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Schwesternmord

Schwesternmord

Titel: Schwesternmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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jetzt sagen Sie uns bitte, wer sie wirklich war.«

5
    Das »ultimative Fahrerlebnis«. So hieß es immer in der Werbung, so sagte auch Dwayne dazu, und Mattie Purvis saß nun am Steuer dieses Kraftpakets und fuhr die West Central Street entlang, Tränen in den Augen und einen einzigen Gedanken im Kopf: Du musst da sein. Bitte, Dwayne, sei da. Aber sie wusste nicht, ob er wirklich da sein würde. Es gab in letzter Zeit so vieles, was sie an ihrem Mann nicht verstand; es war, als sei ein Fremder an seine Stelle getreten, ein Fremder, der sie kaum beachtete. Der sie fast nicht mehr anschaute. Ich will meinen Mann wiederhaben. Dabei weiß ich noch nicht einmal, wie ich ihn verloren habe.
    Schon von weitem sah sie das riesige Schild mit der Aufschrift PURVIS BMW. Sie bog auf den Parkplatz ein, fuhr vorbei an Reihen anderer chromblitzender ultimativer Fahrzeuge und entdeckte schließlich Dwaynes Wagen, der neben der Tür des Ausstellungsraums geparkt war.
    Sie fuhr auf den Platz neben seinem und stellte den Motor ab. Blieb einen Moment lang sitzen und atmete tief durch. Reinigende Atemzüge, so wie sie es in der Geburtsvorbereitung gelernt hatte. In dem Lamaze-Kursus, zu dem Dwayne seit einem Monat nicht mehr mitgegangen war, weil er ihn für reine Zeitverschwendung hielt. Du kriegst doch schließlich das Baby, nicht ich. Was soll ich denn da?
    Hoppla, das war ein bisschen zu viel des Guten. Vom allzu tiefen Durchatmen wurde ihr plötzlich schwindlig, und sie ließ sich gegen das Lenkrad sinken. Aus Versehen löste sie die Hupe aus und fuhr erschrocken zusammen, als sie laut losschmetterte. Sie warf einen verschämten Blick aus dem Fenster und sah, wie einer der Mechaniker zu ihr herüberstarrte. Zu ihr, Dwaynes dussligem Weibchen, das nichts Besseres zu tun hatte, als für nichts und wieder nichts auf
die Hupe zu drücken. Errötend stieß sie die Tür auf, bugsierte ihren dicken Bauch hinter dem Lenkrad hervor, stieg aus und betrat das Autohaus.
    Drinnen roch es nach Leder und Autowachs. Ein Aphrodisiakum für echte Männer nannte Dwayne dieses Festmahl von Düften, das Mattie jetzt allerdings eher Übelkeit verursachte. Sie blieb zwischen den verführerischen Sirenen des Ausstellungsraums stehen – den neuen Modellen dieses Jahres mit ihren aufreizenden Kurven, blitzend vor poliertem Lack und Chrom im Schein der Spots. Hier konnte ein Mann schier seine Seele verlieren. Wenn er mit der Hand über eine metallic-blaue Flanke strich, wenn er zu lange sein Spiegelbild in einer Windschutzscheibe betrachtete, dann begann er irgendwann seine Träume zu sehen. Er sah den Mann, der er sein könnte , wenn er eines dieser Fahrzeuge besäße.
    »Mrs. Purvis?«
    Mattie drehte sich um und erblickte Bart Thayer, einen der Verkäufer ihres Mannes. Er winkte ihr zu.
    »Oh. Hallo«, sagte sie.
    »Suchen Sie vielleicht Dwayne?«
    »Ja. Wo ist er?«
    »Ich glaube – äh …« Bart warf einen Blick in Richtung der Büros. »Ich sehe mal nach.«
    »Kein Problem, ich finde ihn schon.«
    » Nein! Ich meine – äh, warten Sie doch, ich gehe ihn holen, okay? Setzen Sie sich einfach hin und ruhen Sie sich ein bisschen aus. In Ihrem Zustand sollten Sie nicht so lange stehen.« Aus Barts Mund klang dieser Rat ziemlich komisch – sein Bauch war noch dicker als ihrer.
    Sie brachte ein Lächeln zustande. »Ich bin doch nur schwanger, Bart. Nicht behindert.«
    »Wann ist denn der große Tag?«
    »In zwei Wochen. Das ist jedenfalls der Termin, den wir ausgerechnet haben. So genau weiß man das ja nie.«
    »Das können Sie laut sagen. Mein erster Sohn, der wollte überhaupt nicht rauskommen. Mit drei Wochen Verspätung
auf die Welt gekommen, und seitdem hat er es noch nie geschafft, pünktlich zu sein.« Er zwinkerte ihr zu. »Ich hole Ihnen Dwayne her, okay?«
    Sie sah ihm nach, als er zu den Büros ging. Dann folgte sie ihm unauffällig, nur so weit, dass sie sehen konnte, wie er an Dwaynes Tür klopfte. Als keine Antwort kam, klopfte er noch einmal. Endlich ging die Tür auf, und Dwayne steckte den Kopf heraus. Er zuckte zusammen, als er Mattie erblickte, die ihm vom Ausstellungsraum aus zuwinkte.
    »Kann ich mal mit dir reden?«, rief sie ihm zu.
    Dwayne kam prompt aus seinem Büro und machte die Tür hinter sich zu. »Was machst du denn hier?«, schnauzte er sie an.
    Barts Blick ging zwischen den beiden hin und her. Unauffällig begann er, in Richtung Seitenausgang zurückzuweichen. »Äh, Dwayne, ich denke, ich mach mal’ne kurze

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