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Schwesternmord

Schwesternmord

Titel: Schwesternmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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haben hier zwei Todesopfer. Ich habe noch nichts gegessen. Ich habe noch keine Zeit gehabt, mir das Blut aus den Haaren zu waschen. Noch nicht mal zum Pinkeln komme ich hier, dass Sie’s wissen!« Sie wandte sich ab. »Ich habe Wichtigeres zu tun, als mich vor Ihnen zu rechtfertigen.«
    »Jane.«
    »Fahren Sie nach Hause, Doc, und lassen Sie mich meine Arbeit machen.«
    »Jane! Es tut mir Leid. Ich hätte das alles nicht sagen dürfen.«
    Rizzoli drehte sich wieder zu ihr um, und jetzt sah Maura, was ihr bis zu diesem Moment entgangen war: Die Ringe
unter den Augen, die hängenden Schultern. Sie kann sich kaum noch auf den Beinen halten.
    »Mir tut es auch Leid.« Rizzoli blickte auf die blutbespritzte Wand. »Wir haben ihn um Haaresbreite verpasst«, sagte sie. » So dicht waren wir dran.« Sie demonstrierte es mit Daumen und Zeigefinger. »Wir haben das Haus von einem Team bewachen lassen. Ich weiß nicht, wie er den Wagen entdeckt hat, aber er ist einfach vorbeigefahren und stattdessen durch den Hintereingang eingedrungen.« Sie schüttelte den Kopf. »Irgendwie hat er es gewusst. Er wusste, dass wir nach ihm suchten. Deshalb stellte Van Gates ein Problem für ihn dar …«
    » Sie hat ihn gewarnt.«
    »Wer?«
    »Amalthea. Sie muss es gewesen sein. Ein Anruf, ein Brief. Ein Kassiber, hinausgeschmuggelt mithilfe einer Aufseherin. Sie schützt ihren Partner.«
    »Sie glauben, dass sie zu einer so rationalen Handlung fähig ist?«
    »Ja, davon bin ich überzeugt.« Maura zögerte. »Ich habe sie heute besucht.«
    »Wann hatten Sie vor, mir das zu sagen?«
    »Sie weiß Dinge über mich, die sonst niemand weiß. Sie kennt die Antworten.«
    »Sie hört Stimmen, Herrgott noch mal!«
    »Nein, das tut sie nicht. Ich bin überzeugt, dass sie vollkommen klar im Kopf ist und haargenau weiß, was sie tut. Sie schützt ihren Partner, Jane. Sie wird ihn nie verraten.«
    Rizzoli betrachtete sie eine Weile schweigend. »Vielleicht sollten Sie sich das hier doch besser anschauen. Sie müssen wissen, womit wir es zu tun haben.«
    Maura folgte ihr in die Küche und blieb an der Tür stehen, geschockt von dem Blutbad, das sie erblickte. Ihr Kollege Dr. Costas kauerte neben der Leiche. Verwirrt blickte er zu Maura auf.

    »Ich wusste gar nicht, dass du für den Fall eingeteilt bist«, sagte er.
    »Bin ich auch nicht. Ich musste einfach nur sehen …« Sie starrte auf Terence Van Gates hinab und schluckte krampfhaft.
    Costas stand auf. »Verdammt saubere Arbeit. Keine Abwehrverletzungen, kein Hinweis darauf, dass das Opfer auch nur die geringste Chance hatte, sich zu wehren. Ein einziger Schnitt, fast von einem Ohr bis zum anderen. Der Täter ist von hinten gekommen. Der Schnitt setzt auf der linken Seite ein wenig höher an, zieht sich quer durch die Luftröhre und läuft rechts ein Stückchen tiefer aus.«
    »Der Täter ist Rechtshänder.«
    »Und auch sehr kräftig.« Costas bückte sich und zog den Kopf der Leiche vorsichtig nach hinten, so dass ein Ring glitzernden weißen Knorpelgewebes sichtbar wurde. »Der Schnitt geht durch bis auf die Wirbelsäule.« Er ließ den Kopf los, worauf dieser wieder nach vorne kippte und die Wundränder sich schlossen.
    »Eine Hinrichtung«, murmelte sie.
    »Kann man wohl sagen.«
    »Das zweite Opfer – im Wohnzimmer …«
    »Die Ehefrau. Sie ist vor einer Stunde in der Notaufnahme verstorben.«
    »Aber das war keine so saubere Hinrichtung«, sagte Rizzoli. »Wir glauben, dass der Mörder zuerst den Mann attackiert hat. Vielleicht hat Van Gates den Besucher erwartet. Vielleicht hat er ihn sogar in seine Küche eingelassen, weil er glaubte, es gehe um etwas Geschäftliches. Aber mit dem Angriff hat er nicht gerechnet. Es gibt keine Abwehrverletzungen, keine Spuren eines Kampfes. Er hat seinem Mörder den Rücken zugewandt, und er fiel wie ein Lamm auf der Schlachtbank.«
    »Und die Frau?«
    »Bei Bonnie lag der Fall anders.« Rizzoli blickte auf Van Gates hinab, auf die gefärbten Büschel transplantierter Haare,
Symbole der Eitelkeit eines alten Mannes. »Ich glaube, dass Bonnie ihn bei der Tat überrascht hat. Sie kommt in die Küche und sieht das Blut. Sieht ihren Mann dort am Boden sitzen, mit fast gänzlich durchschnittenem Hals. Und der Mörder steht daneben, das Messer noch in der Hand. Die Klimaanlage läuft, alle Fenster sind fest geschlossen. Doppelt verglast, wegen der Isolierung. Unser Team, das draußen auf der Straße im Wagen sitzt, kann ihre Schreie also unmöglich hören. Wenn sie

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