Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)
schiefging? Würden diese
Menschen wieder anrufen, um mit mir mein Unglück zu besprechen? Rigoletto fand es natürlich ganz normal, dass ich mit
Wildfremden die Veränderungen in meinem Körper teilen sollte.
„Die
Leute freuen sich mit uns, Miranda. Sei nicht so negativ.“
Kurz zuvor hatte ich erbost den Telefonhörer aufs Sofa geschleudert
und Rigoletto erklärt, dass er seiner Mutter Einhalt
gebieten musste.
„Das
war eben eine ‚besonders liebe Kundin’ deiner Mutter, die mir ihre besten
Hausmittel gegen die schrecklichen Blähungen, die ich laut deiner Mutter habe,
mitgeteilt hat. Ich habe aber keine Blähungen! Und ich kenne die Frau nicht!“
„Mira,
meine Mutter ist ein wenig aufgeregt, da redet sie etwas zu viel. Freu dich
doch, dass unser Kind eine so besorgte Großmutter haben wird.“
Ich biss die Zähne zusammen, atmete tief durch und zählte bis Zehn.
Es würde eine lange Schwangerschaft werden.
Gott sei Dank waren irgendwann die ersten 12 Wochen der
Schwangerschaft vorbei und obwohl ich selber darauf brannte, zu wissen, ob ich
einen Jungen oder ein Mädchen bekommen würde, verbot ich dem Arzt, es uns zu
sagen. Mir graute vor einer weiteren Reihe von Anrufern, die mir Tipps für die
Schwangerschaft mit Jungs bzw. Mädchen geben würde. Ingrid bestand natürlich
darauf, dass es für sie vollkommen egal war, ob es ein Mädchen oder ein Junge
würde, aber die Tatsache, dass sie ständig von „ihm“ sprach und sich
ausschließlich Jungen-Namen überlegte, sprach für sich.
Überhaupt hatte Ingrid recht konkrete Vorstellungen davon, wie ich
mein Baby bekommen sollte.
„ Mandylein - upps , schon wieder! -
du darfst auf keinen Fall und unter keinen Umständen einen Kaiserschnitt
haben“, sagte sie an einem schönen Sonntagmorgen am Telefon zu mir.
Es war 6.30 Uhr und ich war todmüde, aber Ingrid bestand darauf,
mich jeden Morgen um diese Uhrzeit anzurufen, da ich sonst zu lange im Bett
liegen und Gefahr laufen würde, einen Blutstau in den Beinen zu bekommen.
Ich war so erschöpft, dass ich gar nicht darüber nachdachte, dass
Ingrid relativ humorlos sein konnte, wenn man sich ihren Anweisungen
widersetzte.
„Wieso?
Natürlich bekomme ich das Kind nur mit einem Kaiserschnitt, alles andere ist
doch viel zu anstrengend.“
Ehrlicherweise hatte ich mir noch gar keine Gedanken über die
Geburt gemacht. Ich war einfach nur froh, dass das Baby und ich die ersten
zwölf Wochen überstanden hatten. Mein Humor musste irgendwo auf dem Weg nach
Paderborn stecken geblieben sein.
„Mandy!
Weißt du, was du deinem Kind mit einem Kaiserschnitt antust?“
Ingrid hielt mir einen empörten Vortrag, der so lange dauerte, dass
ich am Ende fest damit rechnete, dass nun bald die Wehen einsetzen mussten. Tenor
war, dass ein Kaiserschnitt mein Kind mit absoluter Gewissheit zum Diabetiker
und Asthmatiker machen würde. Außerdem sei es nahezu ausgeschlossen, dass das
Kind jemals vernünftig laufen lernen würde, da Kaiserschnitt-Kinder wegen
mangelnder Massage bei der Geburt einen gestörten Gleichgewichtssinn hätten.
Mit der Massage schloss sich ein Kreis: Wäre Ingrids Präsenz im Kreissaal nicht
der Super-Gau gewesen, wäre ich versucht gewesen, ihr
anzubieten, bei der Geburt dabei zu sein und dem Neugeborenen direkt eine ihrer
Hawaii-Massagen angedeihen zu lassen. Aus Selbstschutz und Höflichkeit heraus stimmte ich ihr einfach zu:
„Na
gut, wenn das so ist, dann kriege ich das Kind doch lieber natürlich“, sagte
ich mit gespielter Überzeugung und legte den Hörer auf.
Kapitel 27
Zum offenen Konflikt kam es erst bei einen anderen Thema: dem Namen
des noch auf die eine oder andere Art zu gebärenden Kindes.
Da mein Chef mich dank der Schwangerschaft schonte und zu
langweiligen Ablage-Arbeiten am Schreibtisch verdonnerte hatte, war es mir
nicht gelungen, eine Ausrede für den anstehenden Besuch in Paderborn zu finden.
Also fuhren Rigoletto und ich an einem Samstagmorgen
in aller Herrgottsfrühe los und saßen zur Mittagszeit bei Ingrid am reich
gedeckten Tisch.
„Ho,
ho, ho“, polterte Ingrid plötzlich los, als sei sie der Weihnachtsmann
persönlich. „Kinder, wisst ihr was mir gerade einfällt? Unser schwangeres Mandylein - uppsi , schon wieder!
- trägt ein Stück von mir in ihrem Bauch.
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