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Schwesternmord

Schwesternmord

Titel: Schwesternmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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gefahren?« Dwayne sah sie über die Schulter an, und der Zorn, der in seinen Augen funkelte, jagte ihr Angst ein. »Hast du geträumt oder was?«
    »Dwayne, ich wusste es nicht.«
    Bart klopfte Dwayne auf die Schulter. »Vielleicht solltest du das Ganze mal ein bisschen lockerer sehen, wie wär’s?«
    »Halt du dich gefälligst da raus!«, fuhr Dwayne ihn an.
    Bart zog sich zurück, die Hände in einer Geste der Kapitulation erhoben. »Okay, okay.« Er warf Mattie noch einen letzten Blick zu, als wollte er sagen: Viel Glück, Mädel ; dann trollte er sich.
    »Es ist doch nur ein Reifen«, sagte Mattie.
    »Du musst ja Funken geschlagen haben, dass man es meilenweit sehen konnte. Was glaubst du, wie viele Leute dich gesehen haben, wie du so durch die Gegend gefahren bist?«
    »Spielt das denn eine Rolle?«
    » Hallo! Das hier ist ein BMW ! Wenn du so einen Wagen fährst, hast du ein Image zu verlieren. Wenn die Leute so ein Auto sehen, erwarten sie, dass der Fahrer ein bisschen mehr auf dem Kasten hat, dass er einfach ein bisschen cooler ist. Und wenn du dann auf der blanken Felge rumgurkst, ruinierst du das Image. So was lässt jeden anderen BMW-Fahrer schlecht aussehen. Es lässt mich schlecht aussehen.«
    »Es ist doch nur ein Reifen.«
    »Ach, hör endlich auf.«
    »Aber es stimmt doch.«
    Dwayne schnaubte angewidert und richtete sich auf. »Ich geb’s auf.«

    Sie schluckte ihre Tränen hinunter. »Es geht gar nicht um den Reifen. Hab ich Recht, Dwayne?«
    »Was?«
    »Bei diesem Streit geht es doch in Wirklichkeit um uns. Irgendwas stimmt nicht zwischen uns .«
    Sein Schweigen machte alles nur noch schlimmer. Er sah sie nicht an, sondern wandte sich zu dem Mechaniker um, der gerade auf sie zukam.
    »He«, rief der Mechaniker. »Bart sagt, ich soll den Reifen da wechseln.«
    »Ja, kümmere dich bitte drum.« Dwayne hielt inne; seine Aufmerksamkeit wurde plötzlich von einem Toyota abgelenkt, der soeben auf das Firmengelände gefahren war. Ein Mann stieg aus und blieb vor einem der BMWs stehen. Er beugte sich vor, um das Angebotsschild zu lesen. Dwayne strich seine Haare zurück, zog seine Krawatte stramm und ging auf den neuen Kunden zu.
    »Dwayne?«, sagte Mattie.
    »Ich habe einen Kunden.«
    »Aber ich bin deine Frau .«
    Er fuhr herum und giftete sie an: »Treib’s nicht auf die Spitze, Mattie.«
    »Was muss ich denn tun, damit du mich beachtest?«, schrie sie. »Dir ein Auto abkaufen? Drunter tust du’s wohl nicht. Ich weiß jedenfalls nicht, was ich sonst noch tun soll.« Ihre Stimme versagte. »Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll.«
    »Dann solltest du es vielleicht ganz einfach aufgeben. Ich sehe nämlich keinen Sinn mehr darin.«
    Sie sah ihm nach. Sah, wie er die Schultern straffte und ein strahlendes Lächeln aufsetzte. Dann hörte sie, wie er mit volltönender, herzlicher Stimme den neuen Kunden auf dem Gelände begrüßte.
    »Mrs. Purvis? Ma’am?«
    Sie blinzelte. Drehte sich um und sah den Mechaniker vor sich stehen.

    »Ich brauche Ihre Schlüssel, wenn Sie nichts dagegen haben. Damit ich den Wagen in die Werkstatt fahren und Ihnen den Reifen wechseln kann.« Er hielt ihr seine ölverschmierte Hand hin.
    Wortlos gab sie ihm ihren Schlüsselbund und wandte sich dann wieder zu Dwayne um. Doch er sah überhaupt nicht in ihre Richtung. Als ob sie unsichtbar wäre. Als ob sie ein Nichts wäre.
     
    Sie wusste kaum noch, wie sie nach Hause gekommen war.
    Irgendwann fand sie sich in der Küche wieder, die Schlüssel noch in der Hand, die Post vor sich auf dem Tisch. Oben auf dem Stapel lag die Kreditkartenabrechnung, adressiert an Mr. und Mrs. Dwayne Purvis. Mr. und Mrs. Sie erinnerte sich noch an das erste Mal, als jemand sie Mrs. Purvis genannt hatte, und wie sie sich gefreut hatte, als sie den Namen gehört hatte. Mrs. Purvis, Mrs. Purvis.
    Mrs. Nobody.
    Der Schlüsselbund landete klirrend auf dem Boden. Sie ließ den Kopf in die Hände sinken und fing an zu weinen. Sie weinte und weinte, während das Baby in ihrem Bauch strampelte; weinte, bis ihr der Hals wehtat und die Post nass von ihren Tränen war.
    Ich will ihn wieder so, wie er früher war. Als er mich noch geliebt hat.
    Da hörte sie zwischen ihren abgehackten Schluchzern plötzlich eine Tür quietschen. Das Geräusch kam aus der Garage. Sie riss den Kopf hoch; Hoffnung keimte in ihr auf.
    Er ist gekommen! Er ist heimgekommen, um mir zu sagen, dass es ihm Leid tut.
    Sie sprang so hastig auf, dass der Stuhl umkippte. Trunken vor

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