Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)

Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)

Titel: Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Harenberg
Vom Netzwerk:
Hunger. Da deine Geburtstagtorte so riesig ist,
war leider nichts anderes im Kühlschrank. Also hab ich sie gegessen“.
    Richtig
zufrieden war ich mit keiner Erklärung. Schließlich ging ich unglücklich ins
Bett.

 
    Eine
Stunde später schreckte ich aus einem fürchterlichen Albtraum auf. In meinem
Traum hatte ich Rigoletto gerade das Torten-Desaster
gebeichtet, als es an der Tür klingelte. Es war Ingrid. Meine „Vielleicht-Schwiegermutter“
trug eine Bäckerinnenuniform und balancierte eine gigantische
Schwarzwälder-Kirsch-Torte auf ihrem Atombusen. Wieder wach, fühlte ich, wie
mir die Tränen in die verschlafenen Augen schossen, als ich plötzlich eine Idee
hatte. Die Rettung. Mit neuem Mut sprang ich aus dem Bett und zog mich so leise
wie möglich an. Auf Zehenspitzen verließ ich die Wohnung und fuhr mit dem Auto
zum Westbahnhof. Dort gab es einen recht großen Supermarkt, der nicht nur 24
Stunden geöffnet, sondern auch noch eine Tiefkühlabteilung hatte. Dass ich da
nicht vorher dran gedacht hatte! Gab es nicht wunderbare Torten im
Tiefkühlregal?
    Ich
hatte Glück. Ich erstand eine Schwarzwälder-Kirsch-Torte der Meisterklasse und
fuhr überglücklich nach Hause. Dummerweise hatte sich irgendeiner dieser
Vagabunden, die offensichtlich keine Zuhause haben und sich Samstagnachts in
Kneipen rumtreiben, auf meinen Parkplatz gestellt. Nach einer halben Stunde
fand ich endlich einen Parkplatz, der fast so weit wie der Westbahnhof von
unserer Wohnung entfernt war. Unter Flüchen, die Ingrid bei einer ihrer
Teppichreinigungs-Aktionen Ehre gemacht hätten, lief ich mit der Torte unter
dem Arm nach Hause. Dort stellte ich das gute Stück ausgepackt auf den leeren
Platz im Kühlschrank. Ich kicherte glücklich und freute mich wie ein kleines
Kind, dass es geschafft hatte, seiner Mutter zum ersten Mal anzuflunkern ohne
aufzufallen. Bis zum Morgen würde die Torte aufgetaut und wunderbar frisch im
Kühlschrank stehen. Ich hatte es vollbracht. Rigoletto hatte von meinem nächtlichen Treiben nichts bemerkt. Er schnarchte in
unveränderter Position im Bett. Ich legte mich neben ihn und schlief zufrieden
ein.

 
    Am
nächsten Morgen hatte ich noch eine kurze Schrecksekunde zu überstehen. Wir
waren gerade aufgestanden und ich war in der Küche, um Kaffee zu kochen. Als
ich ein Küchentuch in den Müll werfen wollte, fiel mein Blick auf die
Tortenschachtel. Mist. Ich knüllte die Schachtel samt verschmierter
Plastikhülle so klein zusammen wie ich eben konnte, stopfte sie mir unter mein
Nachthemd und schlich zurück zum Schlafzimmer. Gott sei Dank war Rigoletto gerade im Bad. Ich ließ den Müll in der Schublade
mit meiner Unterwäsche verschwinden und ging wieder in die Küche. Geschafft.
Nun konnte nichts mehr schiefgehen, dachte ich siegesgewiss.
    Eine
halbe Stunde später saßen Rigoletto und ich mit
Champagnergläsern am Frühstückstisch.
                „Und
jetzt die Torte!“, verkündete ich euphorisch und holte mein Meisterwerk. Wobei ich fast wirklich das Gefühl hatte, dass es
mein Meisterwerk war. Immerhin hatte ich eine meisterliche Idee gehabt, wie ich
die Torte auf den Tisch bringen konnte.
                „Die
sieht ja fantastisch aus!“, lobte Rigoletto mich beim
Anblick seines Geburtstagskuchens. „Genau wie die von meiner Mutter. Hast du
sie etwa angerufen und gefragt, wie man die Torte backt? Die Dekoration!
Haargenau gleich!“
    Selbstverständlich
sagte ich ihm nicht, dass ich eher sterben würde, als seine Mutter um Hilfe bei
einer Torte oder sonst irgendetwas zu bitten. Stattdessen lächelte ich stolz vor
mich hin. Rigoletto schaufelte genüsslich ein
gigantisches Stück Torte in sich hinein.
                „Mira,
die Torte ist unglaublich. Wunderbar. Perfekt. Wenn ich nicht wüsste, dass das
nicht sein kann, würde ich sagen, die hat meine Mutter gebacken!“
    Rigoletto drückte mich so fest an sich, dass mir seine Verwandtschaft mit Ingrid mal
wieder schmerzhaft bewusst wurde. Beim Gedanken an Ingrids Atombusen hatte ich
plötzlich eine Erleuchtung. Ich hatte etwas mit meiner Schwiegermutter gemein -
sie war auch eine Tortenlügnerin. Wenn die Torten so identisch waren, hatte
Ingrid ihre wohl auch aus dem Kühlregal! Was für eine Betrügerin!
    Einen
kurzen, gehässigen Moment lang war ich versucht, Rigoletto über den Tortenskandal, in den seine Mutter verwickelt war, aufzuklären.
Allerdings hätte ich meine eigene Lüge damit ebenfalls aufdecken

Weitere Kostenlose Bücher