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Schwiegertöchter (German Edition)

Schwiegertöchter (German Edition)

Titel: Schwiegertöchter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanna Trollope
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gemacht. In diesem weiß glühenden Kessel der Wut hatte er das klare Ziel gehabt, sich mit wilder Energie in diesen verlockenden Job zu stürzen, trotz seiner misslichen Umstände, um das Sorgerecht für seine Kinder zu bekommen und sie in eine noch unbestimmte, aber geordnete und wohlstrukturierte Zukunft zu führen. Mitunter hatte er seinen Eifer fast als Kreuzzug verstanden, so als würde er Kit und Barney tatsächlich aus einem finsteren Chaos erretten.
    Aber die Realität war sehr viel komplizierter. Die Realität – wenn es das war, was man darunter verstand – bedeutete, dass eine solche Arbeit einerseits zu verwirrend war, zu losgelöst von der Welt, weil er nur noch versuchte, am Ende des Tages noch am Leben zu sein. Andererseits vereinnahmte sie ihn zu sehr, als dass er daneben auch noch die Verantwortung für zwei kleine Jungen hätte übernehmen können, von denen einer noch nicht mal laufen konnte. Er redete sich ein, dass seine Wut auf Petra nicht nachgelassen habe, dass ihm im Moment bloß die Kraft fehlte. Er würde dieses neue Leben bestimmt bald meistern, und wenn Kit das nächste Mal an Petras Telefon ging, was er immer tat – »Daddy?«, sagte er, »Daddy, Daddy, Daddy« –, würde er darum bitten, mit Petra zu sprechen, und er würde ihr sagen, dass sie noch immer eine Menge von ihm zu befürchten habe, und dass sich seine Absichten weder durch die langen Bürozeiten noch durch den hohen Einsatz, der von ihm verlangt würde, geändert hätten.
    Er redete sich mit aller Macht ein, dass er darüber hinaus kein Bedürfnis hatte, mit Petra zu sprechen. Er war dankbar, dem verträumten Durcheinander ihres Lebens entflohen zu sein, wie sie manchmal mitten im Kochen aufhörte und für Kit eine Giraffe malte (»Können sie die Sterne essen?«), und dann das Kochen nicht wiederaufnahm, weil sie Lust hatte, runter zum Schrebergarten oder zum Strand zu spazieren. Er war erleichtert, in einer hochtechnisierten Welt mit gediegener, konventioneller Kleidung und akkuraten Haarschnitten zu sein. Er vermisste nichts, nichts von seinem Leben in Aldeburgh, außer den Kindern, und er würde allen beweisen – Familie, Kollegen, Freunden –, dass er keineswegs sein sicheres Gespür eingebüßt hatte, dessentwegen man ihn damals in Singapur angefleht hatte, zu bleiben.
    Edward machte nach seiner Gute-Nacht-Unterhaltung mit Mariella ihre Zimmertür zu. Mariella hatte gesagt, sie wolle nichts vorgelesen bekommen und auch nicht selbst lesen, sondern nur, dass ihr Vater mit ihr redete. Edward freute sich darauf, aber dann stellte er fest, dass eigentlich sie mit ihm reden wollte. Sie wollte ihm von Schweden erzählen – schön, bis auf diese grauen, zusammengerollten Fische in dem Ölessigzeug die ganze Zeit, igitt – und was sie davon hielt, wieder zur Schule zu müssen, und ob sie und Indira weiter beste, allerbeste Freundinnen bleiben würden und ob sie, wo sie jetzt den Wunsch nach einem Hund und wahrscheinlich auch den nach einem Baby aufgeben müsse, Stepptanz- oder Schauspielunterricht nehmen oder vielleicht einen Hamster kriegen könne. Oder ein Kaninchen.
    Edward saß auf der Bettkante und beobachtete sie. Während sie redete, beschäftigte sie sich mit dem raffinierten Geduldsspiel ihres schwedischen Großvaters, so dass Edward sie ungestört betrachten und denken konnte, wie glücklich er seit ihrer Rückkehr gewesen und wie schmeichelhaft es gewesen war, dass es ihr in Schweden noch sehr viel besser gefallen hätte, wenn er mit dabei gewesen wäre, und wie sehr er auf ihre Zuneigung angewiesen war. Als sie entschied, dass er jetzt gehen könne, weil sie noch über die Prioritäten in der Hamster-, Kaninchen-, Stepptanz-Rangliste nachdenken müsse, beugte er sich zu einem Kuss über sie, und sie schlang die Arme um seinen Hals und zog ihn zu sich herunter, bis sich ihre Wangen berührten. Sie hielt ihn wortlos eine Weile so fest und sagte dann, dass seine Wange eigentlich ein bisschen kratzig sei, und ließ ihn abrupt los. Er ging lachend aus dem Zimmer und machte die Tür zu, während sie schon in ihr Geduldsspiel versunken war.
    Sigrid sah Nachrichten im Fernsehen und hatte die Füße auf den niedrigen Tisch vor dem Sofa gelegt. Sie nahm die Fernbedienung und stellte den Ton leiser.
    »Hast du das Telefon gehört?«
    »Nein«, sagte Edward.
    »Es war deine Mutter.«
    »Ach Gott. Was ist jetzt wieder passiert?«
    »Nichts«, antwortete Sigrid.
    »Das kann nicht sein.«
    Sigrid klopfte auf den Platz

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