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Schwiegertöchter (German Edition)

Schwiegertöchter (German Edition)

Titel: Schwiegertöchter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanna Trollope
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darauf, dass Rachel und Anthony nicht erfuhren, was los war, nicht erfuhren, was für eine qualvolle und fürchterlich langwierige Geburt das gewesen war, die schließlich mit einem Notkaiserschnitt beendet wurde, weil der Herzmonitor anzeigte – schon viel zu lange, nach Edwards Meinung –, dass das Baby in akuter Gefahr war.
    »Nie wieder«, sagte Sigrid.
    Sie lag von ihm abgewandt im Krankenhausbett.
    »Nein.«
    »Ich bin vielleicht ein Feigling, aber das stehe ich nicht noch einmal durch. Das kann ich nicht.«
    Die Geburtshelferin hatte Edward gesagt, dass eine komplizierte erste Geburt sich eher selten auf weitere Geburten auswirke. Aber dies schien Edward kein geeigneter Moment, um Sigrid darauf hinzuweisen. Sie weinte. Sie schien Mariella nicht stillen zu wollen. Sie weinte und weinte und sagte Edward, dass sie eine schlechte Mutter sei, eine durch und durch schlechte Mutter, und etwas Schlimmeres könne es nicht geben, und sie komme einfach nicht dagegen an, unmöglich, und bitte, er solle ihr nicht das Baby geben, bitte nicht, denn dann fühle sie sich noch schlechter, weil sie merke, wie schlecht, schlecht, schlecht sie sei.
    Sigrids Mutter, die Ärztin, war aus Stockholm gekommen. Edward war dankbar, überaus dankbar, sie zu sehen. Sie war sehr nett zu ihm und ruhig und bestimmt im Krankenhaus, und sie setzte Sigrid und Mariella ins Flugzeug und nahm sie mit nach Stockholm, wo sie drei Monate blieben. Edward flog an den meisten Wochenenden hin, um seine Tochter im Arm zu halten und zu füttern und die Windeln zu wechseln und sich von Sigrid sagen zu lassen, dass er ihr nicht nahe kommen solle und was für eine schlechte Mutter sie sei.
    »Nie wieder«, sagte sie ein ums andere Mal.
    Und während dieser ganzen Zeit, während all dieser beunruhigenden Monate, musste Edward Sigrid vor den Ahnungen seiner Eltern schützen, und zugleich durften seine Eltern nicht erfahren, dass ihre Ahnungen wahr, sie jedoch davon ausgeschlossen sein würden.
    »Es liegt an ihrer Mutter«, sagte Rachel. »Eine sehr kühle Frau. Sie war schon bei der Hochzeit so kühl, weißt du noch?«
    »Es ist schwer, ein Baby in einem fremden Land zu bekommen, besonders das erste Baby«, wandte Anthony ein.
    »Sie hat uns«, sagte Rachel. Sie sah Edward an. »Sie hat dich.«
    »Eine Geburt ist etwas anderes.«
    Rachel hatte Anthony angesehen. »Was meinst du?«
    »Ich hoffe, sie kommt bald wieder nach Hause«, antwortete Anthony. »Wir können uns hier um sie kümmern. Wir hätten liebend gern das Baby hier.«
    »Vermutlich ist sie eifersüchtig«, sagte Rachel. »Ich nehme an, es passt ihr nicht, dass Sigi einen Engländer geheiratet und eine englische Familie hat. Nicht dass Sigi sehr viel Wert auf eine englische Familie legen würde. Sie ist immer so betont schwedisch, wenn sie mit uns zusammen ist.«
    »Sie ist Schwedin«, sagte Edward. Er dachte dankbar und zugleich mit schlechtem Gewissen an die geordnete Ruhe der Stockholmer Wohnung, an die hohen Fenster und die hellen Fußböden und Möbel und die besonnene, entschlossene Art, in der Sigrids Mutter mit ihrer Tochter sprach. Es war so anders als das Haus, in dem er aufgewachsen war, anders als die wahllos begeisterte Gastfreundschaft seiner Eltern gegenüber allen seinen Freunden, anders als das farbenfrohe Chaos und die eigenwilligen, lautstarken Unterhaltungen. Er sehnte sich danach, dass Sigi heimkam, und fürchtete sich davor, dass sie Stockholm verließ. Er betrachtete seine Mutter, die einen spanisch inspirierten Eintopf in Schüsseln verteilte, und wünschte sich dringend, er könnte erzählen, dass Sigrid sehr krank war, das aber in England niemand außer ihm erfahren durfte.
    »Er denkt, wir wissen es nicht«, sagte Rachel später zu Anthony.
    »Nun, wir wissen es auch nicht.«
    » Ich weiß es«, sagte Rachel. »Wir dürfen sie nicht im Krankenhaus besuchen, sie wird nach Stockholm gebracht, Edward sieht aus wie ein Geist und will uns ganz offensichtlich etwas mitteilen, was er aber nicht darf. Was in aller Welt soll das anderes bedeuten, als dass Sigrid eine schwere Geburt hatte und jetzt unter einer schlimmen Wochenbettdepression leidet?«
    »Mag sein«, sagte Anthony widerstrebend. »Vielleicht ist auch etwas mit dem Baby.«
    Rachel schüttelte den Kopf. »Nein. Es ist Sigrid. Es ist nicht so gelaufen, wie es sollte, und wir dürfen das nicht erfahren.«
    Anthony stand auf, ging hinüber zu Rachel und legte ihr die Hände auf die Schultern. »Rach

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