Schwesternkuss - Roman
schnaubte. »Das sind doch Jungs, ein Beachvolleyballteam aus Kalifornien. Sie stehen auf der Passagierliste.«
»Sie könnte sich als Junge verkleidet haben. Ihr Haar hat sie unter die Mütze gesteckt. Sehen Sie’s?«
»Natürlich, Sie haben recht!« Der Sicherheitsbeamte wurde ganz aufgeregt. »Tom?«
»Das ist sie!«, sagte Officer Stern und rannte los.
»Wir haben sie!«, rief einer in sein Handy.
»Auf geht’s, Jungs!« Officer Rigton und die anderen Polizisten stürmten die Flure entlang, Bennie und Grady hinter ihnen. In der Abfertigungshalle brach das absolute Chaos aus. Leute schrien durcheinander und suchten Deckung. Polizisten wiesen die Passagiere an, sich auf den Boden zu werfen.
Als Bennie zum Gate kam, hatten bereits alle Reisenden hinter Sitzen und Tischen Schutz gesucht. Eine Gruppe Polizisten stürzte sich auf die verdächtige Person und zwang sie zu Boden.
Es war nicht Alice, sondern ein verschreckter Junge mit langen Haaren.
»Ich mache es nie wieder! Ich mache es nie wieder!«, beteuerte er heulend. Vor ihm lag eine neue, noch versiegelte DVD . »Ich gebe sie zurück. Ich verspreche es!«
105
Barfuß und mit durchgeweichten Kleidern eilte Alice durch den Terminal, was niemandem auffiel, denn er war so gut wie menschenleer. Nur ein Arbeiter war damit beschäftigt, Mülltonnen zu leeren. Die Pistole hatte sie in ihrer Handtasche. Sie musste durch keine Sicherheitskontrolle, denn sie flog privat. Sie hatte den Flug über Bennies American-Express-Karte gebucht. Niemand hatte daran gedacht, sie zu sperren.
Eine Stewardess in der Uniform der Flugzeugvermietung begleitete sie zum Gate. Die Polizisten warteten bestimmt auf dem Flughafen von Philadelphia auf sie. Sie aber hatte vom Taxi aus eine private Fluggesellschaft angerufen und einen Privat-Jet vom Regionalflughafen in New Jersey gechartert.
»Hi, ich bin Bennie Rosato.«
Die Stewardess zeigte mehr Interesse an Alices Kleidung als an ihrem Pass. »Ich bin Willa. Meine Güte, Sie sind ja richtig in den Regen gekommen.«
»Ja. Was für ein schreckliches Wetter.«
»Wie gewünscht haben wir ein paar Turnschuhe, Sportsocken, Shorts und ein einfaches T-Shirt für Sie besorgt. Sie hätten auch direkt zum Flugzeug kommen können.«
»Das habe ich nicht gewusst. Ich fliege nicht so oft privat.«
»Wir sind froh, Sie als unsere Kundin begrüßen zu dürfen. Bei schlechtem Wetter annullieren manche Kunden ihre Privatflüge. So war sofort ein Jet für Sie frei. Wenn Sie mir bitte folgen wollen.« Sie winkte einen hübschen schwarzen Mann herbei, der die gleiche Uniform trug. »Das ist mein Kollege. Er wird sich um Ihr Gepäck kümmern.«
»Ich bin ohne. Der Trip auf die Bahamas war eine spontane Idee.«
»Dann wird er Sie an Bord führen, und wir können gleich starten.«
»Je schneller, je besser.« Alice lächelte dem Mann zu, der einen roten Schirm für sie bereithielt.
»Ich bin Knox«, sagte er mit karibischem Akzent.
»Woher kommen Sie?«
»Aus Nassau. Deshalb arbeite ich gern auf dieser Strecke. Gehen wir?« Knox schulterte die schwere Kuriertasche, die voller nasser Banknoten war, und bot ihr seinen Arm an, was Alice gerne annahm. Die Privatkabine war mit bequemen beigefarbenen Ledersesseln ausgestattet und mit dunklem gemaserten Holz getäfelt. Auf einem Tisch stand ein Tablett mit Roastbeef, aufgeschnittenem Käse, frischen Früchten und einer Flasche Champagner in einem Eiskübel.
»Lecker. Die Tasche hätte ich gerne bei mir.«
»Wie Sie wünschen.« Knox stellte die Kuriertasche neben ihren Sitz auf den Teppichboden. »Wollen Sie sich gleich umziehen oder lieber nach dem Start?«
»Lieber nach dem Start. Ich halte es noch eine Weile aus.«
»Gut. Ich bin gleich wieder bei Ihnen.« Knox zog den Vorhang zu, und Alice ließ sich in den noblen Sessel fallen. Die Bordtür wurde geschlossen, und der Motor lief warm. Alice hatte seit Bennies unverhoffter Rückkehr aus dem Reich der Toten improvisieren müssen, was ihr bestens gelungen war. Plan C nahm allmählich Form an. Sie sah aus dem Bordfenster in die Dunkelheit der Nacht.
Knox steckte seinen Kopf durch den Vorhang. »Wir sind startklar. Bitte schnallen Sie sich an.«
»Okay. Aber trinken darf ich doch jetzt schon?«
»Aber natürlich, Ms Rosato. Wenn Sie erlauben.«
»Sagen Sie Bennie zu mir.« Alice sah ihm zu, wie er die Flasche aus dem Eis befreite und ihren nassen Hals mit einer roten Serviette abtrocknete. Das Flugzeug rollte los, der Champagnerkorken knallte,
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