Kraff da ist“, neckt sie
der Vater.
„Ach“, meint Guggi enttäuscht,
„früher hat er mir immer versprochen, daß er mich mal auf seinem Schiff
mitnehmen wird. Aber gestern abend hat er kein Wort davon gesagt.“
„So einfach, wie du dir das
vorstellst“, entgegnet die Mutter, „geht das nicht. Wenn wir auch jahrelang mit
ihm in einem Haus gewohnt haben, so sind wir doch schließlich fremde Leute für
ihn.“
„Fremde Leute! Wie sich das
anhört!“ protestiert Guggi.
„Verwandt sind wir auf keinen
Fall mit ihm!“
„Hmm“, macht Guggi. „Aber wenn
ich mit ihm verwandt wäre, dann, glaubst du, würde er mich mitnehmen?“
„Bestimmt wäre es einfacher,
mit ihm darüber zu sprechen.“
„Was ist denn verwandt?“ fragt
Brüder.
„Wenn er zum Beispiel dein
Großvater wäre“, sagt Herr Günther, der dabei ist, die Morgenzeitung zu
studieren.
„Dann könnte er mir auch die
liere schenken, nicht wahr?“ überlegt Brüder. „Kann man ihn denn nicht verwandt
machen?“
Guggi platzt heraus. „Da sieht
man, wie dumm du bist! Entweder ist man verwandt, oder man ist es nicht.“
„Hatta örrö ämmäm!“ kräht
Regine aufgebracht dazwischen und klopft mit der Faust auf den Tisch.
„Sie weiß immer alles besser!“
beklagt sich Guggi über den Schreihals Regine.
Die Mutter, die die Jüngste auf
dem Schoß hat, fragt Brüder, ob er heute wieder mit Regine ein bißchen vor die
Tür gehen will.
O ja, das wird er gern tun.
„Also, was es alles auf der
Welt gibt!“ sagt der Vater plötzlich hinter seiner Zeitung. „Hier steht, daß
gestern ein Kind entführt worden ist. Eine Frau hat einen kleinen Jungen
mitgenommen...“
„Warum denn?“
fragt Brüder erstaunt.
„Das weiß man nicht“, erklärt
der Vater. „In Amerika stehlen sie manchmal Kinder von reichen Leuten und
verlangen dann viel Geld, wenn sie sie zurückgeben sollen.“
„Da würden sie bei uns kein
Geschäft machen“, bemerkt Guggi.
„Nein, aber es gibt Leute, die
nehmen
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