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Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)

Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)

Titel: Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Harenberg
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Nachdem er bis zum frühen Abend mit mir im Krankenhaus ausgeharrt
hatte, ging er mit seiner Mutter essen.
                „Weißt
du, meine Mutter hat den ganzen Tag im Hotel auf ein Zeichen von mir gewartet
und möchte gern essen gehen, damit sie gestärkt ist für die Nacht. Da es nicht
so aussieht, als würde das Kind in den nächsten zwei Stunden kommen, hat sie
mich gefragt, ob ich mitgehen könnte, da sie nicht so gern alleine in ein
Restaurant geht“, hatte Rigoletto mir erklärt, als
wäre es das Normalste der Welt, seine in den Wehen liegende Frau allein zu
lassen, um lecker mit Mutti zum Abendessen zu gehen.
    Ich hätte dazu einiges sagen können, sparte es mir aber, auch wenn
es schwerfiel, nicht darauf hinzuweisen, dass die Nacht für mich wohl anstrengender
werden würde, als für ihn oder seine Mutter. Oder dass ich beim Kinderkriegen
mindestens so ungern allein war wie seine Mutter im Restaurant.
    Kaum war Rigoletto verschwunden, sank die
Herzfrequenz des Babys leicht und der Arzt legte mir den besagten Wehentropf , um die Geburt zu beschleunigen. Eine Stunde
später wurde das Baby geboren - noch während Rigoletto mit seiner Mutter   Pasta beim
Italiener aß und das Klingeln seines schönen, neuen Handys nicht hörte.

 
    Mit der Geburt von Josephine änderte sich die Beziehung zu meiner
Schwiegermutter schlagartig. Zum Schlechten. Eine Steigerung, die ich für
unmöglich gehalten hatte. Alles, was bislang geschehen war, kam mir nun vor wie
das amüsante Vorspiel eines bitteren Dramas. Oder des dritten Weltkriegs.
    Es begann, wie zu befürchten gewesen war, mit der Namenswahl. Ich
hatte mit Rigoletto ausgemacht, dass wir den Namen
erst preisgeben würden, wenn es zu spät war. Ich verspürte keinerlei Lust, mir
weitere Vorschläge wie „ Kermit “ anzuhören. Ich wollte
mir auch Namen, die ich mochte, nicht dadurch verderben lassen, dass jemand
anderes – also Ingrid – ihn unmöglich fand. Es reichte, wenn ich
das zu hören bekam, wenn es passiert war.
                „J-O-S-E-P-H-I-N-E?“,
fragte meine Schwiegermutter wie erwartet entsetzt nach, als sie am Morgen nach
der Geburt ins Krankenhaus kam, um ihr Enkelkind zu sehen.
                „Wie
seid ihr denn auf so einen Namen gekommen? Der ist ja schrecklich! Noch
schlimmer als Miranda.“
                „Naja,
wir finden ihn schön“, druckste Rigoletto herum.
                „Mir
gefällt er gar nicht. Ich werde das Kind , Chantalle ‘
nennen, das hat so etwas Mystisches. ,Josephine‘ hört sich an wie eine
Prostituierte.“
    „Na, Gott sei Dank“, dachte ich bösartig. „, Chantalle ‘
hört sich ja gar nicht wie eine Prostituierte an. Eher wie eine Prostituierte,
die auf Wurstbudenverkäuferin umgeschult hat.“ Laut sagte ich das aber nicht,
denn ich wollte nicht, dass mein neugeborenes Kind gleich Zeuge eines massiven
Familienstreits wurde - dafür würde es noch genug Gelegenheiten haben. Ingrid
machte derweil mal wieder schmale Lippen und ihre Augen wurden zu dünnen
Schlitzen.
                „Das
kommt davon, wenn man keinerlei Ratschläge annimmt und alles alleine macht.
Wofür hat man denn Familie? Früher hätte Rigoletto sich mit seinen Eltern beraten“, bemerkte sie böse in meine Richtung.
                „Ja,
aber Rigoletto ist jetzt ein erwachsener Mann und
Vater und kann Dinge ohne seine Mutter entscheiden“ entgegnete ich schnippisch
und verkniff mir nur mit Mühe die Nachfrage, warum sie selbst sich mit
niemandem beraten hatte, bevor sie ihren Sohn ‚ Rigoletto ’
nannte.
    Stattdessen fragte ich:
                „Meinst
du nicht, dass es etwas komisch wirken wird, wenn du der einzige Mensch auf der
ganzen Welt bist, der das Kind , Chantalle ‘ nennt?“
    Andererseits, warum sollte es meinem Kind besser gehen als mir?
Ingrid war schließlich auch der einzige Mensch auf der Welt, der mich , Mandylein ‘ nannte.
    Die Situation wurde durch Josephine- Chantalle gerettet, die begann, wie am Spieß zu brüllen. Der Vater des schreienden Kindes
und seine Großmutter sahen gespannt auf mich. Leider hatte ich auch keine
Ahnung, was ich mit einem schreienden Neugeborenen machen sollte. Ingrid, für
gewöhnlich immer eine unerschöpfliche Quelle vermeintlich guter Ratschläge,
schwieg. Also nahm ich mein Baby auf den Arm und schaute es an, wie es so vor sich
hin schrie. Wenn die unzähligen Ratgeber für junge Mütter, die ich vor

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