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Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)

Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)

Titel: Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Harenberg
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der
Geburt gelesen hatte, etwas taugten, dann hatte mein Baby jetzt Hunger oder
eine volle Windel. Letzteres war nicht der Fall, also musste es Hunger sein.
                „Ich
glaube, sie hat Hunger“, verkündete ich und hoffte, dass Ingrid dies zum Anlass
nehmen würde, den Raum zu verlassen. Was sie nicht tat. Also musste ich zu
meinem großen Unbehagen meinen Busen vor meiner Schwiegermutter aus dem
Krankenhauskittel hervorholen und mein Baby stillen.
    Oder zumindest es versuchen zu stillen, was leider nicht klappte.
Das lag wahrscheinlich daran, dass ich vor meiner Schwiegermutter, die
gewissenlos auf meinen Busen starrte, ungern nackt war. Bei Ingrids Nachfrage,
ob ich meine Brustwarzen in den Wochen vor der Geburt auch gut mit Kümmel
einmassiert hätte, versiegte meine Muttermilch endgültig. Josephine begann
erneut zu schreien.

 
    In diesem Moment ging die Tür des Krankenhauszimmers auf und meine
Eltern betraten strahlend den Raum. Nie zuvor war ich so glücklich gewesen, die
beiden zu sehen. Und so entsetzt. Meine Mutter und Ingrid für längere Zeit in
einem Zimmer? Das konnte nicht gut gehen. Meine Mutter hatte mich am Tag nach
der Hochzeitsfeier – auf der sie meine Schwiegereltern zum ersten Mal
getroffen hatte - angerufen und vorsichtig gefragt:
                „Sag
mal, Mira, die Mutter von Rigoletto , ist die immer
so?“
    Ich war kurz davor gewesen, ihr – noch unter dem Einfluss der
ungeplanten Doppel-Hochzeit und der Tontomate – die Wahrheit über Ingrid
zu sagen. In letzter Sekunde entschloss ich mich um und schob alles auf einen
zu tiefen Blick ins Glas, den Ingrid wohl getan haben müsse.
    Es war mir bis zur Geburt von Josephine gelungen, die Eltern Hasenbein
von meinen Eltern fernzuhalten und dies sollte auch so bleiben. Erstens, weil
es mir schwer fiel vor meiner Mutter zuzugeben, dass Ingrid mich unter Kontrolle
hatte und zweitens war meine Mutter auch nicht ohne. Meine Mutter bestand zwar auf
Höflichkeit bis zur Selbstaufgabe, aber wenn man sie zu sehr provozierte,
konnte sie auch anders – dann konnte man die Haare auf ihren Zähnen von
einer Sekunde zur nächsten zu einem wahren Teppich wachsen sehen. Vor genau
diesem Moment hatte ich Angst, denn es bestand kein Zweifel, dass meine
Schwiegermutter es schaffen würde, meine Mutter bis aufs Blut zu reizen.
    Nun standen meine Mutter vor und Ingrid neben mir und ich hatte
Visionen von Taufe, Kindergeburtstagen, Einschulung, Konfirmation und Hochzeit
meiner Tochter. Familienfeiern, zu denen die Großeltern eingeladen werden
mussten. Der finale Showdown zwischen den Großmüttern war nur eine Frage der
Zeit. Ich betete kurz, dass es nicht am Geburtsbett meines ersten Kindes
passieren würde, dann riss ich mich zusammen und strahlte meine Mutter an:
                „Mama!“
    Meine Mutter strahlte zurück.
                „Mira!
Mein Mädchen. Wir sind ja so glücklich, dass alles gut gegangen ist. Ist die
süß! Darf ich sie mal halten?“
    Mit diesen Worten streckte sie die Arme nach ihrer neugeborenen Enkeltochter
aus und ich war gerade im Begriff, Josephine in die Arme meiner Mutter zu legen,
als ein gellender Schrei die innige Mutter-Tochter-Enkelkind-Szene unterbrach.
                „Erst
Händewaschen!“
    Ingrid. Meine Mutter, die ihr Enkelkind vor Schreck fast hätte fallen
lassen, drehte sich irritiert zu meiner Schwiegermutter um.
                „Hallo
Ingrid! Du bist ja auch schon da.“
                „Schon
seit gestern. Das Mädchen brauchte doch eine Mutter bei der Geburt an ihrer
Seite.“
    Meine Mutter zuckte zusammen wie ein Strafgefangener im
Mittelalter, der den ersten von 100 Peitschenhieben bekam.
                „Du
kanntest den Geburtstermin?“
    Der Blick, den meine Mutter mir zuwarf, kam mir bekannt vor:
Fassungslosigkeit.
                „Nein,
natürlich nicht“, kicherte Ingrid los. „Den kennt man doch nur bei Kaiserschnitten
und Mandy und ich waren uns einig, dass so etwas für mein Enkelkind nicht in
Frage kommt. Ich hatte einfach eine mütterliche Vorahnung und habe mich sofort
in den Zug gesetzt, um bei Mandy zu sein.“
    Meine Mutter zuckte bei so viel vermeintlicher Vertrautheit
zwischen Ingrid und mir erneut zusammen und ich beeilte mich zu sagen:
                „ Uneingeladen . Ingrid ist uneingeladen aufgetaucht. Außerdem war sie mit dem Kindsvater mal kurz was essen, als
Josephine

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