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Schwesternmord

Schwesternmord

Titel: Schwesternmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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durch das Fenster in ihr Schlafzimmer. Lange Zeit sagte er nichts, und wieder stellte das Schweigen dieser Männer ihre Geduld auf eine harte Probe, während sie auf eine Reaktion – irgendeine Reaktion – von ihnen wartete.
    »Wissen Sie, es hat hier seit fast einer Woche nicht mehr geregnet«, sagte Gresham. »Vielleicht sind diese Spuren gar nicht mehr so frisch.«
    »Aber wer sollte denn hier herumlaufen und durchs Fenster schauen?«, fragte sie.
    »Ich kann Britta anrufen. Vielleicht hat sie ja einen Arbeiter raufgeschickt, der hier irgendwas reparieren sollte. Oder irgendjemand war einfach neugierig und hat einen Blick hineingeworfen.«
    »Neugierig?«, echote Maura.
    »Na, es hat doch jeder mitgekriegt, was unten in Boston mit Ihrer Schwester passiert ist. Da wollte vielleicht der eine oder andere mal einen Blick in ihr Haus riskieren.«
    »Ich verstehe diese Art von morbider Neugier nicht. So etwas habe ich noch nie verstanden.«

    »Rick sagt, Sie sind Gerichtsmedizinerin, nicht wahr? Also, dann müssen Sie das doch auch kennen – alle sind immer ganz wild nach den Details. Sie ahnen ja nicht, wie oft ich schon nach diesem Mord gefragt worden bin. Denken Sie nicht, dass einer dieser Leute, die ihre Nase überall reinstecken, auf die Idee gekommen sein könnte, sich mal das Haus anzuschauen?«
    Sie starrte ihn ungläubig an. Mitten in ihr Schweigen hinein begann plötzlich das Funkgerät in Greshams Wagen zu quäken.
    »Entschuldigen Sie mich«, sagte er und ging zum Auto zurück.
    »Tja«, meinte Maura. »Damit haben sich meine Befürchtungen wohl als grundlos erwiesen, oder?«
    »Zufällig nehme ich Ihre Befürchtungen sehr ernst.«
    »Wirklich?« Sie sah ihn an. »Kommen Sie herein, Rick. Ich will Ihnen etwas zeigen.«
    Er folgte ihr zur Veranda und weiter ins Haus. Sie zog die Tür zu und deutete auf die Batterie von Messingschlössern.
    »Das ist es, was ich Ihnen zeigen wollte«, sagte sie.
    Er betrachtete die Schlösser und Ketten und runzelte die Stirn. »Junge, Junge.«
    »Das ist noch nicht alles. Kommen Sie mit.«
    Sie führte ihn in die Küche, wo sie ihm die glänzenden Ketten und Riegel zeigte, mit denen die Hintertür gesichert war. »Die sind alle neu. Bestimmt hat Anna sie anbringen lassen. Sie hatte vor irgendetwas Angst.«
    »Dazu hatte sie auch allen Grund. Die ganzen Todesdrohungen. Sie konnte nicht wissen, wann Cassell hier aufkreuzen würde.«
    Sie sah ihn an. »Deswegen sind Sie hier, nicht wahr? Um herauszufinden, ob er es war?«
    »Ich habe sein Foto in der Stadt herumgezeigt.«
    »Und?«
    »Bis jetzt hat sich noch niemand an ihn erinnert. Aber
das heißt noch nicht, dass er nicht hier war.« Er deutete auf die Schlösser. »Das hier verwundert mich ganz und gar nicht.«
    Seufzend ließ sie sich auf einen Stuhl am Küchentisch sinken. »Wie kann es sein, dass unser beider Leben so unterschiedlich verlaufen ist? Ich komme gerade mit dem Flugzeug von einer Parisreise zurück, während sie …« Sie schluckte. »Was wäre passiert, wenn ich von klein auf an ihrer Stelle gewesen wäre? Wäre dann alles genauso gekommen? Vielleicht würde sie jetzt an meiner Stelle auf diesem Stuhl sitzen und sich mit Ihnen unterhalten.«
    »Sie und Anna sind zwei verschiedene Menschen, Maura. Sie haben vielleicht ihr Gesicht, ihre Stimme. Aber Sie sind nicht Anna.«
    Sie blickte zu ihm auf. »Erzählen Sie mir mehr von meiner Schwester.«
    »Ich weiß nicht recht, wo ich anfangen soll.«
    »Egal. Mich interessiert alles. Sie sagten gerade, dass ich mich anhöre wie sie.«
    Er nickte. »Das stimmt. Tonfall und Tonhöhe – alles vollkommen identisch.«
    »So gut erinnern Sie sich an sie?«
    »Anna war eine Frau, die man nicht so leicht wieder vergisst«, sagte er, ohne den Blick von ihr zu wenden. Sie sahen einander in die Augen; auch dann noch, als sie schwere Schritte hörten, die sich von draußen näherten. Erst als Gresham in die Küche kam, brach sie schließlich den Blickkontakt ab und wandte sich dem Polizeichef zu.
    »Dr. Isles«, sagte Gresham, »könnten Sie mir vielleicht einen kleinen Gefallen tun? Kommen Sie doch bitte mit mir ein Stück die Straße lang. Ich muss Ihnen da etwas zeigen.«
    »Was ist es denn?«
    »Dieser Funkruf eben, das war die Zentrale. Sie haben einen Anruf von dem Bautrupp bekommen, der hier nebenan zugange ist. Die haben mit ihrem Bulldozer etwas ausgebuddelt. Es sind – na ja, irgendwelche Knochen.«

    Sie runzelte die Stirn. »Menschenknochen?«
    »Das fragen die

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