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Schwimmen in der Nacht

Schwimmen in der Nacht

Titel: Schwimmen in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Keener
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Frau mit tief dekolletiertem cremefarbenem Kleid. Miss Delgarno streckte ihre langen Finger aus und nahm sich einen Champignon, der sofort in ihrem aufgerissen Mund verschwand. Ihre Brüste schauten weit aus dem V-Ausschnitt heraus und hüpften auf und ab. Ich konnte nicht aufhören, ihr auf die Brust zu starren. Sie trug eine aufsehenerregende Kette mit blauen Saphiren. Das dünne Kleid schmiegte sich so eng an ihren BH, dass man ihre Brustwarzen und die Träger hindurch sah.
    Â«Du hast schon einen tollen Dad», sagte sie mit einem breiten Lächeln. Sie hatte einen blassrosafarbenen Lippenstift aufgelegt und einen kleinen Leberfleck über der Oberlippe. Vater nahm sich zwei Champignonköpfe und stopfte sie sich in den Mund, ganz offensichtlich zufrieden mit sich.
    Â«Was hältst du von all den verrückten Erwachsenen?», fragte mich Miss Delgarno. Sie jonglierte einen Gin Tonic in der Hand und zog an ihrer Zigarette, bis diese rot aufglühte.
    Â«Weiß nicht.»
    Genau genommen dachte ich, dass das eine Frage war, die mehr sie selbst beschäftigte. Aber ich sagte nichts und ging weiter, vorbei an Onkel Max und der Gruppe Männer auf dem Sofa. Mutter stand ganz hinten im Herrenzimmer bei den Bücherregalen und unterhielt sich mit Shell, der sich zu ihr herüber beugte und ihr ins Ohr flüsterte. Mutter sah mich und kam auf mich zu.
    Â«Na, mein Schatz, amüsierst du dich?»
    Auf ihrem Weg in die Küche tätschelte sie mir die Wange. Miss Delgarno und ihr cremefarbenes Kleid gingenin Vaters Arbeitszimmer und kamen zu einer Aufnahme von Glenn Millers «Moonlight Serenade» wieder herausgetaumelt. Vater steuerte die Bar an und machte ihr noch einen Drink. Shell spürte mich vor den Fenstern im Wohnzimmer auf, die auf den Garten hinterm Haus gingen. Die Rosen standen in voller Blüte, kamen in allen Farben daher, beleuchtet von den Strahlern, die Mutter aufgestellt hatte. Ihr grelles Licht erzeugte wirre Schatten auf dem Rasen.
    Hochgewachsen wie ein Baum und mit funkelnden blauen Augen ragte Shell über mir in die Höhe und forderte mich zum Tanzen auf, aber ich genierte mich zu sehr.
    Â«Na dann: Wo ist deine wunderschöne Mutter?»
    Er wankte in Richtung Küche, und ich sah, wie er mit ihr zurückkam. Er umfasste sie, und sie tanzten eine Rumba. Das verlieh dem Wohnzimmer noch einmal einen ganz anderen Charme. Auf einmal stand Peter neben mir.
    Â«Manche hier sind ja ganz schön verzweifelt», sagte er und schüttelte den Kopf.
    Wir standen beim Klavier und sahen zu. Vater ließ Miss Delgarno stehen und löste Shell ab, so dass Shell sich Miss Delgarno schnappte. Aber ich sah Shell zu Mutter rüberschauen, während er mit Miss Delgarno tanzte, sein Blick huschte dann die Wände entlang. Andere eiferten meinen tanzenden Eltern nach, die vor und zurück tippten, Vierteldrehungen machten, und deren Hüften sich wie bei jungen Verliebten im Einklang bewegten. Ich fand es peinlich, stand aber trotzdem da wie hypnotisiert und trank drei Gläser Ginger Ale hintereinander, bis mein Bauch ganz voll war und blubberte. Vaterübernahm galant die Führung, und Mutter zeigte, dass ihr das gefiel, indem sie genießerisch das Kinn hob. Vielleicht erinnerte sie sich an den Tanzabend im College, wo sich die beiden zum ersten Mal begegnet waren. An der Seite meines Vaters, der scheinbar selbstsicher und wild war, hatte sie nicht perfekt sein müssen.
    Â«Siehst du das? Ich weiß ganz genau, wie man führt», rief Vater mir zu.
    Er lenkte Mutter an Shell vorbei, der einen erneuten Schlagabtausch versuchte, Vater aber gab Mutter einfach nicht her. Es war ein Spiel unter Männern, eine Art, meiner Mutter, der Gastgeberin, zu schmeicheln. Dann kam ein neues Lied. Mutter blieb neben mir stehen und erzählte mir lachend, dass Shell eine Restaurantkette mit dem Namen Shell Fish hätte.
    Â«Das ist der reichste Mann in diesem Raum. Du hättest mit ihm tanzen sollen, mein Schatz.»
    Â«Ist mir egal.»
    Â«Irgendwann ist es das nicht mehr.» Und dann zischte sie ungeduldig: «Los, geh und hilf mit dem Abendessen!»
    Die Hauptspeisen wurden auf das Buffet gestellt und dann wieder abgeräumt. Dora und die Caterer trugen eine neue Tischdecke, Dessertplatten mit Goldrand und Silberbesteck auf. Der Kaffee wurde in großen silbernen Kaffeekannen aufgebrüht. Dora bewegte sich aufmerksam von einer Gruppe Erwachsener

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