Schwestern schenkt der liebe Gott
geben. Aber Schwestern denken nicht daran, einem
Bruder einfach so alles zu sagen, was sie denken, nö! Und wenn dieser Bruder
auch noch mit ihrer Lieblingspuppe gespielt hat, schon gar nicht! Deshalb zeigt
Guggi ihre Stacheln: „Warum? Warum ist die Banane krumm? Von drei Sätzen, die
du sagst, fangen zwei mit Warum an. Warum??“
Brüder läßt sich nicht auf eine Auseinandersetzung mit seiner Schwester ein. Dabei zieht er
erfahrungsgemäß den kürzeren. Er bleibt bei den Tatsachen, „’n anderer hätte
mir nicht geholfen!“
„Andere bohr’n mit ‘m Finger in
der Nase“, sagt sie kurzangebunden.
Er lacht. „Du nicht! Du bist
prima, Guggi!“
Sie nickt grimmig: „Ach nee!
Mit einem Mal! Ich denke, Mädchen können einem Jungen nicht beistehen, hng?“
Nachdem sie das gesagt hat, ist ihr leichter. Es gibt Dinge für Guggi, die
nicht verschwiegen werden dürfen. Wenn sie heraus sind, ist es gut. Nachtragend
ist Guggi nicht. Aber gerecht! Sie zieht den Pechfaden in die Länge, prüft, ob
der Schwanz von Kroko schon hält, und dann sagt sie zu Brüder: „Du kannst auch
was tun! Stopf Holzwolle in das Elefantenbein!“
Ein Wunder, woher sie die
Holzwolle gezaubert hat. Ein ganzer Korb voll steht vor der Kartoffelkiste.
Brüder zerrt Brigga aus ihrem
Versteck. „Du Guggi“, fängt er wieder an, „ich weiß was!“
„Die Holzwolle mußt du ganz
fest stopfen“, sagt Guggi, „damit das Bein nachher auch steht!“
„Ich weiß ein Häuschen, Guggi.
Da können wir vielleicht einziehen! Und du kannst deine Schularbeiten draußen
im Garten machen!“
Guggi hebt ungläubig den Kopf.
„Ist das wahr?“
Brüder schiebt ein dickes
Knäuel Holzwolle in Briggas Bauch. Jetzt ist er emsig bei der Arbeit.
„Brüder! Ein wirkliches
Häuschen?“
Er hat keine Zeit mehr, sich
mit ihr zu unterhalten. Sieht sie nicht, wie er sich anstrengen muß? Er ächzt
beim Stopfen.
Guggi springt auf. Sie hockt
sich neben ihn nieder. „Mit einem richtigen Garten, Brüder?“
Er lächelt stolz. Er platzt fast
vor Wichtigkeit. „Halt mal, Guggi“, befiehlt er, „damit ich mehr ‘reinkriege!“
Und Guggi hält Brigga wie einen Sack auf. Aber sie sieht nur Brüder dabei an.
Brüder preßt die Holzwolle zusammen. „Es ist das Häuschen von der
Annabodätsch“, sagt er und erzählt ihr alles.
Als er fertig ist, läßt Guggi
das Elefantenbein los und ruft: „Na, du bist ein Kerl!“ Sie knudelt ihn, daß
ihm die Ohren brennen.
Dann rennt sie zu Kroko zurück.
Die Ahle bohrt wie von allein
die Löcher. Das Pechgarn schlüpft von selbst hindurch. „Ach, Mutti wird selig
sein!“ Noch einen Knoten und noch einen. Dann ist Kroko heil. Gemeinsam ziehen
sie Briggas geplatzte Nahtstellen zusammen. Brüder erteilt weise Lehren. „Vier
Hände werden schneller fertig als zwei!“ sagt er. E. tut, als fiele ihm so
etwas ganz nebenbei ein.
Guggi staunt.
„Was soll ich dir dafür geben,
daß du mir geholfen hast?“ fragt er großspurig, als Brigga funkelnagelneu vor
ihnen steht.
„Mir was geben? Nicht nötig!“
Ach richtig! Brüder erinnert sich, daß man Schwestern geschenkt bekommt. Kleine
Geschenke des lieben Gottes. Er hat sich’s nie genau vorstellen können, wie das
gemeint war. Jetzt weiß er es.
Sie tragen die Tiere hinaus.
„Meinst du, daß der Käptn doch noch mein Freund wird?“ fragt Brüder auf der
Treppe.
„Das kommt darauf an, ob er
dich mag! Freund wird man nicht so schnell, da muß man sich erst bewähren!“
„Ja, verwandt wäre einfacher!“
meint Brüder mit leichtem Seufzer und hebt die Hand, um an Tante Käthes Tür zu
klingeln.
„Ich habe den Schlüssel“, sagt
Guggi. „Wir stellen die Tiere heimlich hinein, dann freut er sich. Puck! Du
bleibst draußen!“
Puck wundert sich über die
Umstände, die sie machen. Er ist so aufgeregt, daß er sich auf die Fußmatte
kauert und sie anknabbert.
Brüder schleicht mit Kroko auf
Zehenspitzen in Tante Käthes Wohnung. Guggi folgt ihm mit Brigga. Sie hören,
wie in der Küche gelacht und gesprochen wird, und lauschen.
Der Käptn hat Regine von
Günthers geholt, und nun sitzt er bei Tante Käthe und behauptet, er könne jedes
Wort verstehen, das Regine auf seinem Arm schwatzt.
Das glaubt Tante Käthe nicht.
Regine spräche chinesisch, meint sie.
Ja, und gerade deshalb versteht
es der Kapitän!
Dann soll er ihr übersetzen,
was Regine sagt, fordert Tante Käthe ihn lachend auf.
Guggi schiebt schnell Brigga
unter Brüders Arm, und er trägt
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