Schwiegertöchter (German Edition)
nass. Er beschimpfte sie auf jede erdenkliche Weise, und die ganze Zeit, während er redete, saß sie bewegungslos am Tisch, bis Barney unglücklich zu ihrem Knie gekrochen kam und sie aufstörte, als wäre sie in einer Art Trance versunken. Sie bückte sich, um ihn hochzuheben, und stand auf. Kit war von seinem Stuhl geklettert und ebenfalls zu ihr gekommen. »Du kannst mich beschimpfen, soviel du willst«, sagte Petra. »Aber es gehören immer zwei dazu, wie du weißt. Ich gehe jetzt nach Hause.«
»Dann wirst du laufen müssen«, sagte Steve. »Ich fahre dich keinen Meter mehr.«
»Dann laufen wir eben«, sagte Petra. Sie nahm Kits Hand. Sie hoffte, er würde nichts sagen und sich nicht noch einmal Steve zuwenden. Barney hatte die Arme um ihren Hals gelegt und sein erhitztes Gesicht in ihrem Haar verborgen. Er atmete schwer. Sie ließ Kit nur los, um sich ihre Tasche über die Schulter zu hängen, und ging dann an Steve vorbei aus der Küche und blieb auch nicht stehen, als er versuchte, sie aufzuhalten, und mit völlig veränderter, drängender Stimme rief: »Bitte bleib.«
Auf dem kleinen holprigen Parkplatz, bevor es zum Strand ging, hob ein ältliches Ehepaar seinen Spaniel hinten ins Auto. Petra blieb neben ihnen stehen.
»Entschuldigen Sie bitte …«
Sie blickten zu ihr auf, wie sie da stand in ihrem Zigeunerrock mit zerzaustem Haar, ein Kind auf dem Arm und ein anderes neben sich, das sich mit beiden Händen an eine Rockfalte klammerte.
»Könnten Sie mir bitte einen Gefallen tun?«, sagte Petra. »Könnten Sie uns nur ein kleines Stück Richtung Aldeburgh mitnehmen?«
Kapitel 19
Die Bar war voll. Luke balancierte unsicher zwei Biergläser über dem Kopf, aus denen gelegentlich etwas auf seine Hände schwappte, und bahnte sich seinen Weg durch das Gedränge zu Ralph, der in einer Ecke zwei verchromte Barhocker vor einem langen, an der Wand entlanglaufenden Brett ergattert hatte.
Ralph hatte das Jackett ausgezogen und die Krawatte gelockert. Er sah abgekämpft aus und dünn, aber er hatte einen ordentlichen Haarschnitt; die Nägel waren zwar abgekaut, aber er trug Manschettenknöpfe, und seine Schuhe waren blitzblank. Obwohl Ralph so gediegen gekleidet war und Luke nur seine übliche Arbeitskluft aus schwarzen Cargohosen, schwarzem T-Shirt und Baseballstiefeln anhatte, fühlte er sich im Moment eindeutig überlegen und kam sich wie der ältere Bruder vor.
Er stellte die Gläser vor Ralph ab. Ralph seufzte: »Das habe ich jetzt gebraucht.«
Er senkte den Kopf und schlürfte von dem Bier, ohne das Glas zu berühren. Dann hob er den Kopf und wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab.
»Fantastisch.«
»Du siehst echt fertig aus«, bemerkte Luke.
»Es geht mir gut.«
Luke brummte etwas Unverständliches. Er nahm sein Glas und trank einen großen Schluck.
»Und«, fragte er dann, »wie läuft’s?«
»Gut«, versicherte Ralph. »Ich bin gut. Hab diese Woche zwei neue Kunden bekommen.«
»Du bist nicht am Gewinn beteiligt, oder?«
»Nein«, sagte Ralph. »Das sind die Leute vom Quantitive Trading. Aber ich habe Aussicht auf einen Bonus.«
Luke sah zu, wie er trank. »Und wofür wirst du das Geld ausgeben?«
Ralph stellte das Glas ab und starrte hinein. Nach einer Pause sagte er: »Für ein Haus für die Jungs und mich. Und die Prozesskosten.«
»Red nicht so einen Mist«, sagte Luke.
Ralph funkelte ihn an. »Was ist Mist?«
»So ein Gerede. Wie stellst du dir das vor? Willst du deine Kinder ihrer Mutter wegnehmen und sie allein großziehen?«
Ralph murmelte in sein Bier hinein: »Das ist die Idee. Ja.«
Luke entgegnete ruhig: »Du spinnst.«
Sein Bruder schwieg.
»Es würde dir nicht gelingen«, sagte Luke. »Du hast überhaupt nichts in der Hand. Kein Gericht würde einer vollkommen zuverlässigen Mutter zwei kleine Kinder wegnehmen, nur weil du nicht zugeben willst, dass es genauso deine Schuld ist wie die von Petra.«
Ralph wurde wütend. »Sie ist diejenige, die …«
»Ist sie nicht«, unterbrach ihn Luke. »Sie hat keine Affäre gehabt. Es ist irgendeine komische Beziehung, aber kein Sex. Sie hat es Charlotte erzählt.«
»Man muss keinen Sex haben, um untreu zu sein.«
»Und man muss seine Frau nicht die Treppe runterwerfen, um sie zu misshandeln«, sagte Luke.
»Ich misshandele niemanden!«, schrie Ralph.
Einige Leute drehten sich um, und es war plötzlich still in ihrer Ecke.
»Ich misshandele niemanden«, wiederholte Ralph leise.
»Hängt davon ab, wie man
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