Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)
damit beschäftigt, mir aus ihrem Leben zu berichten,
dass sie darüber selten bemerkte, dass ich selbst schwieg, als hätte ich durch
ein furchtbares, traumatisches Erlebnis meine Stimme verloren. Was mehrmals
auch beinahe der Fall gewesen wäre. Ich war tief beindruckt davon, was meine
Seele und meine Ohren wegstecken konnten, ohne tatsächlich traumatisiert zu
werden.
„ Mandylein - ups , jetzt ist es mir
schon wieder rausgerutscht -, ich war seit drei Tagen nicht auf der Toilette“,
klingelte mich Ingrid zum Beispiel an einem schönen Samstagmorgen um 7 Uhr aus
dem Bett.
„Ich
fühle mich, als würde ich einen Schildkrötenpanzer nach innen gekehrt tragen.
Kennst du das? Bestimmt! So ungesund, wie du immer isst. Jetzt habe ich mir
erst mal 300 Gramm Leinsamen mit Kümmelwasser zu recht gemacht. Ich hoffe, das
wirkt bald.“
Dank meiner lebhaften Fantasie wurde ich den Rest dieses Samstags
von einer Vision geplagt, wie ich abends den Fernseher anstellte und die
Hauptmeldung der Tagesschau eine furchtbare Explosion in der Nähe von Paderborn
war. Die Bevölkerung wurde eindringlich vor einer in Richtung Berlin ziehenden
Giftwolke gewarnt.
Noch schlimmer als Ingrids Verdauungsprobleme waren die Details aus
ihrer Ehe mit Igerich , der übrigens ebenfalls unter
massiven Verdauungsproblemen litt. Jeder Toilettengang ihres Ehemannes war
Ingrid einen Anruf bei mir wert, damit ich nicht im Unklaren über Länge der
Sitzung und Grad der Geruchsbelästigung blieb. Wäre es allein bei den diversen
Darmaktivitäten der Hasenbeins geblieben, ich hätte vielleicht über die Anrufe
von Ingrid lachen können. Doch ich wurde noch mit ganz anderen ungewünschten
Informationen versorgt.
„ Igerich hat wieder den ganzen Nachmittag auf der Toilette
gesessen“, rief Ingrid mich eines Abends an.
Ich hatte einen kurzen Moment nicht aufgepasst und den Hörer
einfach abgenommen, ohne vorher die Nummer des Anrufers zu überprüfen. Glücklicherweise
wusste Ingrid noch nicht, dass man die Nummer bei Anrufen unterdrücken konnte,
so dass ich zumindest den Großteil ihrer Anrufe dem Anrufbeantworter überlassen
konnte.
„Hallo
Ingrid“, begrüßte ich sie matt und ließ mich aufs Sofa fallen.
„Und,
weißt du, was er jetzt macht?“ Ingrid nahm sich keine Zeit für eine Begrüßung,
sie klang aufgelöst.
„Nein,
weiß ich nicht“, sagte ich ergeben. Den Nachsatz „Es interessiert mich auch
nicht, was Igerich gerade macht“ sparte ich mir wie
gewöhnlich.
„Er
sitzt auf dem Bett und feilt sich die Hornhäute von den Füßen ab. Hundert Mal
schon habe ich ihm gesagt, er soll die nicht immer auf Hufgröße anwachsen lassen, sondern lieber zur Fußpflege gehen, aber natürlich hört er
nicht auf mich.“
„Natürlich
nicht. Du Arme!“ Ich hatte eine kleine Resthoffnung, dass es das mit der Geschichte
war und ich den verbleibenden Abend meine Ruhe haben würde.
„ Mandylein - uppsi , schon wieder!
- weißt du, was das wirklich Furchtbare daran ist?“ Ingrid klang verzweifelt.
„Nein,
weiß nicht“, wiederholte ich meinen Satz von eben und sparte mir erneut den
Nachsatz über das mangelnde Interesse.
„Ich
war gerade so schön in Stimmung. Aber kannst du mir erklären, wie man Liebe
machen soll auf einem Berg abgefeilter Hornhäute?“
Ja, ich wusste auch alles über das Sexualleben meiner Schwiegereltern,
vor allem, dass sie tatsächlich noch eins hatten. Und nicht nur das. Ich
befürchte, Igerich konnte sich seine Hornhäute gar
nicht schnell genug wachsen lassen, denn Ingrid war unersättlich im Bett. Die
beiden hatten deutlich mehr Sex als Rigoletto und
ich. Oder jeder andere normale Mensch. Oder sämtliche Pornodarsteller zusammen
beim Drehen einer 20-teiligen Serie.
Ich hatte es mit einiger Mühe geschafft - seitdem ich wusste, was
ein Sexualleben war - jeglichen Gedanken an meine Eltern diesbezüglich aus
meinem Kopf zu vertreiben. Nun musste ich mir stundenlang anhören, was bei
meinen Schwiegereltern im Bett abging. Ich erfuhr von Praktiken, die es nicht einmal
im Kamasutra gab. Es war furchtbar. Dank der FKK-Videos und -Fotoalben wusste
ich auch noch, wie die beiden nackt aussahen. Ich hatte Träume, die, wenn ich
jemals jemandem davon erzählt hätte,
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