Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)
geboren wurde“, was mir einen bösen Blick von Rigoletto einbrachte.
„Naja“,
sagte meine Mutter schließlich und an ihrem Blick konnte ich erkennen, dass ich
zu einem späteren Zeitpunkt ein sehr langes Telefonat mit ihr führen würde.
„Hauptsache,
das Kind ist gesund und jetzt sind wir alle da.“
Mein Vater, der sich bislang im Hintergrund gehalten hatte, trat
nun an mein Bett und drückte mir einen großen Strauß Blumen, eine Schachtel
Pralinen und ein verpacktes Geschenk in die Hand.
„Herzlichen
Glückwunsch, mein Kind! Jetzt seid ihr eine richtige Familie, wir freuen uns ja
so!“
Ich strahlte meinen Vater an und widmete mich meinen Geschenken
während meine Mutter Josephine verträumt in den Armen hielt. Die Szene an
meinem Krankenhausbett hätte idyllischer nicht sein können, dennoch hatte ich
das Gefühl, dass etwas nicht stimmte. Dann wusste ich, was es war. Ingrid. Sie
schwieg. Das war nie ein gutes Zeichen. Ein Blick in ihr Gesicht zeigt mir,
dass ich Recht hatte. Sie hatte Mund und Augen zu den berüchtigten Schlitzen
zusammengezogen und machte jeder afrikanischen Grusel-Maske Konkurrenz.
„Alles
in Ordnung, Ingrid?“, fragte ich vorsichtig.
„Natürlich“,
antwortete sie mit einem Unterton, der mir das Blut in den Adern gefrieren
ließ.
„Vielleicht
möchtest du mit deiner Mutter einen Kaffee trinken gehen?“, wandte ich mich
verzweifelt an Rigoletto .
„Ihr
seid doch schon so lange hier, bestimmt seid ihr ganz ausgedurstet!“
„Nicht
nötig“, sagte Ingrid mit Grabesstimme.
„Pack
doch mal das Geschenk aus!“, forderte meine Mutter mich aufgeregt auf. „Ich möchte
so gern wissen, ob es dir gefällt.“
Also packte ich das Geschenk aus, was sich als schwierig erwies, da
ich Ingrid dabei nicht aus den Augen ließ. Ich kannte sie gut genug, um zu
wissen, dass ihr etwas nicht passte. Gleich würde sie losschlagen.
„Oh,
Mama, wie süß, die sind ja so niedlich!“
Ich hielt bewundernd ein Set mit fünf Neugeborenen- Stramplern in der Hand und war kurz abgelenkt.
„Die
sind ja wirklich herzallerliebst“, hörte ich Ingrid zu meinem großen Erstaunen
aus dem Hintergrund flöten. Sollte sie sich wirklich das erste Mal, seit ich
sie kannte, zurückhalten?
„Aber
selbstverständlich wird Chantalle die niemals
anziehen.“
Natürlich konnte sie sich nicht zurückhalten.
„Wer
ist Chantalle ?“, fragte meine Mutter verständnislos
nach.
„Dein
Enkelkind natürlich“, antwortete Ingrid fröhlich. „’Josephine’ ist ein dermaßen
schrecklicher Name, damit kann man kein Kind strafen. Die Kleine heißt Chantalle . Die Blumen müssen übrigens sofort weg.
Blütenstaub ist schlecht für die Atemwege des Babys. Und die Pralinen kann
Mandy erst in einem Jahr essen, wenn sie nicht mehr stillt.“
Dies war der Moment, in dem mir zum ersten Mal in der vollen
Tragweite klar wurde, was für einen grenzenlosen Schwachsinn ich mir von Ingrid
bislang hatte gefallen lassen. Meine Mutter schien ähnlich zu fühlen. Ich
konnte in ihrem Gesicht sehen, wie sie kämpfe, um die ihr wichtigste Tugend,
die Höflichkeit, nicht zu vergessen und Ingrid eine zu knallen.
„Und
wieso kann Josephine die Strampler nicht anziehen?
Das mit den Blumen und den Pralinen ist ja glasklar“, fragte meine Mutter
schließlich mit einer Miene, die an jemand erinnerte, der mitten in der
schlimmsten Magen-Darm-Grippe seines Lebens steckte und versuchte, bei einem
Vorstellungsgespräch einen guten Eindruck zu machen.
„Weil
das Massenware ist. Voller Giftstoffe, Chemikalien und Synthetik. An die Haut
meines Enkelkindes kommen nur Naturprodukte.“
Insgeheim musste ich lachen. Ingrid schien zu denken, dass meine
Mutter ähnlich leichte Beute war wie ich.
„Aha.“
Meine Mutter schüttelte sich kurz – ein untrügliches Zeichen, dass sie
ihre Höflichkeit „abwarf“ - und nahm den Kampf auf. Ich ging vorsichtshalber
schon mal in Deckung. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie mein Vater, der die
Körpersprache meiner Mutter ebenfalls kannte, sie beschwichtigend am Arm
tätschelte.
„Da
hast
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