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Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)

Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)

Titel: Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Harenberg
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Köstlich, einfach nur köstlich!“
                „Dann
mache ich dir eine“, antwortete ich und war fest entschlossen, Ingrid diesmal
zu schlagen.
    Ich
würde eine Schwarzwälder-Kirsch-Torte backen, wie die Menschheit sie noch nicht
gesehen hatte. Mein Hase würde vor lauter Verzückung die mit Sicherheit
furchtbare Torte seiner Staubplätzchen backenden Mutter vergessen. Ich konnte schließlich wirklich backen.

 
    Dummerweise
ist eine Schwarzwälder-Kirsch-Torte kein echter Kuchen, wie der Name schon sagt.
Das musste ich schnell erkennen, als ich das Internet nach Rezepten
durchsuchte. Dennoch kaufte ich siegesgewiss die Zutaten ein und machte mich am
Samstagnachmittag an die Fertigung der Geburtstagstorte. Rigoletto war mit Freunden ins Kino gegangen und würde erst am Abend wieder zu Hause
sein. Genug Zeit also, ein Meisterwerk zu kreieren.
    Drei
Stunden später stand ich in der Küche und war verzweifelt. Mein Biskuitboden
war zwar meisterlich aus dem Ofen gekommen, nur leider hatte sich das Zerteilen
des Bodens in zwei Hälften schwieriger gestaltet als erwartet. Statt zwei
gleichförmigen hatte ich vier sehr unförmige Böden vor mir liegen. Daneben
stand ein Topf mit überschlagener, geronnener Sahne.
    In
diesem Moment hörte ich, wie Rigoletto seinen
Schlüssel in die Haustür steckte. Mit letzter Kraft warf ich die Torten-Ruine
und alle Zutaten in den Mülleimer.
                „Ich
geh nur schnell den Müll runterbringen. Wage es nicht, in den Kühlschrank zu
schauen, da steht deine Torte drin, die darfst du erst Morgen sehen!“, warnte
ich Rigoletto , während ich den dummerweise
durchsichtigen Müllbeutel so vorsichtig wie möglich an ihm vorbei schleuste.
                „Oh,
da freu ich mich schon drauf! Selbstverständlich werde ich nicht mal in die
Nähe des Kühlschranks gehen“, antwortete Rigoletto vergnügt.
    Ich
nahm die Treppen, um Zeit zu gewinnen. Was war in mich gefahren? Lügen war eine
Sache. Aber wie konnte ich so blöd sein, eine Lüge zu erzählen, die spätestens
morgen früh auffliegen würde? Es gab nur eine Lösung: Ich musste irgendwoher
eine Schwarzwälder-Kirsch-Torte organisieren. Nur: woher? Die Bäckereien der
Umgebung waren am frühen Samstagabend bereits geschlossen und hätten
wahrscheinlich sowieso keine komplette Schwarzwälder-Kirsch-Torte vorrätig
gehabt. Die Supermärkte mit Back-Theken und die Feinkostläden der Innenstadt
hatten ebenfalls bereits zu. Was nicht weiter tragisch war. Wie hätte ich Rigoletto erklären sollen, dass ich noch mal kurz in die
Stadt musste?

 
    Den
Rest des Abends verbrachte ich schweigend. Ich würde meine Niederlage am
nächsten Morgen eingestehen müssen. Während ich Rigoletto die dritte Bierflasche aus dem Kühlschrank holte – er durfte ja nicht
hinein sehen – ,schaute ich traurig auf den leeren Platz, wo die Torte
hätte stehen sollen. Ingrid würde für immer die beste Geburtstagstortenbäckerin
ihres Sohnes sein und ich endete als die Freundin und Lügnerin, die an der Torte
kläglich gescheitert war.
    Um
22 Uhr hielt ich es nicht mehr aus. Ich ging ins Bett. Rigoletto reagierte leicht irritiert. Er hatte natürlich angenommen, dass wir in seinen
Geburtstag hineinfeiern würden. Seit Tagen wartete eine Flasche Champagner für
diese Gelegenheit im Kühlschrank. Direkt neben der nicht vorhandenen Torte.
Allein die Vorstellung an den leeren Platz im Kühlschrank war zu viel für mich.
                „Sei
mir nicht böse“, sagte ich entschuldigend und gab ihm einen Gutenachtkuss. „Ich
bin total fertig von dem ganzen Tortenbacken.“
    Insgeheim
begann ich, an meinem gesunden Menschenverstand zu zweifeln: Warum weitete ich
meine Lüge immer weiter aus?
                „Kein
Problem, ich bin auch müde. Ich gehe auch ins Bett.“ Rigoletto streichelte zärtlich über meine Haare. „Das ist ja so lieb von dir, dass du dir
die ganze Mühe gemacht hast. Dann machen wir halt morgen früh ein
Champagnerfrühstück.“
                „Gute
Idee“, antwortete ich schwach und verdrückte mich ins Badezimmer, wo ich über
eine halbe Stunde lang blieb und mir Ausreden ausdachte: „Die Sahne ist über
Nacht schlecht geworden, da hab ich die Torte lieber weggeschmissen“. Oder:
„Ich glaube, wir haben eine Maus im Kühlschrank. Als ich heute Morgen
hineingeschaut habe, war die Torte weg“. Oder: „Ich bin heute Nacht aufgewacht
und hatte einen unglaublichen

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