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Schwesternmord

Schwesternmord

Titel: Schwesternmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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gehört.
    »Und außerdem, wie hätte ich das machen sollen? Ich wusste doch gar nicht, wo sie war. Nachdem sie das letzte Mal umgezogen war, konnte ich sie nicht mehr ausfindig machen.«
    »Aber Sie haben es versucht?«
    »Ja, ich habe es versucht.«
    »Wussten Sie, dass sie in Maine lebte?«, fragte Frost.
    Eine Pause. Er blickte stirnrunzelnd auf. »Wo in Maine?«
    »In einer kleinen Stadt namens Fox Harbor.«

    »Nein, das wusste ich nicht. Ich hatte angenommen, dass sie noch irgendwo in Boston wohnte.«
    »Dr. Cassell«, sagte Rizzoli, »wo waren Sie letzten Donnerstagabend?«
    »Ich war hier, zu Hause.«
    »Den ganzen Abend?«
    »Seit fünf Uhr nachmittags. Ich habe für meine Reise gepackt.«
    »Kann irgendjemand bestätigen, dass Sie hier waren?«
    »Nein. Paul hatte an dem Abend frei. Ich gebe offen zu, dass ich kein Alibi habe. Ich war ganz allein hier, nur ich und mein Klavier.« Er schlug in die Tasten und ließ einen schrägen Akkord ertönen. »Am nächsten Morgen bin ich geflogen. Mit Northwestern Airlines, falls Sie es nachprüfen möchten.«
    »Das werden wir.«
    »Die Flüge wurden schon vor sechs Wochen gebucht. Ich hatte alle Termine bereits geplant.«
    »Das hat Ihr Sekretär uns auch gesagt.«
    »Hat er das? Nun, es ist die Wahrheit.«
    »Besitzen Sie eine Schusswaffe?«, fragte Rizzoli.
    Cassell verharrte völlig reglos, während seine dunklen Augen sie forschend ansahen. »Glauben Sie wirklich, dass ich es war?«
    »Würden Sie bitte die Frage beantworten?«
    »Nein, ich besitze keine Waffe. Weder eine Pistole noch eine Flinte noch ein Spielzeuggewehr. Und ich habe sie nicht getötet. Von den Sachen, die sie mir vorgeworfen hat, habe ich nicht die Hälfte getan.«
    »Wollen Sie damit sagen, dass sie die Polizei angelogen hat?«
    »Ich will damit sagen, dass sie übertrieben hat.«
    »Wir haben das Foto von ihr gesehen, das in der Notaufnahme entstanden ist, an dem Abend, als Sie ihr das blaue Auge verpasst haben. War diese Anschuldigung auch übertrieben?«

    Er blickte zu Boden, als könnte er ihren anklagenden Blick nicht ertragen. »Nein«, sagte er leise. »Ich leugne nicht, dass ich sie geschlagen habe. Ich bedaure es. Aber ich leugne es nicht.«
    »Und was ist mit dem Vorwurf, dass Sie wiederholt an ihrem Haus vorbeigefahren seien? Dass Sie sie von einem Privatdetektiv beschatten ließen? Dass Sie ohne Vorwarnung an ihrer Haustür aufgekreuzt seien und sie zu sprechen verlangt hätten?«
    »Sie hat ja nie auf meine Anrufe reagiert. Was hätte ich denn tun sollen?«
    »Vielleicht den Wink mit dem Zaunpfahl kapieren?«
    »Ich lege nicht einfach die Hände in den Schoß und lasse alles mit mir geschehen , Detective. Das habe ich noch nie gemacht. Und deshalb besitze ich heute dieses Haus, mit dieser Aussicht, die Sie dort sehen. Wenn ich etwas wirklich will, dann arbeite ich mit aller Kraft dafür. Und wenn ich es habe, halte ich es fest. Ich war nicht bereit, sie einfach aus meinem Leben verschwinden zu lassen.«
    »Was war Anna eigentlich für Sie? Nur ein Stück in Ihrer Sammlung?«
    »Nein.« Er erwiderte ihren Blick, und aus seinen Augen sprach die blanke Trauer um seinen Verlust. »Anna Leoni war die Liebe meines Lebens.«
    Seine Antwort verblüffte Rizzoli. Diese schlichte Feststellung, mit ruhiger Stimme vorgebracht, hatte den Beigeschmack der Wahrheit.
    »Wenn ich recht informiert bin, waren Sie drei Jahre zusammen«, sagte sie.
    Er nickte. »Sie war Mikrobiologin und hat in meiner Forschungsabteilung gearbeitet. So haben wir uns kennen gelernt. Eines Tages tauchte sie in einer Vorstandssitzung auf, um uns über die Ergebnisse bestimmter Antibiotika-Tests zu informieren. Ich habe sie nur angeschaut und dachte sofort: Das ist sie . Wissen Sie, was das für ein Gefühl ist, wenn
man einen Menschen so sehr liebt und dann hilflos zusehen muss, wie dieser Mensch einen verlässt?«
    »Warum hat sie Sie verlassen?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Sie müssen doch eine Vermutung haben.«
    »Nein. Sehen Sie sich doch an, was ihr hier geboten wurde! Sie hatte dieses Haus, sie hatte alles, was sie sich wünschen konnte. Ich denke, ich bin nicht gerade hässlich. Es gibt eine Menge junge Frauen, die sonst was dafür geben würden, mit mir zusammen zu sein.«
    »Bis Sie dann angefangen haben, sie zu schlagen.«
    Schweigen.
    »Wie oft ist das vorgekommen, Dr. Cassell?«
    Er seufzte. »Ich habe einen sehr anstrengenden Job …«
    »Ist das Ihre Erklärung? Sie schlagen Ihre Freundin, weil Sie einen

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