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Schwesternmord

Schwesternmord

Titel: Schwesternmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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hörten sie Detective Yates rufen: »Ich habe noch etwas gefunden!«
    »Wo – dort drüben?«, fragte Daljeet, während er und Maura schon quer über die Lichtung auf Yates zueilten.
    »Als ich hier vorbeikam, bin ich mit dem Fuß in diesem Wirrwarr von Brombeerwurzeln hängen geblieben«, erklärte Yates. »Ich bin gestolpert, und dann ist das da plötzlich aus dem Boden aufgetaucht.« Während Maura neben ihm in die Hocke ging, teilte Yates vorsichtig das Gewirr von Dornenzweigen. Eine Wolke von Mücken erhob sich von der feuchten Erde und umschwirrte Mauras Gesicht, als sie den teilweise von Erde bedeckten Gegenstand betrachtete. Es war ein Schädel. Eine leere Augenhöhle blickte starr zu ihr auf. Brombeerranken schlängelten sich durch die Öffnung, in der einmal ein Auge gesessen hatte.
    Sie sah Daljeet an. »Haben Sie eine Gartenschere?«
    Er öffnete seinen Koffer und holte Handschuhe, eine Rosenschere und eine Pflanzschaufel hervor. Zusammen knieten sie nieder und machten sich daran, den Schädel freizulegen. Maura durchschnitt die Wurzeln, während Daljeet behutsam die Erde herausschaufelte. Die Sonne brannte auf sie herunter, und selbst der Boden schien Hitze auszustrahlen. Maura musste mehrmals innehalten, um sich den Schweiß von der Stirn zu wischen. Das Insektenschutzmittel, mit dem sie sich vor einer Stunde eingerieben hatte, hatte sich längst in Wohlgefallen aufgelöst, und wieder begannen die Kriebelmücken sie zu attackieren.
    Sie und Daljeet legten ihre Werkzeuge beiseite, um mit den behandschuhten Händen zu graben, wobei sie so dicht nebeneinander knieten, dass sie mit den Köpfen zusammenstießen. Ihre Finger bohrten sich tief in kühlere Erde und lockerten sie. Zentimeter um Zentimeter legten sie den Schädel frei, und dann hielt sie inne und starrte das Schläfenbein an. Die schwere Fraktur, die nun sichtbar wurde.
    Sie und Daljeet tauschten einen Blick, als beiden derselbe
Gedanke durch den Kopf schoss: Das war kein natürlicher Tod .
    »Ich glaube, er liegt jetzt ganz frei«, sagte Daljeet. »Heben wir ihn heraus.«
    Er breitete eine Plastikplane aus und griff dann tief in das Loch. Als er die Hände wieder herauszog, hielt er den Schädel darin, dessen Unterkiefer praktischerweise so von Brombeerwurzeln umrankt war, dass er an Ort und Stelle gehalten wurde. Daljeet bettete seinen Schatz auf die Plane.
    Eine Weile sagte niemand ein Wort. Sie starrten alle den zerschmetterten Schläfenknochen an.
    Detective Yates deutete auf einen der Backenzähne, in dem etwas metallisch glänzte. »Ist das nicht eine Plombe?«, fragte er. »In dem Zahn hier?«
    »Ja. Aber schon vor hundert Jahren haben Zahnärzte Amalgamfüllungen eingesetzt«, sagte Daljeet.
    »Es könnte also trotzdem ein altes Grab sein.«
    »Aber wo sind die Sargfragmente? Wenn das hier eine förmliche Beisetzung war, müsste es einen Sarg geben. Und dann ist da dieses kleine Detail.« Daljeet wies auf die Kompressionsfraktur und blickte zu den beiden Detectives auf, die ihm über die Schulter schauten. »Ganz gleich, wie alt diese Überreste sein mögen, ich glaube, wir haben es hier mit einem Verbrechen zu tun.«
    Die anderen Männer waren inzwischen näher gekommen und drängten sich um die kleine Gruppe, und Maura hatte plötzlich das Gefühl, als ob aller Sauerstoff aus der Luft herausgepumpt worden wäre. Das Summen der Fliegen schien zu einem pulsierenden Dröhnen anzuschwellen. Es ist so warm, dachte sie. Sie stand auf und ging mit unsicheren Schritten zum Waldrand, wo der Baldachin aus Eichen- und Ahornkronen willkommenen Schatten spendete. Dort ließ sie sich auf einen Stein nieder und vergrub das Gesicht in den Händen. Das habe ich nun davon, dass ich auf das Frühstück verzichtet habe, dachte sie.
    »Maura?«, rief Ballard. »Fühlen Sie sich nicht wohl?«

    »Es ist bloß die Hitze. Ich muss mich einen Moment abkühlen.«
    »Möchten Sie einen Schluck Wasser? Ich habe welches in meinem Wagen – falls es Ihnen nichts ausmacht, mit mir aus einer Flasche zu trinken.«
    »Danke. Das könnte ich jetzt gebrauchen.«
    Sie sah ihm nach, als er auf seinen Geländewagen zuging, sah die flügelförmigen Schweißflecken auf seinem Hemdrücken. Er machte sich nicht die Mühe, den besten Weg durch das unebene Gelände zu suchen, sondern stapfte einfach querfeldein über das aufgeworfene Erdreich. Entschlossenheit – das war es, was Ballards Gang ausdrückte; es war der Gang eines Mannes, der wusste, was zu tun war, und es ganz

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