Schwiegertöchter (German Edition)
Zehnpfundschein dazugelegt –, hatte er eine Menge Zeit in Aldeburgh verbracht, um dort nach ihr Ausschau zu halten. Petra hatte zwei kleine Jungen erwähnt, und obwohl er eine Reihe zierlicher Frauen mit Kindern gesehen hatte, war sie nicht dabei. Aber Steve hatte es nicht eilig. Er hatte den ganzen Sommer Zeit, um seine Runden an der Küste von Aldeburgh zu machen. Von der vier Meter hohen, Benjamin Britten gewidmeten Muschelskulptur im Norden den ganzen Weg hinunter bis zur Südspitze der Stadt, wo sich gleich hinter dem Strand eine Reihe schmaler, hoher Wohnhäuser allmählich in den sumpfigen Ebenen zwischen Fluss und Meer verloren. Er hatte Petras Karte in der Tasche. Sie hatte sie mit dem Schein als Spende an den Direktor des Naturreservats geschickt, und der hatte sie an Steve weitergegeben und gesagt, da er der einzige Steve sei, den sie gemeint haben könne, solle er das hübsche Bild bekommen. Und es war wirklich ein hübsches Bild. Ohne dieses Bild und die Arbeit, die sie sich offensichtlich damit gemacht hatte, wäre er wohl nicht losgezogen, um sie zu suchen. Aber dieses Bild und die Erinnerung an ihre schlafende Gestalt im Sand vereinte sie in ihm zu etwas, das ihn neugierig machte. Und so wanderte Steve nach Feierabend und an seinen freien Tagen durch Aldeburgh, aß Fisch und Chips und saß am Strand und wartete.
Eines Nachmittags sah er sie schließlich. Er stand vor der Grundschule, bewunderte das kleine leuchtende Bootsrelief in der weißen Mauer und wollte gerade nach Hause gehen, als sie plötzlich auftauchte. In einem Buggy saß ein kräftiges Baby, neben ihr lief ein kleiner Junge, der leise, aber durchdringend quengelte, wie Steve es von den Kindern seines Bruders kannte.
Er trat vom Bürgersteig vor sie auf die Straße.
»Hallo«, sagte er.
Petra sah ihn verständnislos an. Als sie ihn erkannte, hellte sich ihre Miene auf, und sie lächelte ihn an. Sie trug eine mit indischen Mustern bestickte Tunika zu Jeans und Sneakers, und ihr Haar hing ihr in einem langen Pferdeschwanz über die Schulter.
»Hallo.«
Er streckte die Hand aus. »Ich bin Steve. Aus Minsmere. Erinnern Sie sich?«
Sie nickte und sagte zu dem kleinen Jungen: »Ich bin dort im Sand eingeschlafen, und der Autoschlüssel ist mir aus der Tasche gefallen. Der Mann hat ihn gefunden.«
Kit hörte auf zu quengeln. Er blickte unsicher zu Steve, der vor ihm in die Hocke ging. »Ich habe Neffen, die in deinem Alter sind.«
»Ich bin drei«, sagte Kit wachsam.
»Das möchte ich wetten.«
»Ich hab einen Bagger.«
Steve stand auf. »Du Glückspilz.«
Petra sagte: »Was machen Sie in Aldeburgh?«
Er lächelte sie an. »Nach Ihnen suchen.«
»Wirklich?«
Er zog die Karte mit ihrem kleinen Bild aus der Tasche. »Die trage ich schon seit Wochen mit mir herum.«
»Ich will nicht, dass Sie mich verfolgen«, sagte Petra.
»Nein«, beschwichtigte er sie. »Ich hab nur gewartet. Ein bisschen gehofft.« Er sah wieder zu Kit. »Wie heißt du?«
»Kit.«
»Und er?«
»Barney«, sagte Kit, und dann: »Er isst andauernd.«
Steve lachte und bestätigte mit Blick zu Barney: »Sieht so aus.«
Petra musterte ihn und sagte dann, als hätte sie gerade einen Entschluss gefasst. »Wir gehen zu meinem Schrebergarten.«
Steve nickte. Zögernd fragte er: »Darf ich mitkommen?«
»Okay …«
Er zeigte auf Barneys Buggy. »Soll ich ihn schieben?«
Petra trat zur Seite. »Ist gut«, sagte sie, und dann: »Ich bin verheiratet.«
»Das habe ich mir schon gedacht.«
Petra nahm Kits Hand. »Seit vier Jahren.«
»Das ist kein Problem.«
»Wieso sollte es eines sein?«
Steve schob Barney in Richtung der Schrebergärten.
»Ich meine, ich mag Sie so oder so. Ich mag Sie dafür, dass Sie im Sand eingeschlafen sind und dass sie den Kiebitz gemalt haben. Sie sind anders.«
»Das macht es nicht unbedingt einfacher, anders zu sein«, sagte Petra. »Kit ist auch anders. Stimmt doch, Kit, oder?«
Kit schaute an seiner Mutter vorbei zu Steve, der den Buggy schob. Er dachte, dass er normalerweise nicht ihre Hand halten konnte wegen des Buggys, und er hielt gern ihre Hand und fand es gut, dass nun auch ihre andere Hand frei war. Er musterte Steve beifällig.
»Ja«, antwortete er seiner Mutter.
»Ich will nicht über so etwas reden«, sagte Petra zu Steve. »Ich will nichts davon hören. Ich bin im Moment nicht besonders gut drauf. Ich war auf dem Weg zum Schrebergarten, weil ich mich dort wohler fühle, er beruhigt mich.«
»Ist mir recht«,
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