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Schwesternmord

Schwesternmord

Titel: Schwesternmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Kohlendioxid raus. Reinigende Atemzüge. Aber irgendwann ist der Sauerstoff aufgebraucht. Die Menge, die so eine Kiste enthalten kann, ist begrenzt. War die Luft nicht schon ein bisschen abgestanden? Und dann ihr Panikanfall von vorhin – sie hatte wild um sich geschlagen, geschrien. Wahrscheinlich hatte sie den größten Teil des Sauerstoffs schon verbraucht.
    Da spürte sie plötzlich den leisen, kühlen Luftzug in ihren Haaren. Sie schaute nach oben. Richtete den Strahl der Taschenlampe auf einen Punkt direkt über ihrem Kopf und sah den runden Gitterrost. Er maß nur wenige Zentimeter im Durchmesser, aber er war groß genug, um ihr von oben Frischluft zuzuführen. Verwirrt starrte sie den Rost an. Ich bin in einer Kiste gefangen, dachte sie. Ich habe zu essen, zu trinken, und ich habe Luft.
    Wer auch immer sie hier eingesperrt hatte, wollte sie am Leben halten.

9
    Rick Ballard hatte ihr gesagt, dass Dr. Charles Cassell wohlhabend sei, aber das hatte Jane Rizzoli nun nicht erwartet. Das Marblehead-Anwesen war von einer hohen Backsteinmauer umschlossen, und durch die Gitterstäbe des schmiedeeisernen Tors konnten sie und Frost das Haus sehen, einen riesigen weißen Bau im Stil des amerikanischen Klassizismus, umgeben von schätzungsweise einem knappen Hektar smaragdgrünem Rasen. Im Hintergrund glitzerte das Wasser der Massachusetts Bay.
    »Wow«, meinte Frost. »Das kommt alles vom Pharmahandel?«
    »Er hat mit einem einzigen Schlankheitsmittel angefangen«, sagte Rizzoli. »Innerhalb von zwanzig Jahren hat er daraus das da aufgebaut. Ballard sagt, er ist kein Typ, mit dem man sich gerne anlegt.« Sie sah Frost an. »Und wenn man eine Frau ist, sollte man sich hüten, ihn zu verlassen.«
    Sie drehte ihr Fenster herunter und drückte auf den Knopf der Sprechanlage.
    Es knackte im Lautsprecher, und eine Männerstimme meldete sich: »Name, bitte.«
    »Detective Rizzoli und Detective Frost, Boston PD. Wir möchten zu Dr. Cassell.«
    Das Tor öffnete sich mit leisem Quietschen, und sie fuhren hindurch. Der gewundene Zufahrtsweg endete vor einem imposanten Säulenportal. Rizzoli parkte hinter einem feuerwehrroten Ferrari – so nahe würde ihr alter Subaru wohl nie wieder an einen Vertreter der automobilen High Society herankommen. Die Haustür wurde geöffnet, noch ehe sie anklopfen konnten, und sie erblickten einen stämmigen Mann, dessen Blick weder freundlich noch unfreundlich war. Er trug ein Polohemd und eine hellbraune Freizeithose,
doch die Art, wie er die beiden beäugte, strafte den lässigen Auftritt Lügen.
    »Ich bin Paul, Dr. Cassells Sekretär«, sagte er.
    »Detective Rizzoli.« Sie streckte die Hand aus, doch er würdigte sie keines Blickes.
    Paul führte sie ins Haus, dessen Inneneinrichtung Rizzolis Erwartungen ganz und gar nicht entsprach. Im Gegensatz zu der Fassade im traditionellen Federal Style war die Inneneinrichtung sachlich-modern, eine Galerie abstrakter Kunst vor strahlend weißen Wänden. Die Eingangshalle wurde von einer Bronzeskulptur dominiert, deren verschlungene Kurven vage sexuelle Assoziationen weckten.
    »Sie wissen doch, dass Dr. Cassell erst gestern Abend von einer Reise zurückgekehrt ist«, sagte Paul. »Er leidet unter Jetlag und fühlt sich nicht sehr wohl. Wenn Sie es also bitte kurz halten könnten.«
    »War er geschäftlich verreist?«, fragte Frost.
    »Ja. Und die Reise war bereits seit einem Monat geplant, falls es Sie interessiert.«
    Was rein gar nichts zu bedeuten hatte, dachte Rizzoli, außer dass Cassell in der Lage war, seine Schritte im Voraus zu planen.
    Paul führte sie durch ein in Schwarz und Weiß gehaltenes Wohnzimmer, in dem nur eine scharlachrote Vase einen optischen Blickfang setzte. Eine Wand wurde von einem Flachbild-Fernseher beherrscht, und eine Rauchglasvitrine enthielt eine beeindruckende Sammlung von Unterhaltungselektronik. Eine Junggesellen-Traumbude, dachte Rizzoli. Nirgends die Spur einer weiblichen Note, nur jede Menge Männerspielzeug. Sie hörte Musik und nahm an, dass sie von einer CD kam. Jazzige Akkorde verschmolzen in einer düsteren Abwärtsbewegung über die Tasten eines Klaviers. Keine Melodie, kein Gesang, nur diese Noten, die sich zu einer wortlosen Klage verbanden. Die Musik wurde lauter, als Paul sie zu einer Schiebetür führte. Er öffnete sie und meldete: »Die Polizei ist da, Dr. Cassell.«

    »Danke.«
    »Möchten Sie, dass ich dableibe?«
    »Nein, Paul, Sie können uns allein lassen.«
    Rizzoli und Frost betraten das

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