Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwesternmord

Schwesternmord

Titel: Schwesternmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
Vom Netzwerk:
und blieb stehen, als sie erneut auf Spuren stieß. Aber das hier waren keine Hirsche gewesen. Einen Moment lang verharrte sie vollkommen reglos. Ihr Puls begann zu rasen, und die Hand, in der sie die Kaffeetasse hielt, wurde feucht und klamm. Langsam folgte ihr Blick den Spuren bis zu einer Stelle unter einem der Fenster, wo der Boden besonders weich war.

    Eine Stiefelsohle hatte ihren Abdruck in der Erde hinterlassen, dort, wo jemand gestanden und durchs Fenster gespäht hatte.
    In ihr Schlafzimmer.

11
    Fünfundvierzig Minuten später holperte ein Streifenwagen der Polizei von Fox Harbor über den ungeteerten Zufahrtsweg heran. Vor ihrer Haustür hielt er an, und ein Cop stieg aus. Er war Mitte fünfzig, hatte einen Stiernacken und blondes Haar, das sich am Scheitel lichtete.
    »Dr. Isles?«, sagte er und hielt ihr seine fleischige Pranke hin. »Roger Gresham. Ich bin der hiesige Polizeichef.«
    »Ich hatte ja keine Ahnung, dass sie mir gleich den Chef vorbeischicken.«
    »Tja nun, wir wollten sowieso gerade zu Ihnen raufkommen, als Sie anriefen.«
    »Wir?« Sie runzelte fragend die Stirn, da sah sie auch schon einen zweiten Wagen, einen Ford Explorer, den Weg entlangkommen und neben Greshams Streifenwagen parken. Der Fahrer stieg aus und winkte ihr zu.
    »Hallo, Maura«, sagte Rick Ballard.
    Einen Augenblick lang starrte sie ihn nur an, verblüfft über sein unerwartetes Erscheinen. »Ich wusste gar nicht, dass Sie hier sind«, sagte sie schließlich.
    »Ich bin gestern Abend gekommen. Seit wann sind Sie hier?«
    »Seit gestern Nachmittag.«
    »Sie haben die Nacht in diesem Haus verbracht?«
    »Das Motel war ausgebucht. Miss Clausen – die Maklerin – hat mir angeboten, hier zu übernachten.« Nach einer Pause fügte sie in rechtfertigendem Ton hinzu: »Sie sagte mir ausdrücklich, die Polizei sei hier fertig.«
    Gresham schnaubte verächtlich. »Ich wette, sie hat Sie für die Übernachtung auch noch bezahlen lassen. Hab ich Recht?«
    »Ja.«

    »Diese Britta – die ist wirklich ein Fall für sich. Wenn sie könnte, würde sie einem auch noch die Luft auf die Rechnung setzen.« Er wandte sich zum Haus um und fuhr fort: »Also, wo haben Sie denn nun diese Fußspuren gesehen?«
    Maura führte die Männer an der Veranda entlang und um die Hausecke herum. Sie hielten sich am Rand des Fußpfads und suchten beim Gehen den Boden vor sich ab. Der Bulldozer war inzwischen verstummt, und das einzige Geräusch waren ihre Schritte auf dem Laubteppich.
    »Da sind frische Hirschfährten«, sagte Gresham und zeigte darauf.
    »Ja, heute Morgen sind zwei Hirsche hier vorbeigelaufen.«
    »Das könnte die Erklärung für die Spuren sein, die Sie gesehen haben.«
    »Chief Gresham«, sagte Maura seufzend, »ich kann sehr wohl einen Stiefelabdruck von Hirschspuren unterscheiden.«
    »Nein, ich meine, dass vielleicht irgendjemand auf der Jagd hier vorbeigekommen ist. Illegal natürlich; ist ja jetzt Schonzeit. Kann doch sein, dass er den Hirschen aus dem Wald bis hierher gefolgt ist.«
    Ballard blieb plötzlich stehen, den Blick starr auf den Boden gerichtet.
    »Können Sie sie sehen?«, fragte sie.
    »Ja«, antwortete er. Seine Stimme klang auffallend ruhig.
    Gresham ging neben Ballard in die Hocke. Einige Sekunden verstrichen. Warum sagten sie nichts? Der Wind frischte plötzlich auf. Fröstelnd blickte sie zu den schwankenden Zweigen auf. Letzte Nacht war irgendjemand aus diesem Wald gekommen. Er hatte vor ihrem Zimmerfenster gestanden. Hatte hineingeschaut, während sie geschlafen hatte.
    Ballard blickte zum Haus auf. »Ist das ein Schlafzimmerfenster?«
    »Ja.«
    »Ihres?«

    »Ja.«
    »Haben Sie gestern Abend die Vorhänge zugezogen?« Er sah sie über die Schulter an, und sie wusste genau, was er dachte: Haben Sie dem Spanner, ohne es zu wissen, eine Peepshow geboten?
    Sie errötete. »In dem Zimmer gibt es keine Vorhänge.«
    »Das können nicht Brittas Stiefel gewesen sein, dafür sind sie zu groß«, meinte Gresham. »Aber sie dürfte normalerweise der einzige Mensch sein, der hier oben herumtrampelt, wenn sie ab und zu nach dem Haus sieht.«
    »Sieht nach einer Vibram-Sohle aus«, sagte Ballard. »Größe einundvierzig oder zweiundvierzig.« Sein Blick folgte den Spuren, die zum Wald zurückführten. »Die Hirschspuren überlagern sie.«
    »Was bedeutet, dass der Kerl zuerst hier war«, sagte Maura. »Vor den Hirschen. Bevor ich aufgewacht bin.«
    »Ja, aber wie lange vorher?« Ballard richtete sich auf und spähte

Weitere Kostenlose Bücher