Schwiegertöchter (German Edition)
haben ihretwegen einen Krach gehabt.«
»Dann lass das nicht mehr zu.«
Charlotte warf ihrer Mutter einen Blick zu. »Bist du wirklich so gelassen? Findest du wirklich, dass sie das Recht hat, so mit mir zu reden?«
Marnie lächelte Charlotte an. »Eigentlich würde ich sie am liebsten umbringen.« Sie konnte Charlotte jetzt noch lachen hören. Charlotte hatte den ganzen Weg von der Tür über die Einfahrt bis zu ihrem Auto gelacht, war eingestiegen, hatte den Motor angelassen, lautstark Musik aufgedreht und war dann in einer Lärmwolke davongefahren.
Marnie beugte sich über das Papier. Der Trick beim elterlichen Umgang mit ihren erwachsenen Kindern bestand darin, den Mund zu halten. Jedenfalls wenn man wollte, dass sie einem etwas erzählten.
»Hier ist Luke«, sagte Luke in die Gegensprechanlage.
»Luke«, antwortete Sigrid überrascht.
Sie bügelte gerade in der Küche, Mariella war im Bett und Edward hatte sich mit Ralph getroffen, der am Nachmittag unverhofft bei ihm im Büro aufgetaucht war und gesagt hatte, er brauche Hilfe.
»Wobei?«, wollte Sigrid wissen.
»Keine Ahnung. Er wollte es mir nicht sagen, bevor wir uns nachher treffen. Ich werde ihm ein Bier und ein Steak spendieren und ihn in den Zug nach Suffolk setzen.«
»Deine Familie …«
»Es wird nicht spät werden. Gib Mariella einen Kuss von mir. Und sei froh.«
»Froh worüber?«
»Über deine liebevolle, weit entfernte Familie …«
»Ist alles in Ordnung?«, fragte Sigrid Luke über die Sprechanlage.
»Es geht mir gut. Kann ich reinkommen?«
Sigrid drückte den Öffner. Sie hörte die Tür hinter Luke zuschlagen und dann seine schnellen Schritte auf der Treppe zur Küche im Untergeschoss.
»Hallo«, sagte er, kam mit unverminderter Geschwindigkeit auf sie zu und küsste sie auf die Wange.
»Wo ist Charlotte?«
»In einem Frauenfilm. Mit Freundinnen. Ist Ed da?«
»Er ist mit Ralph unterwegs«, sagte Sigrid. »Wusstest du das nicht?«
»Ich weiß überhaupt nichts«, sagte Luke. »Außer, dass Char sich seit jenem Sonntag nicht beruhigen kann, und ich bald durchdrehe.«
Sigrid stellte das Bügeleisen aus und deutete auf einen Stuhl. »Setz dich. Kaffee?«
»Lieber nicht«, sagte Luke. »Davon hatte ich heute schon so viel, dass ich nervöse Zuckungen habe. Ich hätte liebend gern ein Bier.«
Sigrid ging zum Kühlschrank. »Du wolltest also Edward sprechen?«
»Ja, schon. Einen von euch. Euch beide. Ich brauche ein bisschen Hilfe.«
Sigrid reichte ihm eine Flasche Bier über den Tisch.
»Dasselbe hat Ralph zu Edward gesagt.«
»Können wir mal nicht an Ralph denken?«
Sigrid nahm sich einen Stuhl auf der anderen Tischseite. Luke sah sehr jung aus und sehr müde, und sie bemerkte, dass seine Fingernägel abgebissen waren. Das war ihr bisher noch nie aufgefallen.
»Kaust du an den Nägeln?«
Luke trank einen Schluck Bier und zerwühlte sich mit der freien Hand das Haar. »Im Moment mache ich alles. Ich wäre ein Traumkunde für Drogendealer, wenn ich es darauf anlegen würde.«
Sigrid pflückte sich eine Weintraube aus der Obstschale vor ihr. Sie sagte: »Ist es das Baby? Machst du dir Sorgen wegen des Babys?«
Luke schloss kurz die Augen.
»Ich bin total begeistert über das Baby. Es ist mir egal, dass wir erst so kurz verheiratet sind. Es fasziniert mich. Das ist es nicht. Es ist wegen – na ja, wegen Mum und Charlotte natürlich, und weil Charlotte glaubt, Mum würde sie verachten, erstens, weil sie so schnell schwanger geworden ist, und zweitens, weil sie nicht Petra ist und nicht in Suffolk lebt und nicht zeichnen kann. Und jetzt …« Er hielt inne.
»Jetzt?«, fragte Sigrid. Sie aß langsam eine weitere Traube.
»Jetzt will sie, dass Mum sich entschuldigt«, antwortete Luke müde.
Sigrid lachte.
»Warum lachst du?«
»Das wird nie passieren!«
»Nein.«
Luke sagte niedergeschlagen: »Sie hat ihrer Familie zwei Wochen früher von dem Baby erzählt als meiner. Sie hat gesagt, das gehört sich so. Sie behauptet, die Mutter der Mutter sei irgendwie was anderes als die Mutter des Vaters, und jetzt sagt sie, Mums Verhalten würde das nur bestätigen, und wenn sie in Zukunft irgendeine Beziehung mit Mum haben soll, dann muss Mum sich entschuldigen.«
Er führte die Bierflasche zum Mund und trank. Sigrid ging zum Kühlschrank und holte eine zweite Flasche. Sie stellte sie vor Luke auf den Tisch. »Was meinst du?«, fragte sie.
Luke seufzte. »Ich glaube, Mums Verhalten war unangebracht, aber es wird jetzt
Weitere Kostenlose Bücher