Schwiegertöchter (German Edition)
sprechen.«
Jed rammte die Fäuste in die Hosentaschen.
»Er ist unterwegs irgendein Dingsbums kaufen.«
Charlotte blickte sich vage um, als könnte Luke doch im Studio sein.
»Macht nichts. Bleibt er lange weg?«
»Denke nicht«, sagte Jed. »Kaffee?«
»Ich trinke im Moment keinen Kaffee.«
»Würde Koffein dem Baby schaden?«
»Ich will kein Risiko eingehen«, erklärte Charlotte. »Und Luke …«
»Erzähl mir nichts von Luke«, sagte Jed. »Die bevorstehende Vaterschaft hat aus ihm eine alte Frau gemacht. Da wir gerade von alten Frauen reden – ich meine nicht alten, aber älteren –, ich hab neulich einen totalen Deppen aus mir gemacht mit deiner.«
Charlotte wickelte sich den langen Leinenschal vom Hals. »Meiner was?«
»Deiner Mutter.«
Sie hielt mitten in der Bewegung inne.
»Meiner Mutter? Was in aller Welt …«
»Sie war hier«, gab Jed unbekümmert Auskunft. »Wollte mit Luke reden. Und ich – ich hab sie nicht …«, Jed dehnte die Worte, um ihnen mehr Nachdruck zu verleihen, »ich hab sie nicht erkannt. Ich war ja auch nur Gast auf eurer Hochzeit, ich war nur einer der Platzanweiser in der Kirche, oder? Und da kann man ja kaum erwarten, dass ich die Mutter der Braut wiedererkenne, wenn sie plötzlich vor mir steht? Aber nicht doch.«
»Weshalb wollte sie Luke denn sprechen?«, fragte Charlotte.
»Bin ich überfragt. Ich war zu sehr damit beschäftigt, mich wie ein Vollidiot zu fühlen. Sie hat aber auch ziemlich geheimnisvoll getan.«
Charlotte wickelte den Schal weiter ab. »Haben sie miteinander gesprochen?«
»Wer?«
»Mummy und Luke.«
»Sie sind rauf in eure Wohnung gegangen«, sagte Jed. »Die ganzen Treppen. Sie waren beinahe eine Stunde da oben.« Jed lehnte sich ein bisschen vor und glotzte Charlotte an.
»Hat Luke dir nichts davon erzählt?«
»Warum sollte ich nichts davon erfahren?«, fragte Charlotte später.
Sie hatte nach dem Duschen Lukes riesigen weißen Bademantel angezogen und schnitt gerade Tomaten in Scheiben.
»Ich hab vergessen, diesem Obertrottel Jed zu sagen, dass er die Klappe halten soll.«
»Warum nicht?«, hakte Charlotte nach.
Luke lehnte im Türrahmen. Er verschränkte die Arme und starrte auf den Boden.
»Weil ich nein gesagt habe.«
Charlotte hielt im Schneiden inne und fragte: »Nein zu was?«
Luke sagte ruhig und den Blick weiter gesenkt: »Zu einer Idee – einem Angebot –, das deine Mutter gemacht hat.«
Charlotte legte das Messer weg. Sie hielt die Hände unter den Wasserhahn und trocknete sie an der Vorderseite von Lukes Bademantel ab. Dann trat sie auf ihn zu und blieb dicht vor ihm stehen, so dass sie ihn beinahe berührte.
»Was für ein Angebot?«
Luke hob langsam den Kopf.
»Das ist nicht mehr wichtig. Sie hat es gut gemeint, aber es würde nicht funktionieren. Es ist unwichtig.«
»Ist es nicht!«, sagte Charlotte aufgebracht.
»Ich will nicht, dass ein Problem daraus wird.«
»Es wird nur ein Problem, wenn du es mir nicht sagst!«, meinte Charlotte. »Ich werde meine Mutter anrufen, aber wahrscheinlich musste sie dir schwören, mir nichts zu erzählen.«
Luke umfasste Charlottes Handgelenk.
»Okay. Okay. Aber du darfst mich nicht anschreien.«
»Seh ich so aus?«
»Ja«, sagte Luke.
Er drehte sich um, wobei er weiter Charlottes Handgelenk festhielt, und zog sie mit zum Sofa.
»Setz dich.«
Luke setzte sich neben sie und umschloss mit beiden Händen ihre Hand. »Du hörst mir bis zu Ende zu?«
»Ja.«
»Bis ganz zu Ende, damit ich dir erklären kann, warum ich das Angebot deiner Mutter abgelehnt habe?«
»Okay«, sagte Charlotte.
»Dann sieh mich an. Sieh mich die ganze Zeit an.«
»Ich sehe dich an.«
»Deine Mutter hatte einen Plan ausgeheckt«, sagte Luke. »Sie wollte dich überraschen. Ihr Plan war es, für uns ein Kindermädchen zu engagieren und zu bezahlen, für die ersten sechs Wochen nach der Geburt, und sie wollte auch die höheren Mietkosten für eine größere Wohnung übernehmen, weil sie meinte, diese hier sei schon zu klein für zwei Leute und erst recht für drei, und sie glaubt, wir würden das mit den vielen Treppen nicht schaffen. Und ich habe – also, ich habe natürlich danke gesagt, aber ich habe abgelehnt.«
Charlotte öffnete den Mund. Luke hob die Hand und bedeutete ihr zu schweigen.
»Einen Moment noch, Babe. Einen Moment. Ich habe nein gesagt, weil ich keine Hilfe möchte. Ich möchte nicht wie ein unmündiger Junge behandelt werden, der überfordert ist mit einer
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