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Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)

Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)

Titel: Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Harenberg
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Tränen
über die Wangen liefen.
    Im Saal herrschte Stille. Die Gäste waren sich wohl - genau wie ich
- nicht ganz darüber im Klaren, was sie von Ingrids Ankündigung und ihrem
Aufzug halten sollten.
    Schließlich stand Rigoletto auf, ging zu
seiner Mutter, umarmte sie und sagte:
                „Herzlichen
Glückwunsch!“
    Zaghaft fing irgendjemand im Saal an zu klatschen und andere Gäste
stimmten erleichtert ein, froh, endlich überhaupt etwas zu tun. Mein Ehemann
erhob sein Glas und ließ seine Eltern hochleben:
                “Ein
Prost auf meine Eltern und 40 Jahre Ehe!“
    Da wusste ich es: Ingrid hatte meine Hochzeit, meinen schönsten Tag
im Leben, nicht ruiniert. Sie hatte sich nicht eingemischt. Sie hatte mich nicht
blamiert. Sie hatte meinen schönsten Tag einfach zu ihrem schönsten Tag
gemacht! Genau, wie mein Golfurlaub ihr Golfurlaub geworden war. Und meine
Wohnung. Und mein Weihnachten. Und meinen Heiratsantrag.
    Ich sollte Recht behalten. Nach jedem Gang, oder wann immer
jemandem einfiel, auf das Brautpaar anzustoßen, wurde auch auf Ingrid und Igerich angestoßen.
    Selbstverständlich tanzten die beiden mit uns gemeinsam den
Hochzeitswalzer und schnitten für uns die Hochzeitstorte an. Wir feierten
Doppel-Hochzeit mit meinen Schwiegereltern! Nur mühevoll konnte ich die Tränen
zurückhalten. Rigoletto hingegen war fröhlich und
aufgekratzt und es schien ihm nichts auszumachen, oder nur aufzufallen, dass es
ein bisschen komisch war, dass seine Eltern unsere Hochzeitsfeier als ihre
eigene nutzten.
    Ich beschloss tapfer, das Beste aus der Sache zu machen. Die
Erziehung durch meine Eltern – die leicht irritiert an ihrem Tisch saßen
und zum ersten Mal seit Jahren intensiv miteinander redeten – machte sich
erneut bemerkbar: Gute Miene machen zum bösen Spiel. In diesem Sinne wollte ich
gerade mit meinem Studienfreund Phillip auf die Tanzfläche gehen, als Ingrid
auf uns zugeschossen kam, Philipps Hand nahm, ihn anlächelte wie ein verliebter
Backfisch und mich mit ihrem gigantischen Hinterteil zur Seite schubste.
                „Schönheit
geht vor Alter, Mandylein . Vergessen?“
    Mit diesen Worten zog sie Philipp, der so verdutzt war, dass er
sich ziehen ließ, zur Tanzfläche. Nun war es endgültig um mich geschehen. Mit
letzter Kraft schaffte ich es zur Damentoilette, wo ich mich in eine der
Kabinen einschloss und meinen Tränen freien Lauf ließ.

 
    Ich weiß nicht, wie lange ich in mein Unglück vertieft auf der
Toilette saß, als ich ein leises Klopfen an der Tür hörte.
                „Miranda,
geht es dir gut?“
    Es war meine Freundin und Trauzeugin Maria, die besorgt unter der
Tür hindurchschaute. Ich öffnete die Tür.
                „Nein,
es geht mir nicht gut. Ich habe gerade den größten Fehler meines Lebens
gemacht“, schluchzte ich.
                „Was
ist denn?“, fragte Maria besorgt.
                „Ich
hasse meine Schwiegermutter“, brach es aus mir heraus. „Diese blöde Kuh hat
meinen schönsten Tag im Leben ruiniert. Was bildet diese dicke, alte Hexe sich
ein, einfach unsere Hochzeitsfeier in ihre eigene umzuwandeln!“
    Meine Verzweiflung schlug in Ärger um.
                „Oh,
das war nicht mit euch abgesprochen?“ Maria blickte entsetzt.
                „Nein,
natürlich nicht. Genauso wenig, wie es abgesprochen war, dass meine
Schwiegereltern in unserem Urlaub auftauchen. Und das Schlimmste ist: Rigoletto findet das alles ganz normal.“
                „Starker
Tobak!“ Maria verzog das Gesicht. „Du hast ja gesagt, dass deine
Schwiegermutter ein wenig anders und nicht gerade nett ist, aber so? Warum hast
du denn nie was von alledem erzählt?“
    Ich hatte Maria zwar direkt nach dem ersten Besuch bei Ingrid und Igerich angerufen, aber danach hatte ich nie wieder mit
jemandem über die Familie gesprochen, in die ich einheiraten wollte. Aus gutem
Grund. Wie sollte man anderen Menschen begreiflich machen, dass man sich
freiwillig wie der letzte Trottel behandeln ließ?
                „Weil
ich zum einen keine Ahnung hatte, dass meine Schwiegermutter in unserem Urlaub
auftauchen würde und zum anderen keine Ahnung hatte, dass sie meine
Hochzeitsfeier in ihre eigene umwandeln würde. Und ich Idiot hab mich die ganze
Zeit gesorgt, dass sie den Blumenschmuck in letzter Minute verändern könnte.
Wie blöd kann man nur

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