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Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)

Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)

Titel: Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Harenberg
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mich sofort für immer in die geschlossene
Anstalt gebracht hätten.

 
    Trotz dieser – für mich - ungünstigen Vorzeichen kehrte in
den Wochen und Monaten nach unserer Hochzeit so etwas wie Frieden in die
Familie ein. Nach den Flitterwochen hatte ich mich eines Abends mit einer
Flasche Wein hingesetzt und meine Situation überdacht. Ich war zu zwei
Erkenntnissen gekommen: Ich hatte Rigoletto geheiratet, obwohl ich wusste, dass er ein Muttersöhnchen war. Damit musste ich
nun leben und wie es aussah, eine ganze Zeit lang, da Ingrid sich bester
Gesundheit erfreute. Diese Einsicht führte zu Erkenntnis Nummer Zwei: Es gab
kein „glücklich bis an ihr Lebensende“ für Rigoletto ,
seine Mutter und mich. Für uns gab es höchstens eine friedliche Koexistenz. An
dieser würde ich von nun an arbeiten, so wie ich es in einem ganzen Stapel
Fachliteratur zum Thema „Schwiegermutter“ gelesen hatte. Ich war mir zwar nicht
hundertprozentig sicher, ob sich Bücher wie „Leben mit dem Schwiegerdrachen “,
„Warum ist meine Schwiegermutter so gemein zu mir“ oder „Allein gegen die
Schwiegermutter“ wirklich auf meine Situation übertragen ließen, da gemeinsame
Urlaube und geteilte Hochzeiten ohne vorherige Absprache mit der
Schwiegertochter in der Literatur unbekannt waren.
    Aber am Ende zog ich eine Lehre aus den Büchern: Wenn ich meine
Schwiegermutter nicht sehe, dann kann sie mich nur sehr beschränkt beleidigen,
nerven und schikanieren. Mein erklärtes Ziel von nun an war es, Ingrid NICHT
mehr zu treffen.

 
    Mein neues Motto im Umgang mit meiner Schwiegermutter wurde dadurch
erleichtert, dass selbiger die Telefonrechnung schnell zu hoch wurde und sie
ihre täglichen Anrufe bei mir einstellte. Auch alles andere gestaltete sich
einfacher als gedacht. Sobald ein Besuchswochenende in Paderborn angedacht war,
war mein Schreibtisch auf einmal wie durch ein Wunder mit allerwichtigsten
Recherche-Aufgaben gefüllt, die auf keinen Fall aufgeschoben werden konnten.
Ich schaffte es, in zwei Jahren nur einmal zu meinen Schwiegereltern zu fahren,
wo ich ebenfalls fast die ganze Zeit auf dem Zimmer sitzen und recherchieren
musste. Rigoletto dagegen fuhr alle zwei Monate zu
seinen Eltern und kehrte jedes Mal in gelöster Stimmung zurück. Unausgesprochen
war klar, dass dies die beste Lösung für alle Beteiligten war. Es war eine Zeit
des Friedens, ja sogar des Glücks.

 
    Ein Glück, das auf dünnem Eis gedieh, wie sich herausstellen
sollte. Eine eigentlich frohe Nachricht sorgte dafür, dass der Boden knapp zwei
Jahre nach unserer Eheschließung einstürzte: Ich war schwanger. Was Rigoletto überglücklich sofort seiner Mutter mitteilte. Mir
schwante Böses.
                „Meine
Mutter hat sich so gefreut! Auf diese Nachricht hat sie seit zwei Jahren
gewartet“, strahlte der Vater meines Kindes.
                „Das
ist aber schön“, antwortete ich leicht schnippisch. „Und, freust du dich auch?“
    Rigoletto hatte angesichts der blauen Schwangerschafts-Linie auf dem Teststreifen sofort
zum Telefonhörer gegriffen und dabei vergessen, dass man seiner Ehefrau die
Freude über den Nachwuchs eigentlich vor der eigenen Mutter zeigen sollte.
    Rigoletto schaute leicht betreten, kam aber um die Antwort herum, da in diesem Moment das
Telefon klingelte. Ingrid ließ ihren Telefonterror sofort wieder aufleben.
                „ Mandylein - upps , jetzt habe ich
es schon wieder gesagt! - es ist doch egal, wie hoch die Telefonrechnung ist,
du brauchst jetzt den Rat einer Mutter“, waren ihre ersten, hysterisch
gekrähten Worte nach eineinhalb Jahren telefonischer Stille.
    Mein dezenter Hinweis, dass meine eigene Mutter sich dafür bestimmt
gerne zur Verfügung stellen würde, blieb ungehört. Allerdings wählte Ingrid
meine Nummer in den Stunden und Tagen, nachdem sie von der Schwangerschaft
erfahren hatte so oft, dass ich Probleme hatte, meine Eltern überhaupt über ihr
Enkelkind zu informieren. Und leider rief Ingrid nicht nur bei mir an. Ich war
gerade mal in der 6ten Schwangerschaftswoche und ständig riefen Menschen bei
mir an, die ich nicht kannte, die aber von Ingrid über das große Glück in der
Familie informiert und angehalten worden waren, mir persönlich zu gratulieren.
Ich fand das unpassend, zumal man doch niemandem - offensichtlich vor allem der
eigenen Schwiegermutter nicht - etwas vor Ende der 12ten Schwangerschaftswoche
verraten sollte. Was würde passieren, wenn etwas

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