Schwesternmord
Orte, an denen sein Name irgendwann einmal aufgetaucht ist. Verhaftungen, Verwarnungen, was auch immer. Heute Morgen kam dann ein Fax von einem Standesbeamten in North Carolina. Es war eine Sterbeurkunde. Elijah Lank ist vor acht Jahren gestorben.«
»Vor acht Jahren? Dann kann er ja nicht bei Amalthea gewesen sein, als sie Theresa und Nikki Wells tötete.«
»Nein. Zu dieser Zeit hatte Amalthea schon einen neuen Partner – einen, der für Elijah eingesprungen war. Damit das Familienunternehmen weitergeführt werden konnte.«
Maura wandte sich ab und blickte auf den See hinaus. Die Wasserfläche war jetzt blendend hell. Ich will den Rest der Geschichte nicht hören, dachte sie. Ich will es gar nicht wissen.
»Elijah starb vor acht Jahren in einem Krankenhaus in Greenville an einem Herzinfarkt«, sagte Rizzoli. »Er war in die Ambulanz gekommen und hatte über Schmerzen in der Brust geklagt. Den Unterlagen des Krankenhauses zufolge wurde er von seiner Familie in die Notaufnahme gebracht.«
Familie.
»Von seiner Frau Amalthea«, fuhr Rizzoli fort, »und ihrem gemeinsamen Sohn Samuel.«
Maura atmete tief durch, und der Verwesungsgeruch stieg ihr in die Nase. Aber auch ein Hauch von Sommer lag schon in der Luft. Tod und Leben, vermischt in einem einzigen Duft.
»Es tut mir Leid«, sagte Rizzoli. »Es tut mir Leid, dass Sie es erfahren mussten. Es besteht natürlich immer noch die Möglichkeit, dass wir uns geirrt haben, was die Identität dieses Mannes betrifft. Möglich, dass er gar nicht mit Ihnen verwandt ist.«
Aber sie hatten sich nicht geirrt, und Maura wusste es.
Ich wusste es in dem Moment, als ich sein Gesicht sah.
Als Rizzoli und Frost an diesem Abend J. P. Doyle’s Bar betraten, wurden sie von den Cops, die sich um die Theke drängten, mit stürmischem Applaus begrüßt. Die Ovationen machten Rizzoli ganz verlegen. Selbst Kerle, die für sie nicht sonderlich viel übrig hatten, gaben ihrer Anerkennung für Rizzolis Erfolg mit kameradschaftlichem Beifall Ausdruck – für den Erfolg, den die Fünf-Uhr-Nachrichten im
Fernseher über der Bar gerade herausposaunten. Als Rizzoli und Frost auf die Theke zukamen, begannen alle wie wild mit den Füßen zu stampfen, und der breit grinsende Barkeeper hatte ihnen auch schon ihre Drinks hingestellt. Einen doppelten Whiskey für Frost, und für Rizzoli – ein großes Glas Milch.
Während alle in schallendes Gelächter ausbrachen, beugte sich Frost zu ihr herüber und flüsterte ihr ins Ohr: »Du, ich hab’s ein bisschen im Magen. Könnten wir vielleicht tauschen?«
Das Witzige war, dass Frost tatsächlich auf Milch stand. Sie schob ihm ihr Glas hin und bat den Barkeeper um eine Cola.
Und dann saßen sie da, knabberten Erdnüsse und nippten an ihren jugendfreien Getränken, immer wieder unterbrochen von Kameraden, die ihnen auf die Schulter klopfen oder die Hände schütteln wollten. Sie vermisste ihr gewohntes Adams Ale. Sie vermisste so manches an diesem Abend – nicht nur ihr Bier, sondern auch ihren Mann. Und ihre schlanke Figur. Trotzdem, es war ein guter Tag. Es ist immer ein guter Tag, wenn ein Mörder zur Strecke gebracht wird, dachte sie.
»He, Rizzoli! Die Wetten stehen jetzt bei zweihundert Dollar, dass Sie ein Mädchen kriegen, und bei hundertzwanzig für einen Jungen!«
Sie blickte sich um und sah Detective Vann und seinen Partner Dunleavy neben sich an der Bar stehen. Der dicke und der dünne Hobbit mit ihren identischen Guinnessgläsern in der Hand.
»Und was ist, wenn ich von jeder Sorte eins kriege?«, fragte sie. »Also Zwillinge?«
»Hm«, meinte Dunleavy. »Daran haben wir nicht gedacht.«
»Also, wer gewinnt dann?«
»Niemand, schätze ich.«
»Oder alle?«, meinte Vann.
Die beiden grübelten noch eine Weile über das Problem nach – Sam und Frodo, ratlos vor dem Schicksalsberg des Dilemmas.
»Na ja«, sagte Vann schließlich, »ich denke, wir sollten noch eine dritte Kategorie einführen.«
Rizzoli lachte. »Ja, macht das mal.«
»Fantastische Arbeit übrigens«, sagte Dunleavy. »Wenn das so weitergeht, können wir demnächst Ihre Geschichte im People Magazine lesen. Diese Bestie – all die schwangeren Frauen. Mann, was für eine Story.«
»Wollen Sie die reine Wahrheit wissen?« Rizzoli seufzte und stellte ihr Colaglas ab. »Die Lorbeeren stehen uns gar nicht zu.«
»Nein?«
Frost drehte sich zu Vann und Dunleavy um. »Wir haben ihn gar nicht zur Strecke gebracht. Das war das Opfer.«
»Eine einfache
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