Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)
ich meine Hochzeitsfrisur
vergessen. An den Gang zum Standesamt, den Rigoletto und ich allein mit den Trauzeugen am Vormittag schnell erledigten, konnte ich
mich schon kurz nachdem wir vor dem Gesetz verheiratet waren, nicht mehr
erinnern.
Überraschung. Überraschung! Überraschung!!!! – Für nichts
anderes war in meinem Kopf Platz.
Irgendwann war es dann soweit, ich zog mein Brautklein an und fuhr
im Auto meines Vaters zur Kirche. Mein Vater, dem mein bedrücktes Gesicht
aufgefallen war, tat sein Bestes, mich aufzuheitern. Ohne Erfolg. Schließlich
fragte er mich sogar, ob ich es mir anders überlegt hätte. Hatte ich nicht, ich
hatte einfach nur Angst vor meiner Schwiegermutter und ihrer Überraschung. Mein
Vater war ernsthaft besorgt um mich, als wir - ich ganz traditionell von ihm
geführt - in die Kirche schritten. Er drückte fest meinen Arm und raunte mir
noch schnell ein:
„Wir
sind immer für dich da“ zu.
Ich aber hatte ganz andere Sorgen. Blitzschnell scannte ich den
gesamten Raum. Vorne standen mein zukünftiger Mann, der Pfarrer und die
Trauzeugen. Keiner von ihnen nackt. Es trug auch keiner ein rosa
Schweinchen-Kostüm oder Ähnliches. Die Musik war die vereinbarte und auch sonst
sah die Kirche so aus, wie sie aussehen sollte. Nirgendwo Kräuterdekoration
oder Massage-Liegen, auf denen Ingrid die Gäste während der Zeremonie
hawaiianisch massierte. Ich entspannte mich ein wenig.
Nachdem die Trauung ohne größere Zwischenfälle verlaufen war - nur
ich war aufgefallen, da ich vor lauter Grübeln über die Überraschung nicht zuhörte
und entsprechend auch nicht mit „Ja“ antwortete, als der Pfarrer mir die Frage
aller Fragen stellte - entspannte ich mich weiter. Als wir vor der Kirche die
Glückwünsche der Gäste entgegennahmen, war ich fast relaxt. Was konnte jetzt
schon noch schiefgehen? Schließlich hatten wir sogar den kleinen Umtrunk nach
der Kirche ohne große „Überraschungen“ überstanden und endlich hörte das „ Überraschungs “-Brummen in meinem Kopf auf.
Glücklich und zufrieden ging ich mit meinem „Ehe-Hasen“ auf unser
Hotelzimmer und legte mich für ein kleines Erholungsschläfchen ins Bett. Ich
war eine ehrbare Frau und alles war glatt über die Bühne gegangen. Voller
Vorfreude auf den Abend mit Freunden und Familie schlief ich erschöpft ein.
Als ich wieder aufwachte, war es schon fast Zeit für die
Hochzeitsfeier. Schnell zog ich mein Brautkleid wieder an, versuchte meine
Frisur einigermaßen von den Spuren des Schlafes zu befreien, parfümierte mich
und dann ging es los. Gott sei Dank war der Weg vom Hotelzimmer bis zum
Festsaal nicht besonders weit und so schaffte ich es, vor den Gästen dort
anzukommen. Allerdings nicht vor allen Gästen! Ingrid und Igerich standen bereits vor der Tür des Festsaales und erstere grinste wie eine Katze,
die gerade eine ganze Mausefamilie ausgelöscht hatte. Bei dem Gesichtsausdruck
waren die Baströckchen, die beide trugen, schon fast Nebensache. Nun fiel es
mir wie Schuppen von den Augen. Natürlich. Wie hatte ich nur so dumm sein
können? Warum hatte ich gedacht, dass Ingrids Überraschung sich nur auf die Trauung
beziehen könnte?
In diesem Moment warf sich Ingrid mit ihrem gesamten Gewicht gegen
die beiden Flügeltüren und diese sprangen weit auf.
„ Ta - Da!“ brüllte sie aufgeregt und ich sah meine
schlimmsten Befürchtungen übertroffen.
Von dem schlichten Bauhaus-Stil des Festsaales war nichts mehr
übrig. Der gesamte Saal war ein Meer von Blumen. Besser gesagt: hawaiianischen
Blumenkränzen. Noch genauer gesagt: hawaiianischen Plastik-Blumenkränzen.
Schmerzhafte Erinnerungen an unsere Wohnung und den Titanen-Wurz wurden wach.
„Und,
was sagst du?“, krähte Ingrid fröhlich, während Igerich mir, ohne große Emotionen zu zeigen, einen Plastikblumenkranz um den Hals
legte, wobei er allerdings stolperte und mich fast strangulierte.
„Sieht
das nicht wunderbar aus? Ich hatte schon befürchtet, wir müssten eure ganze Blumendeko wegschmeißen, um das herrliche Hawaii-Ambiente
zu arrangieren. Aber ihr hattet ja kaum Blumen. Waren die im Budget nicht mehr
drin? Gut, dass es uns gibt, die aus diesem tristen Saal doch noch einen echten
Festsaal gemacht haben! Als hätte ich es gewusst.“ Ingrid grinste und machte
ihren Mund so weit auf, als würde sie mich als Nächstes verspeisen wollen. Sie
kam mit offenem Mund
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