Schwiegertöchter (German Edition)
Mariella Brinkley.«
Sie blinzelte. »Wenn ich groß bin …«
»Ja?«
»Dann habe ich Babys und Hunde und vielleicht einen Affen.«
»Werde ich dich besuchen kommen?«
Mariella hob das Kinn für einen Kuss. »Das wirst du müssen. Um auf alle aufzupassen, während ich arbeiten bin.«
Edward hielt inne, als er sich gerade für den Kuss zu ihr beugte. » Arbeiten? Du willst arbeiten gehen?«
Mariella schloss kurz die Augen, als wäre er schwer von Begriff. »Aber natürlich«, sagte sie.
Sigrid stand in der Küche mit dem Telefon in der Hand.
Edward sagte: »Mariella ist versessen darauf, Karriere zu machen, und wir sollen derweil auf ihren Affen aufpassen.«
»Liebend gern«, sagte Sigrid. Sie legte das Telefon zurück auf die Station. »Das war Charlotte.«
»Was war …«
»Am Telefon. Während du bei Mariella warst.«
»Und?«
»Sie möchte, dass wir zum Mittagessen kommen. Wenn deine Eltern da sind, übernächstes Wochenende.«
»Du meine Güte. Ein bisschen ungewöhnlich …«
»Sie hat sehr aufgeregt geklungen.«
»Weil wir alle zum Mittagessen kommen?«
»Wegen irgendetwas jedenfalls«, sagte Sigrid. »Ich weiß nicht, was. Es kann nicht wegen Ralph sein.«
»Wieso Ralph?«
Sigrid fing an, die Teller vom Tisch zu räumen. »Ralph war dort.«
»Bei Charlotte und Luke?«
»Ja.« Sie sah ihn an. »Ich glaube, er war ein bisschen betrunken.«
Edward presste die Fäuste gegen die Stirn. »Gib mir Kraft.«
»Charlotte hat gesagt, sie würden ihm ein Bett auf dem Sofa herrichten. Sie schien das lustig zu finden.«
»Ich wünschte, ich hätte …«
Das Telefon klingelte erneut. Edward wollte abnehmen, aber Sigrid packte seinen Arm, um ihn zurückzuhalten.
»Ja?«, sagte sie in den Hörer und gleich darauf mit betont neutraler Stimme: »Oh, Rachel.«
Edward streckte die Hand automatisch nach dem Telefon aus. Sigrid drehte ihm lächelnd den Rücken zu.
»Das weiß ich leider nicht«, antwortete Sigrid ihrer Schwiegermutter. »Nein, Edward ist bei einem Geschäftsessen und Mariella schläft schon.«
Es folgte eine kurze Pause, und dann sagte Sigrid: »Edward hatte einige Mühe, Ralph dieses Vorstellungsgespräch zu verschaffen. Es war nicht leicht in der derzeitigen Situation.«
Edward trat hinter Sigrid und schlang die Arme um ihre Taille. Zu seiner Erleichterung ließ sie sich nach einem Moment gegen ihn sinken. Er konnte den energischen Ton seiner Mutter aus dem Telefon hören, wie durch eine Wand oder unter einer Bettdecke.
»Ich wüsste nicht, dass er sich bei Edward bedankt hätte«, sagte Sigrid. »Ihm scheint nicht bewusst zu sein, was für einen Gefallen man ihm getan hat.«
Edward schmiegte sein Gesicht in Sigrids Halsbeuge.
»Ich fürchte, da kann ich dir nicht helfen«, sagte Sigrid. »Es tut mir leid, dass Petra auch im Dunkeln tappt, nicht Bescheid weiß. Er taucht bestimmt wieder auf. Vielleicht feiert er nur ein bisschen. Ja, ja, natürlich. Ich werde es Mariella ausrichten. Sie würde dir bestimmt Küsse schicken, wenn sie noch auf wäre. Ja, danke. Mach’s gut. Liebe Grüße an Anthony.«
Sie drückte das Telefon aus.
»Du hast mich gerettet«, sagte Edward in ihren Nacken.
»Nur für den Moment.«
»Warum hast du ihr nicht vorgeschlagen, Luke anzurufen?«
Sigrid drehte sich in seinen Armen um. »Weil mir nicht danach war.«
Kapitel 9
Rachel schlug vor, dass sie die Strecke nach London fuhr. Wie erwartet, war Anthony einverstanden, denn so konnte er schweigend neben ihr sitzen, Classic FM hören und aus dem Fenster auf die Wolken und die vorbeiziehende Landschaft schauen, und sie konnte fahren und nachdenken.
Und sie musste nachdenken. Sie versuchte es schon seit Tagen, entweder allein oder laut in Anthonys Gegenwart, aber Anthony hatte sich an ihrem Nachdenken nicht beteiligen wollen und war ihr aus dem Weg gegangen, weil er entweder selbst nicht wusste, was er denken sollte, oder weil er kein Verständnis für sie aufbringen und darüber nicht mit ihr streiten mochte. Anthony hatte noch nie gern Ursachenforschung betrieben. Wann immer es ein Problem gegeben hatte, bei dem es um zwischenmenschliche Beziehungen ging, hatte Anthony den gequälten Ausdruck eines Hundes angenommen, von dem verlangt wird, auf den Hinterbeinen zu laufen, einen verwirrten, fast geschundenen Ausdruck, und war in seinem Atelier verschwunden. Wenn Rachel ihm dann dorthin folgte in ihrem Bedürfnis, alles genau zu analysieren und Erklärungen zu finden, äußerte er allenfalls etwas wie:
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