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Schwesternkuss - Roman

Schwesternkuss - Roman

Titel: Schwesternkuss - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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gibt es noch ein paar in der Charlotte und in der Cumberland Street.«
    Bennie bedankte sich. Auf der Straße hielt sie nach Alice Ausschau, aber ohne Erfolg. Wenige Autos und noch weniger Fußgänger waren unterwegs. Das Hilton war riesig, eine Gruppe von lärmenden Teenagern in übergroßen T-Shirts trieb sich auf dem Hotelparkplatz herum. Die Lobby war in Gold und Braun gehalten, eine Gruppe älterer Damen in knallbunten Kleidern stand schnatternd in einer Ecke beisammen.
    Die Empfangsdame telefonierte, legte aber auf, als Bennie zu ihr trat und nach ihrer Zwillingsschwester fragte.
    »Es tut mir leid«, sagte die Empfangsdame, »aber diese Angaben sind vertraulich.«
    »Aber ich habe Medizin für sie, die sie heute Abend noch einnehmen muss.«
    »Ich verstehe.« Die Dame biss sich auf die Lippen. »Wir haben drei Tagungen und die Hochzeit der Andersons. Gehört sie zu einer der Gruppen?«
    »Nein.«
    »Dann ist sie nicht hier.«
    »Danke. Also muss ich weitersuchen.« Die Straßen waren noch immer leer. Ein Donuts-Laden lockte mit einer orangen- und pinkfarbenen Leuchtreklame, aber das Lokal war geschlossen, genau wie das Thai-Restaurant weiter unten oder das Piratenmuseum, dessen Totenkopfflagge einsam im Wind wehte.
    Sie bog nach links ab, vorbei am British Banking Centre und der Scotia Bank, bis sie sich auf der Bay Street befand, die vermutlich parallel zum Meer verlief. Der Fischgeruch deutete darauf hin. Die Nacht war sternenlos, die Luftfeuchtigkeit unerträglich. Schweißperlen rannen ihr von der Stirn. Viele Geschäfte wurden durch Rolltore gesichert, die Straßenbeleuchtung war sehr sparsam.
    Sie ging eine Straße entlang, auf deren Gehweg eine Menge Kaugummis klebten. T-Shirt- und Geschenkeläden für Touristen, Parfümboutiquen und die Edel-Stores von Yurman, Fendi und Gucci reihten sich aneinander. Aber alle waren geschlossen. Am Ende der Straße konnte sie zwischen einem Dutyfreeshop für Alkohol und einem Discount-Markt für Schmuck die goldenen Schriftzüge der BSB Bank erkennen. Die griechischen Säulen, die ihre Fassade schmückten, wirkten verwegen in dieser tropischen Umgebung.
    Im Inneren der Bank drehte ein Wachmann zwischen den Schaltern seine Runde. Die Neonröhren brannten. Von Alice keine Spur, aber sicherlich übernachtete sie in einem Hotel in der Nähe.
    Bennie sah sich um. Rechts von ihr lag die Charlotte Street, weiter vorne entdeckte sie die Leuchtreklame eines Colonial Inn. In der Hotellobby erzählte sie dem Menschen am Empfang abermals ihre Geschichte von der kranken Schwester, und hier wurde sie tatsächlich fündig. Für einen Zwanziger verriet ihr der Mann, dass ihre Schwester nicht hier eingecheckt hatte – er habe sie bei seinem Cousin in einem anderen Hotel gesehen.
    »In welchem?«, fragte Bennie.
    »Im Wayfarer.«
    Der Empfangschef breitete einen Stadtplan auf der Theke aus, drehte ihn um, damit für Bennie die Stadt nicht auf dem Kopf stand, und zeichnete mit einem Bleistift eine Linie zu dem Hotel.
    »Muss ich ein Taxi nehmen?«
    »Nein, zu Fuß brauchen Sie fünfzehn Minuten. Es liegt etwas abseits, aber die Touristen lieben es immer mehr. Das Hotelschild ist klein und pink. Biegen Sie auf der Charlotte Street nach links ab und folgen Sie dann meiner Linie.«
    Bennie faltete den Stadtplan zusammen und entfaltete ihn wieder vor einem geschlossenen Restaurant, das zumindest etwas Licht spendete. Die gezeichnete Linie konnte sie gerade noch erkennen. Also ging sie nach links, dann nach rechts, immer auch nach Alice Ausschau haltend.
    Die Straßen wurden dunkler, aber nirgends war ein pinkfarbenes Schild zu sehen. Ein spindeldürrer Mann stand an einer Ecke und blies mit seiner Zigarette Rauchwolken in die Luft. Sie ging weiter und bog in eine Straße ein, an deren Ende sie endlich ein pinkfarbenes Schild entdeckte. Das musste das Hotel sein. Sie beschleunigte ihre Schritte. Das Gleiche tat ebenfalls ein bulliger Mann mit einer Baseballmütze, der merkwürdigerweise auf sie zurannte, als wollte er ihr den Weg abschneiden. Direkt vor ihr stoppte er.
    »Entschuldigen Sie«, sagte Bennie zu ihm und wollte ihn umrunden.
    »Hi, Alice«, sagte er mit heiserer Stimme. Er wirkte schroff und zu allem entschlossen. Die Krempe der Mütze verbarg seine Augen. »Ich bin ein Freund von Q.«
    »Von wem?« Schlagartig fiel Bennie der Name wieder ein. Q war der Mann, der mit Alice noch ein Hühnchen zu rupfen hatte.
    »Hast wohl gedacht, du kannst dich hier unten vor ihm verstecken? Aber

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