Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)
reserviert hatte. Doch offensichtlich wollte niemand
freiwillig neben der Frau in dem zu engen Badeanzug liegen.
„Schatz,
lass uns den dummen Streit doch vergessen“, bot er beschwichtigend an.
Gerne hätte ich nun ein lautes „Ja!“ geschrien, aber ich hatte das
Gefühl, dass ich so leicht nicht aufgeben sollte. Schließlich ging es hier um
den Rest des Urlaubs und unseres Lebens und welche Rolle Ingrid darin spielen
würde.
„Du
gibst also zu, dass deine Mutter manchmal den falschen Ton mir gegenüber
anschlägt?“, formulierte ich vorsichtig, da mir an einer Eskalation des Streits
und an einer Scheidung direkt nach den Flitterwochen nichts lag.
„Ich
gebe zu, dass meine Mutter manchmal etwas anders verstanden wird, als sie es
meint“, lenkte Rigoletto wenigstens halbwegs ein.
Wir waren wie zwei Tiger, die sich umkreisten und darauf warteten,
dass der andere zum Angriff überging.
„Bist
du noch nie auf die Idee gekommen, dass sie manche Dinge genauso meint, wie sie sie sagt?“, begab ich mich vorsichtig ein wenig
weiter nach vorn.
„Du
verstehst meine Mutter einfach nur falsch. Und ganz ehrlich: Außer dir hat noch
nie jemand so ein Problem mit meiner Mutter gehabt.“
Konnte es wirklich sein, dass ich er der erste Mensch war, den
Ingrid außerhalb ihrer engsten Familie näher kennenlernte? Ich sah ein, dass
ich so nicht weiterkommen würde. Da ich nicht angreifen wollte, musste ich eine
andere Taktik einschlagen.
„Und
was machen wir nun?“ Geschickt schob ich den Ball erst mal in Rigolettos Feld.
„Ich
sage meiner Mutter, dass sie dich nicht mehr ‚Mandy‘ nennen soll und du hörst
auf, so übertrieben höflich zu sein und sagst künftig sofort, wenn dir etwas
nicht passt.“
Damit konnte ich leben. Fürs erste. Jetzt blieb nur noch eine Sache
klarzustellen.
„Und
du bist ganz sicher, dass deine Mutter nicht als Überraschung in unseren
Flitterwochen auftaucht?“
Kapitel 26
Die zweite Woche unserer Hochzeitsreise verlief bedeutend
angenehmer als die erste. Rigoletto hatte mir
versichert, dass seine Mutter wirklich nicht auftauchen würde, da sie viel zu
beschäftigt damit sei, ihr Hawaii-Massage-Zentrum im Paderborner Umland
aufzubauen. Ich entspannte. Es kam sogar so etwas Ähnliches wie Romantik auf,
auch wenn Rigoletto immer mal wieder
unvermittelt den Kopf schüttelte
und „Jeder mag meine Mutter“ murmelte.
Unser Alltag als Ehepaar begann mit der Rückkehr nach Berlin und
ich musste leider feststellen, dass sich dieser Alltag durch nichts von dem
Alltag vor der Eheschließung unterschied. Wir gingen zur Arbeit, wohnten in
unserer Wohnung, aßen, tranken und auch sonst änderte sich nichts. Außer zwei
Dingen natürlich: Zum einen nannte mich Ingrid weiterhin „ Mandylein “,
fügte nun aber jedes Mal ein „ Ups , jetzt ist es mir
schon wieder passiert!“ an, das mich so nervte, dass ich eine Zeitlang versucht
war, ihr zu sagen, dann solle sie mich halt in drei Gottes Namen „ Mandylein “ nennen. Mein verbliebener Rest-Stolz setzte sich
aber durch und ich sagte nichts.
Zum anderen fragte Ingrid mich bei jeder Gelegenheit, ob ich
endlich schwanger sei. Angeblich konnte sie meine „biologische Uhr von Berlin
bis nach Paderborn ticken“ hören. Vielleicht hätte ich ihr sagen sollen, dass
sie mit ihrer ständigen Fragerei dafür sorgte, dass mir jeder Wunsch nach
Kindern verdorben wurde. Was ich aber nicht tat, weil ich entgegen Rigoloettos Anweisungen weiterhin höflich blieb und bleiben
wollte. Die zwanzig Jahre
man-hat-Respekt-vor-Älteren-und-ist-höflich-Ermahnungen meiner Mutter waren
nicht so leicht auszuwischen. Nicht mal von Ingrid. Außerdem sagt man solche
gemeinen Sachen nicht zu seiner besten Freundin.
Ja, beste Freundin! Denn zumindest für Ingrid hatte sich durch
meine Hochzeit mit ihrem Sohn noch etwas geändert: Sie glaubte nun, dass sie
meine beste Freundin sei. Was zwar nicht auf Gegenseitigkeit beruhte, doch ich
war, wie so oft zuvor, machtlos, etwas dagegen zu tun. Unsere „Freundschaft“
bestand im Prinzip daraus, dass Ingrid mich jeden Tag anrief. Meistens sogar mehr
als einmal. Wie einer echten Freundin, erzählte sie mir dann von den großen und
kleinen Problemen ihres Alltags. Von mir erwartete sie im Gegenzug das Gleiche.
Gott sei Dank war sie so
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